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Alois Hergouth: Magische Räume.

Frühe und späte Gedichte und kleine Prosa.
Graz: Styria, 1999.
119 S., brosch.; öS .-.
ISBN 3-222-12677-1.

Link zur Leseprobe

Einem breiteren Lesepublikum dürfte Alois Hergouth kaum ein Begriff sein. Zwar hat der gebürtige Grazer seit 1953 immerhin etwa zwanzig Gedichtbände veröffentlicht, dies aber meist in kleineren steirischen Verlagen. Der Plan des Styria-Verlages sah ursprünglich vor, einen schmalen Band mit unveröffentlichten Gedichten des Autors herauszubringen. Der mittlerweile 74jährige Hergouth entschied sich jedoch dafür, neben Unbekanntem auch schon veröffentlichte Gedichte und Texte aufzunehmen: nämlich solche, die für den Autor - aus welchem Grund auch immer - von besonderer Bedeutung sind. "Es sind die ihm liebsten, die ihm wichtigsten, die für ihn gültigsten Texte [...] aus den Jahren 1945-1999: die Summe seines Lebens", so seine verlegerische Betreuerin Elke Vujica (S. 119).

Um es gleich vorwegzunehmen: Wer sich moderne Lyrik und Prosa, formale wie inhaltliche Experimente oder einfach sperrige Texte erwartet, der wird enttäuscht sein. Denn Hergouth ist ein (durchaus im Wortsinn) konservativer Dichter, ein Bewahrer der Form wie der Erinnerung an Vergangenes. Der Band entspricht inhaltlich dem, was mit der "Summe seines Lebens" bezeichnet wurde. Die Kindheit wird beschworen, etwa im Gedicht "Kinderspielplatz" oder dem Text "Vorspiele": ein behütetes Reich, dem das Kind langsam entwächst, dabei lernend, daß die Grenzen des Kinderzimmers ebensowenig Gültigkeit haben wie diejenigen der Straße, der Stadt, der Welt: "Wenn es anders wäre, könnte man nichts mehr erwarten, nichts mehr fragen und nichts mehr erfahren." (S. 20) Gerade diese Unendlichkeit des Lebens "all-inmitten" wird zum täglichen Antrieb, zum Motor der Neugierde. Ein weiteres Thema: die Zeit des Kriegs. So in der Erzählung vom Blinden, dessen letzte Bilder an Tote, Explosionen und Zerstörung gemahnen. Im Gedicht "Die toten Soldaten" das gleiche Motiv: "Wir waren nichts als blinde Schachfiguren./ Man schob uns vor und schob uns in den Tod." (S. 55) Später dann Zweifel über die eigene bürgerliche Existenz: "Manchmal soll man es wagen: / Aufstehn und Fortgehn." (S. 38) Dieses Aufbäumen gegen die Gewohnheit des Lebens führt bei Hergouth jedoch nicht in die Gesellschaft, sondern in die Einsamkeit der Natur. Gegen Ende des Lebens dann der Gedanke an den eigenen Tod, an den man doch nicht glauben kann, ehe er da ist. "Schwer wird es sein,/ so plötzlich gehen zu müssen - /mitten am Tage vielleicht,/ oder abends,/ bevor die Konzerte beginnen./ [...] Und das Buch auf dem Tisch/ nicht zu Ende gelesen." (S. 49)

Meist findet man in den Gedichten und Prosatexten keine dämonischen Erinnerungen, sondern eher ein durchaus lustvolles Zurückschauen auf das eigene "Teil sein inmitten": "Am besten ist es, die Augen zu schließen, zu warten, bis alles noch einmal beginnt." (S. 86) Selbst die gelegentlich aufkommende Schwermut stört nicht den Glauben an das Leben, an das Glück der Gegenwart: "Die Welt ist meine Kirche,/ der Himmel mein Altar./ Hier bin ich, all-inmitten,/ umblüht von Traum und Jahr." (S. 13), so Hergouths dem Band vorangestelltes Bekenntnis "Credo". Wem dies noch nicht genug ist, der sei auf das Abschlußgedicht verwiesen, in dem die Lebensfreude geradezu gefeiert wird: "Erde, ja! Ich glaub an dich. / Dank dir, daß ich lebe, / daß ich deiner Sonne mich, / deinem Traum ergebe." (S. 118). Nicht alle Texte sind allerdings so hausbacken wie der zuletzt zitierte; zeitweise findet man in dem Band durchaus Bemerkens- und Nachdenkenswertes. Ob dies allerdings genügt, um magische Räume zu eröffnen, wie der Titel verspricht?

Peter Stuiber
29. Juli 1999

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