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Leseprobe: Clemens Lindner - "Weißer Mohn."

Ein Herz erlischt – und sacht Die Nebel fluten und steigen – Schweigen! Schweigen.

Karla war früher mit Hauser einige Male hier gewesen. Sie hatte sogar das Grab gepflegt und manchmal frische Blumen hingelegt. Wie eine Witwe, die das Andenken an ihren geliebten Mann hochhält.
Es war eine Zeit, in der sie glücklich gewesen war und in der sie geliebt wurde. Ihr blieb immer die Hoffnung, dass sie Hauser hier irgendwann wieder treffen könnte. Wo sonst, wenn nicht am Grab Trakls?
Manchmal dachte sie, Hauser läge im Grab. Sie träumte oft von seinem Tod und wollte ihn verhindern. [...]
Hauser war von einem Tag auf den anderen wie vom Erdboden verschluckt. Er hatte sich nicht verabschiedet. Er hatte nichts gesagt.
(S. 21)

Man ist müde, verbraucht. Man raucht die letzte Zigarette, lange. Man ist auch lange gegangen, hat viel gesehen und gar nichts. Weitergetrieben wird man nur wie ein Blatt. Es fällt draußen auf den Bahnsteig. Die Subway donnert darüber. Spiderman hat Urlaub. In der Garnitur fahren herein: Gesichter, einmal, viele Male.
Erforscht wird wieder die Stadt, bis kein einziger Punkt mehr übrig bleibt: Man findet endlich einen weißen Fleck, der unentdeckt ist bis jetzt, einfach nicht eingezeichnet auf dem Plan. Doch anstatt etwas zu sagen wie die Dichter früher,
schweigt man, schweigt man beharrlich sich aus.
(S. 90-91)

Vierzehnter Brief
Ich schließe die Tür zum Schlafzimmer, um mit mir allein zu sein. Kein Mensch darf mich jetzt stören. Es ist unsere gemeinsame Stunde!
Doch einen Tadel schicke ich zu dir. Deine Anrufe werden spärlicher. Hast du eine neue Freundin?
Angel kocht. Er macht nichts Anderes mehr. Seinen Job ist er los. Jetzt sitzt er den ganzen Tag im Haus. Auch sein Bruder läuft nervös im Zimmer hin und her. Beide trinken Bier. Ich höre die Kronen auf den Boden fallen.
Männer finden immer einen Grund, sich zu betrinken. Draußen scheint der Mond. Sein Licht ist heute besonders kalt. Ich hoffe, dass ich in ein paar Wochen in eine andere Gegend ziehen kann. Auf Dauer möchte ich nicht hier hängen bleiben.
(S. 126)


© 2009 Skarabaeus, Innsbruck-Bozen-Wien.

 

 

 

 

 

 

 

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