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Leseprobe: Hanno Millesi - Granturismo.

Beide setzen sich in Bewegung, stoßen im Finstern aneinander und wissen doch, dass es hier nichts anderes zu tun gibt, als sich auf den Weg zu machen.

Die schmerzliche Lust nicht unterzugehen überkommt alle, die durch dieses Winkelwerk gehen. Der Dichter sagt die Verse dem hölzernen Heiligen zum Abschied, aber der streckt ihnen lediglich seinen prall gesegneten Wanst entgegen.

Seit sich Teddy als Dichter zu erkennen gegeben hat, kommt dem Reisenden jene in seinen Versen immer wieder anklingende Ausweglosigkeit vertraut vor. Er muss an Weinschenken denken, an Wandertage und ans Schwammerlsuchen. Teddy rülpst. Zweifellos hat es hier draußen eine Reihe von Dichtern gegeben. Er würde sich jedoch wundern, wären die nicht allesamt längst verstorben. Sie müssen längst verstorben sein. Deswegen hat man auch ausreichend Gelegenheit gehabt, sie zu vergessen.

Sag ehrlich: Gibt es einen geeigneteren Ort sich nach Inspiration umzusehen, als dieses chaotische System von Gängen, Stollen und Kämmerchen?

Heißt das, … Sie haben gar nicht vor … mit mir gemeinsam den Ausgang zu suchen? Der Reisende sieht einer schlimmen Befürchtung dabei zu, sich zu bewahrheiten. Teddy hätte eine Frage wie diese lieber vermieden: Dichter, wie ich einer war, gibt es da oben doch sowieso längst nicht mehr. Teddys Pupillen wandern unter seine Augenbrauen, als blicke er hinauf und gleichzeitig vor lauter Aussichtslosigkeit hinter die eigene Stirn.

Das würde ich nicht sagen, sagt der Reisende, insgeheim ist er der Meinung, dass Teddy mit seiner Einschätzung gar nicht so falsch liegt. Ob er Versprechungen machen, von einem oberflächlichen Dichterparadies schwärmen soll?

Natürlich hat sich einiges geändert, was allerdings nicht heißt, dass man die … äh … Klassiker nicht zu schätzen weiß. Wahrscheinlich ist dort mittlerweile jeder Mensch ein Dichter. Und jeder Dichter ein so genannter Klassiker, sagt Teddy im Tonfall jener Menschen, die sich sicher sind, dass eines Tages jeder von uns in einer fliegenden Untertasse sitzen wird.

Nein, also… davon kann nun wirklich keine Rede sein …

Was soll einer wie ich unter denen? Der Reisende weiß die Antwort nicht.

Für jeden Dichter wird es irgendwann Zeit, in die Unterwelt hinabzusteigen.

[…]

Man kann auch Dichter sein, ohne ein Wort festzuhalten, sagt Teddy wie einer, der weiß, wovon er spricht. Dichtung, Schätzchen, geschieht. Dichtung aufschreiben hingegen grenzt an Bürokratie, das musst du erst noch verlernen.

Und wie soll dann irgendjemand … wenn Sie kein Wort…, der Reisende hat seine Frage falsch begonnen und kommt nicht dazu, sie zu vollenden.

Dichtung ist es ganz egal, ob sie gelesen wird. Sie interessiert sich auch nicht für Kritik, Lob oder gute Ratschläge. Sie geschieht und wird als solche erkannt.

Heißt das, jeder x-…?

Sie wird vom Dichter erkannt, ergänzt Teddy rechtzeitig, natürlich nicht von jedem…, er macht eine Pause, … Dahergelaufenen.

(S. 64-67)

 

© 2012 Verlag Luftschacht, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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