mit CD (Peter Henisch, Woody Schabata, Hans Zinkl).
Salzburg, Wien: Residenz, 2001.
63 S., geb.; öS 290.-.
ISBN 3-7017-1246-8
Link zur Leseprobe
Ein Jahr nach dem Erscheinen seines Österreich-Romans "Schwarzer Peter", der von der Kritik durchwegs wohlwollend aufgenommen wurde, hat Peter Henisch nun "Black Peter's Songbook" sozusagen nachgereicht. Dem schwarzen Peter, einem "ziemlich weißen Neger" aus Wien, der schließlich als Barpianist in New Orleans landet, wurde bereits im Roman eine eigene Stimme verliehen, indem Henisch ihn sich direkt an sein Bar- (und Lese)publikum wenden lässt. Nun geht der Autor aber noch einen Schritt weiter, indem er den Textzeugnissen akustische hinzufügt. Er sei, sagt Henisch, so etwas wie der musikalische Stuntman seines Hauptdarstellers geworden. Zusammen mit den Jazzmusikern Woody Schabata und Hans Zinkl ist er darüber hinaus zu einer Hörspiel(kurz)fassung des Romans gelangt, deren Kernstück die Lieder bilden, in denen Black Peter seine Vergangenheit verarbeitet. Und ganz nebenbei machen wir zusammen mit dem Autor auch einen kleinen Spaziergang durch New Orleans.
Wo könnte er wohnen, der schwarze Peter? Wie wird die Bar aussehen, in der er spielt? Wer ist der imaginäre Zuhörer, den Black Peter an seinen Erinnerungen teilhaben lässt? Henisch hält sich in Louisiana auf, als er beginnt, am "Schwarzen Peter" zu arbeiten. Und auf den Streifzügen durch diese "eigentlich unamerikanische" Stadt weiß er das Besondere des Genus loci einzufangen und uns ebenso in seinen Bann zu ziehen, wie ihn selbst die Mississippi-Metropole längst gefangengenommen hat. Wir begegnen Musikern im Park, Kellnern und Taxifahrern - und vor allem dem Schwarzen Peter, aber das eigentlich schon wieder mehr in Wien.
Der Titel ist nämlich ein wenig irreführend. Das "Songbook" an sich ist zwar tatsächlich in erster Linie ein solches und enthält vor allem die Texte von "Peters Liedern". Die CD geht aber weit darüber hinaus. Denn stehen zwar auch hier die Blues- und Jazzklänge im Mittelpunkt, die versuchen, Louisiana mit Ostösterreich zu verbinden, so nehmen doch die "Zwischentexte", die die Handlung und die Atmosphäre des Romans wieder in Erinnerung rufen sollen, einen sehr wichtigen Raum ein.
Wir sind ein Jahr nach Erscheinen von "Schwarzer Peter" noch einmal zu einer Lesung eingeladen. Denn bereits in der ersten Nummer, wenn uns Henisch erzählt, dass Wien eigentlich gar nicht an der Donau, sondern am Donaukanal liegt, erinnern wir uns, dass wir das alles doch schon einmal gelesen haben. Böse Zungen mögen behaupten, wir bekommen lediglich wieder erzählt, was wir nach der Lektüre des Romans eigentlich ohnehin schon wissen. Das macht aber nichts. Passen wir uns dem Trend zum Hörbuch an und lassen wir uns eben ein wenig vorlesen. Das kann der Autor nämlich recht gut.
Singen kann er aber auch nicht schlecht. Und davon hätten wir vielleicht gern ein wenig mehr gehört. Henisch spielt lieber den "halbbetrunkenen Pianisten", der "vor sich hin brabbelt". Schade. Er hat aber immerhin seine Kunstfigur erfolgreich zum Leben erweckt, und wir können uns freuen, dem sympathischen Protagonisten seines Romans wieder zu begegnen. Und diesmal wirklich in der Bar. In New Orleans.
Sabine E. Selzer
23. April 2001