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Leseprobe: Fritz Widhalm - "mr. elk und mr. seal"

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Donnerstag, 12. Februar, 14.58 Uhr
der meister der schriftkunst bedient sich des alphabets, kennt seine kompositorische strenge, kann mehrere selbständige wandlungslinien miteinander verflechten und alle darstellungsarten in sich aufnehmen wie bericht, beschreibung, gespräche, monolog, brief usw., wobei sich der meister der schriftkunst in lässiger objektivität verhüllen oder als erklärender, reflektierender, zuweilen auch ironisierender sprecher einschalten kann. die zeitliche wie räumliche ausdehnung des dargestellten ist ebenso unbegrenzt wie die zahl der geschilderten personen, sagt mr. elk.
[...]
die jungs von der stripteasegruppe genossen öfter einmal das vergnügen, während der dienstzeit und auf kosten des hauses einen guten schluck trinken zu dürfen, nämlich jedesmal dann, wenn sie einen freier seiner bestimmung zugeführt hatten, egal ob es sich nun um einen glatzkopf, einen kotbauch oder den generalsekretär eines literaturvereins handelte. ich schloß für einen moment die augen, riß mich innerlich an meiner möchtegernunmoral hoch und blickte diogenes starr und sehr gefestigt an. ich griff quer über den nierentisch in den kühlschrank und nahm einen eiswürfel aus dem kunststoffeiswürfelbehälter im gefrierfach.

werkstoff, sagt mr. elk, stoff, aus dem durch be- und verarbeitungsverfahren halbfertig- oder fertigwerke hergestellt werden. prosa, sage ich.

werkgemeinschaft, sagt mr. elk, die gemeinschaft aller in einem werk tätigen figuren. art der menschenzeichnung, sage ich.

werkspionage, sagt mr. elk. streng vertraulich. dieser werkfuß soll im jahr 2000 fertiggestellt und als buch veröffentlicht werden. dieses buch kann ebenso dem leichten unterhaltungsbedürfnis durch stoffliche und spannungsreize wie dem lernbedürfnis durch beschreibung fremder umwelt oder das geschichtliche seines stoffes wie dem ideellen bedürfnis durch ergründung der inneren ordnungen des lebensganzen dienen, sage ich.

dummsinn, sagt mr. elk, ein hauptmangel bei eseln infolge herabsetzung des bewußtseins durch unheilbare krankheit des gehirns, die allmählich oder als folge akuter gehirnwassersucht entstanden ist.

© 1999, Blattwerk, Linz, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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