Ein Knall. Und dann überall rot. Decke und Arme, Kopf und Spülbecken. Ich taumle und wische mir mit dem Handrücken über die Stirn. Da rot, dort rot. Selbst schuld. Wer mit einem alten Druckkochtopf Tomaten zu Sauce kocht, sollte in dieser Zeit keine zwanzig Minuten telefonieren. Jetzt habe ich die Bescherung. Vesna, Putzfrau, Freundin und Partnerin in vielen schwierigen Lebenslagen, wird sauer sein. Erst vorgestern hat sie die Küchenkästen gewischt. Gismo sitzt unter dem Tisch, hat die Augen weit aufgerissen und sieht ansonsten aus wie immer: ein orangeroter Streifen geht quer über ihre Brust, aber das ist normal, keine Spuren von explosionsartig verteilten Tomaten. Meine Katze ist das Einzige, was sauber geblieben ist. Ich beginne herumzuwischen, registriere dann erst, dass die Gasflamme am Herd noch immer brennt, drehe sie ab. Wie können sich drei Kilo Tomaten derart gleichmäßig über zehn Quadratmeter verteilen? Nach einer halben Stunde sind wenigstens Esstisch, Sessel und Boden halbwegs gesäubert. Die Decke wird man neu streichen müssen. Den zerstörten Druckkochtopf habe ich zur Eingangstür gestellt, er soll sofort in den Müll. Ich weiß besser denn je, warum mir diese Dinger unheimlich sind. Ich bin keine schlechte Köchin vor allem, wenn es um venetische Gerichte geht. In letzter Zeit aber scheine ich unaufmerksam zu sein. Dabei ist nichts los. Gar nichts.
(S. 7.)
© 2003, Folio, Wien, Bozen.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.