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Leseprobe: Judith Pouget - "abgehoben."

Española ist eine ehemals wahrscheinlich hübsche, jetzt ziemlich heruntergekommene Stadt; an den Rändern der typische urban sprawl, Reihenhäuser und Kommerzpaläste, im Zentrum sind viele Geschäfte geschlossen. An der Ausfallstraße finden wir eine Münzwäscherei, wo wir endlich unsere Wäsche waschen können. Ich schlage Adam vor, sich in der Stadt irgendwo eine Bar zu suchen und ein Bier zu trinken. Ich weiß, danach wird seine Laune sich gebessert haben, und dass Adam gute Laune hat, das ist mir wichtig. Adam soll spüren, dass ich auf ihn Rücksicht nehme, dass seine Stimmungen registriert und seine Bedürfnisse erfüllt werden. Adam soll sich in meiner Gegenwart wohl fühlen. Er soll sich sein Leben ohne mich nicht mehr vorstellen können, weil ich mir meines nicht mehr vorstellen kann ohne ihn.

Adam geht also Bier trinken, ich gehe Wäsche waschen. Während ich unsere Kleider in die Maschine stecke, schreibe ich und beobachte daneben meine Umgebung: Frauen, fast durchwegs hispanischer Abstammung, einige davon auffallend schön, die ganze Berge von Kleiderstücken waschen, trocknen und falten, einige Männer, die bei der Arbeit helfen. Ein nackter, heißer Raum, erfüllt von Stimmen und dem Rumpeln der Waschmaschinen. Die Frauen lachen, schwatzen miteinander, Kinder laufen zwischen den Tischen herum. Von der blonden Gringa, die in ihr Spiralheft schreibt, nimmt niemand Notiz. Adam, der eine Bar gefunden und ebenfalls geschrieben hat, kommt heiter und entspannt zurück und holt mich ab; wir lassen Española hinter uns, kaufen noch Steaks und Gemüse, machen uns auf den Weg nach Abiquiu.

In Abiquiu leben längst keine Indianer mehr. Geblieben sind von diesem einstigen Pueblo nur einige Lehmbauten und eine schlichte Adobekirche, die hölzerne Tür versperrt. Neben der Kirche, hinter einer hohen Mauer aus Lehm, liegt der Garten der Malerin Georgia O'Keeffe, die bis zu ihrem Tod hier lebte, eine grüne Oase im Erdbraun der Häuser und Straßen. Zum Fotografieren reicht das Licht nicht mehr; wir fahren weiter, halten an einem General Store an der Straße, um nach Gaskartuschen zu fragen, vergeblich. Wie zur Entschädigung erweist sich dieses kleine Geschäft selbst als ein Erlebnis: In buntem, scheinbar planlosem Durcheinander gibt es hier Lebensmittel, Geschirr, Campingausrüstung, Fischereizubehör, Bücher und Postkarten, eine Hardware-Abteilung, einen Snack-Corner, wo man an kleinen Tischen sitzen und essen kann, dazwischen sind Körbe mit Muffins und anderen Kuchen; von einer Stange hängen Bandanas, ich kaufe eine grau und weiß gemusterte und binde sie an Ort und Stelle um mein Haar; Adam nickt anerkennend zu meinem neuen Kopfschmuck.
(S. 101-103)

© 2010 Mitter Verlag, Wels.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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