Bruchstücke vom Wahnsinn
Wer Beamte sät, wird Wahnsinn ernten.
Gegen den Wahnsinn gibt es nur ein Mittel, man darf ihn ja nicht belächeln oder abwinken, man muß den Wahnsinn gernhaben und auf allen Linien unterstützen.
Und an anderer Stelle: Man muß den Wahnsinn lieben wie sich selbst. Wer den Wahnsinn, dann Abbruch.
Diesen Sätzen, die auf ein DIN-A-4 Papier getippt sind, ist sodann ein Tonband beigefügt, auf dem sich mindestens fünf verschiedene Fingerabdrücke befinden.
Das Tonband ist unbespielt, muß aber ein paar mal im Leerlauf gespielt worden sein, da es einige Einfalzungen in Längsrichtung aufweist.
Im Papier heißt es weiter: In der ursprünglichen Fassung hätte der Weg des Beamten zum Rednerpult mit einem Schützenmarsch von Gänsbacher unterlegt werden sollen, dann konnten wir aber die Musik nicht unterlegen, weil unsere Platte völlig zerkratzt und unspielbar ist. Ein zweites Plattenexemplar war in dieser kurzen Zeit nicht mehr aufzudertreiben, sodaß wir in der Rohfassung den Beamten ohne jegliches Geräusch zum Pult gehen lassen mußten, ein völliger Wahnsinn übrigens, da immer Husten und Applaus das Auftreten von höheren Beamten begleiten. Offensichtlich ist in diesem Zusammenhang ein - Videoband im Spiel, von dem wir aber überhaupt keine Ahnung haben. Dem Papier ist ein kleiner Papierstreifen angeheftet, der beim ersten Hinsehen wie ein Mikrofilm ausschaut. Erst wer sich die Mühe macht, auch diesen Papierstreifen ein paarmal interessiert hin und her zu wenden, entdeckt mit der Zeit eine blasse Schrift, die an einen Kassiber erinnert. Ihr Geruch war dermaßen stark, daß wir zusätzlich noch einen Fensterflügel öffnen mußten, den einen hatten wir schon offen, weil der frisch verlegte Schafwollboden wahnsinnig nach Kopfweh roch. (Da haben wir es wieder.) Jemand nannte sie Braunvieh. (S. 89)
© 1999, Helmuth Schönauer und Sisyphus, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags.