Das Leben im Schmerz. Das, was an Leben im Schmerz zu hören war. Das, was vertilgt werden sollte. Das, was Menschen sich im Schmerz retten konnten. Ihre Stimme hätte von diesen Qualen berichten sollen. Damit die Masken weinen konnten und wieder zu normalen Gesichtern. Nachdem die Stimme der Sängerin gebrochen. Nachdem die Stimme der Sängerin das Leben gestanden hatte. Und alle Schrecklichkeiten. Alle Schrecklichkeiten. Alles Schrecklichkeiten, die möglich. Und es waren nicht ihre. Es waren nicht ihre Schrecklichkeiten. Es waren die Untaten aller vor ihr. Es waren ewige Erbschaften. Es war der Großvater, der die Fahrpläne für die Transporte gemacht hatte. Der sich genau überlegt. Der genau ausgetüftelt hatte, wie viele Züge man wohin. Und nicht zu lange auf den Geleisen stehen lassen. Aber er hätte sich keine Gedanken machen müssen. Es hätte niemanden interessiert. Die Züge hatten tagelang herumstehen können. Es hatte sich niemand gefragt. Es wird schon seine Richtigkeit haben. Hatten die alle gesagt. Und am Abend Opernarien im Radio.
(S. 40)
© 2004, Fischer, Frankfurt am Main.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.