unsere Haare sind naß, du zeigst mir einen Tag aus deiner Kindheit, ich schreibe mit den Fingern in die Luft, ich zeichne dein Lachen nach, die Indianer schießen mit Pfeilen über die Straße, wir schießen zurück, dann ists schon vorbei, da kommt die Mutter des Freundes, dann ist das Spiel beendet, es klopft an der Tür, es ist Paul, der im Türrahmen steht, es klopft an der Tür seit ich kein Kind mehr bin, ist der Schneefall anders der Regen, seit ich mich aus der Kindheit fortbewegt habe, ändert der Wind beständig die Richtung, manchmal kann ich dich deshalb in den Fingerspitzen spüren, ich kann nicht zurückgehen, weil ich keinen Anfangspunkt habe und gehe dann irgendwohin, sagt Paul, weil ich mich nicht erinnern kann, kann ich dir auch nichts erzählen, kann ich dir keine Fragen stellen, weil ich sie vergessen habe die Antworten, bloß weil du aus der Kindheit gefallen bist, sagt Irina (S. 5)
wiedereinmal vorfrühling oder sommer ich frage mich die ganze zeit ob ich dem vorfrühling gemäß angezogen bin ist es mir nun zu kalt oder zu warm ich schaue auf die anderen spaziergänger sie sind alle im wesentlichen angezogen ich frage mich ob es richtig ist wie ich angezogen bin ob ich nicht doch zurückkehren sollte um mir einen mantel überzuziehen ich gehe weiter ich lasse den mantel zurück übertrieben angezogen oder untertrieben ich bin noch nicht zuendegestürzt ich seife mir die oberschenkel ein ich seife mein glied ein ich sehe mein glied an das kalte wasser im nacken ich spüre das kalte wasser am kopf das niederprasseln auf meinen kopf spüre den kopf die kälte den kopf in die stille reden sich in die stille hineinreden es regnet auf den kopf ein ich rede in die stille hinein heute nur noch für mich in die stille hinein aus dem nichts heraus (S. 105)
(c) 1998, Ritter, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.