Unaufhaltsam glitt ich der fremdartig neuen Welt der Pubertät entgegen. Nicht mehr Kind und noch nicht Jugendlicher; innehaltend in einer flüchtigen Fugenritze der Entwicklungspyramide. Waren die schulischen Vormittage samt anschließenden Hausaufgaben unter mütterlicher Aufsicht nach wie vor streng strukturiert, so gehörte die Zeit danach bis zum Abendessen mir alleine. Unendlich kostbar erschienen mir diese Stunden, in denen ich niemandem Rechenschaft ablegen mußte. Ob ich mich zum Jungscharbesuch rüstete, das markante "Smoke On The Water"-Riff in Einzeltönen auf der Gitarre nachhackte, oder einfach vor dem Fernseher hing, um mit "Daktari" den schwarzweißen Urwald zu durchkreuzen - mein Anspruch auf Freizeit wurde elterlicherseits vollinhaltlich respektiert (von Tischdecken unf fallweisem Mistausleeren mal abgesehen).
Doch keine Regel ohne Ausnahme. In diesem Fall war es der späte Samstagnachmittag - hineinreichend bis in den Abend -, an dem ich mich, ebenso wie Ronnie, dem Familienobersten zu beugen hatte. Die Samstage verbrachten wir bei den Hundsbichlers, und nur Erdbeben, Kriegsausbruch oder Sekundentod hätten Papa davon abgebracht, den traditionellen Besuch bei der schwägerlichen Familie abzublasen.
(S. 64)
© 2003, Edition va bene, Wien, Klosterneuburg.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.