logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte

Walter Wagner: jählings verstrichen

Lyrik.
Wien: Albatros, 2010.
99 S.; paperback; Euro 14,50.-.
ISBN 978-3-85219-038-9.

Autor

Leseprobe

Walter Wagners Band "jählings verstrichen" wirkt unscheinbar. Kompakt und klein ist das Buch; Es passt gut in die Jackentasche, ist geziert mit Laub, das orange-golden glänzt.
Ein weiteres Bändchen über die Vergänglichkeit – so lassen Titel und Aufmachung zunächst vermuten.
Die Aufmachung trügt. Zwar geht es in vielen Gedichten um das Verstreichen der Zeit: "was ist und was war/saison mancher sommer/am ende der reise/ein mausklick ein zeichen/gelöscht dann erloschen/verwichene wonnen" heißt es etwa im Naturgedicht wienerwald (S.19). Auch in "laufen", rennt die Zeit davon. In "unheilung" neigt sich der sorgenvolle Tag dem Ende zu. Die Nacht bringt Angst.  
Es geht um Vergänglichkeit, ja.
Es geht noch um viel mehr: Um das Weite, die Welt, das Leben.   
Und vielleicht platziert der Lyriker Wagner gerade deshalb ein Gedicht der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson vornan:  A word is dead/When it is said,/Some say./I say it just/Begins to live/ That day.
Wagner stellt die Vergänglichkeit der Lebendigkeit gegenüber. Seine Wörter leben. Sie stehen für sich, ohne blumig und beschreibend zu sein. Die Sprache ist reduziert. Schlanke, reimlose Gedichte. Trotz der Kürze verlieren sie sich nicht in dem luftigen Layout. (Die Gedichte sind links oben auf den Seiten angelegt.)
Zudem wurde der  Band sorgfältig gegliedert:  fort. lust. unheilung – so nennt Wagner die drei Teile.
Fort führt den Leser hinaus: in den Böhmerwald. Ins Salzkammergut: Etwa nach Gmunden (hotelfront / am ufer/seeschloss/fontäne/genf/war dein einfall/der berg wandte/ich ein der/bergsteigerfriedhof, S.25), nach Hallstatt, an den Attersee. Bis nach Paris, wo Walter Wagner ebenso einige Zeit verbrachte. Zu erwähnen sind auch die Zeilen über die Geburtsstadt Linz, über die Zwerge vom Pöstlingberg. Auch in den Hochwald entführt Wagner. Dabei spielt er wieder – wie schon in seinem Band sternen und stimmen (Resistenz Verlag 2008) – auf Adalbert Stifter an.
Viele Gedichte im ersten Teil fort sind örtlich fixiert. Die anderen Gedichte benennt Wagner ebenso präzise: Seine Titel sind genau. Im zweiten Abschnitt lust heißen die Texte etwa  "literaten", "himmel", "erwachen"  oder ganz einfach "beobachten". Noch weiter hinten,  im dritten, besonders tiefgehenden Abschnitt unheilung,  trifft der Leser auf Gedichte wie  "ratlos", "laufen" oder "geburt".
Gemein ist den Texten, dass sie ohne Groß- und Kleinschreibung auskommen. Ein  für Wagner typisches Stilmittel. Auch Interpunktion fehlt über die weitesten Strecken – nur selten findet sich ein bewusst gesetztes Ruf- oder Fragezeichen.
Wagners Gedichte, in denen sich das lyrische Ich bedeckt hält, regen zum Nachdenken an. Einmal lesen reicht nicht, um sie aufzunehmen. Man muss das Bändchen immer wieder aus der Jackentasche ziehen.

Emily Walton
21. Dezember 2010

Originalbeitrag
Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt - online

Mi, 13.01.2021, 18.00–20.00 Uhr online-Schreibwerkstatt für 14- bis 20-Jährige Du schreibst und...

Grenzenlos? (Literaturedition Niederösterreich, 2020) - online

Do, 14.01.2021, 19.00 Uhr Buchpräsentation mit Lesungen Die Veranstaltung kann über den Live...

Ausstellung
Claudia Bitter – Die Sprache der Dinge

14.09.2020 bis 25.02.2021 Seit rund 15 Jahren ist die Autorin Claudia Bitter auch bildnerisch...

Tipp
LITERATUR FINDET STATT

Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...

OUT NOW flugschrift Nr. 33 von GERHARD RÜHM

Die neue Ausgabe der flugschrift des in Wien geborenen Schriftstellers, Komponisten und bildenden...