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Miri92

vor 1 Woche

(2)

Action: ●●

Spannung: ●●●

Humor: ●

Charaktere: ●●

Anspruch: ●●

Erotik:


Inhalt:

Der Journalist Mikael Blomquist steckt in einer Krise. Seine Zeitung droht eine Unabhängigkeit zu verlieren und er selbst wird besonders auf sozialen Plattformen stark angegriffen.

Als jedoch ein berühmter Professor ermordet wird, der über künstliche Intelligenz forschte und dessen Weg sich mit Lisbeths kreuzte, wittert er nicht nur eine große Story, sondern hofft auch, endlich wieder auf seine frühere Weggefährtin zu stoßen.


Meinung:

Bevor ich meine Meinung zum Inhalt des Buches darlegen werde, möchte ich kurz auf den Entstehungshintergrund dieser Fortsetzung eingehen, für alle, die darüber nicht bescheid wissen. Denn der Autor der ersten 3 Bände der (bis dahin) Millenium-Trilogie Stieg Larsson verstarb bereits 2004 mit gerade einmal 50 Jahren an einem Herzinfarkt. Veröffentlicht wurden seine Bücher erst postum 2005 und geplant hatte der schwedische Journalist und Autor eigentlich eine 10-teilige Reihe. Es folgte ein langer Erbstreit zwischen der Familie Larsson und der langjährigen Lebensgefährtin von Stieg, mit der er jedoch nicht verheiratet gewesen war und die deshalb keinerlei Erbberechtigung besitzt.

Und schließlich haben Vater und Bruder Larsson die Rechte an einer Fortsetzung an den schwedischen Autoren David Lagercrantz verkauft, der durch seine Biographie des Fußballers Zlatan Ibrahimovic in Schweden bekannt geworden war.

 Zu Bemerken ist an dieser Stelle noch, dass Stieg Larsson sich selbst als Kommunist bezeichnete, einer der führenden Experten des Landes zum Thema Rechtsextremismus war und in seinen Büchern politisch und gesellschaftlich hoch brisante Themen ansprach, die die (sonst häufig so vorbildliche) schwedische Gesellschaft nicht  unbedingt in einem besonders positiven Licht darstellten. Es ging um kriminelle und antidemokratische Organisationen, Gewalt gegen Frauen und Sexismus.

Nach dieser Vorgeschichtehabe ich nicht nun erwartet, ich habe mir fast vorgenommen, diese gekaufte Fortsetzung nicht zu mögen. Aber ich war in vielen Teilen positiv überrascht.

Die Handlung braucht ein wenig, bis sie in Fahrt kommt, aber dann baut sich nach und nach ein intensiver Spannungsbogen auf, der bis zum Schluss nicht abbricht. Auf den Inhalt möchte ich gar nicht weiter eingehen, aber so viel: großer Gegner Lisbeths ist diesmal die NSA, das große Thema, Künstliche Intelligenz und ihre Folgen für die Gesellschaft.

Ich muss aber sagen, dass ich die Thrillerelemente in dieser Geschichte viel zu typisch fand. Es gibt beispielsweise einen kleinen autistischen Jungen, der aber natürlich Savant ist und nicht nur eine, sondern gleich zwei Inselbegabungen vorweisen kann. Wie könnte es in einer Kriminalgeschichte  auch anders sein.

Außerdem fand ich die Personeninteraktion sehr sehr steif und schmal gehalten. Beispielsweise denkt Mikael relativ zu Beginn der Geschichte über seine Beziehung zu Erika nach und vor allem auch darüber, was ihr Man wirklich darüber denken könnte. Ich hatte erwartet, dass es zu einer Konfrontation der beiden Männer kommt oder zumindest zu einem Gespräch mit Erika. Aber nein, die ganze Thematik wurde danach einfach überhaupt nicht noch ein zweites Mal angesprochen.
Desweiteren fand ich, dass Lisbeth doch einiges an "Wildheit" einbüßen musste.

Und der Thriller als Ganzes ist lange nicht so politisch und gesellschaftskritisch, wie es die drei Vorgänger waren. Die Probleme wurden einfach nicht gesamt betrachtet fand ich. Der NSA-Skandal spielte insgesamt doch eine eher kleine Rolle und das System insgesamt kommt doch ziemlich ungeschoren davon.

Und mein größtes Problem mit dem Buch bestand einfach in der unglaublichen Kommerzialisierung. Die drei Bände waren als Trilogie eine abgeschlossene Handlung, die nicht zwingend einer Fortsetzung bedurft hätten. Die Handlungsstränge waren insgesamt beendet und man hätte Larssons Werk sehr gut als Trilogie belassen können. In diesem vierten Band wird nun ein neuer Handlungsverlauf begonnen, der in diesem einen Band nicht vollständig beendet wird, sondern durchaus das Potenzial hat, über mehrere Bände weiter gesponnen zu werden. Die Geschichte endet nicht mit einem Cliffhanger oder ähnlichem, aber es gibt doch sehr viel Raum für weitere Fortsetzungen. Und dieses Prinzip, ausgerechnet bei diesen Bücher, deren Autor als linker Journalist ein solches Vorgehen sicherlich verabscheut hätte, finde ich einfach nicht unterstützenswert. Ich denke nicht, dass es im Falle einem kommerziellen Erfolg des Buches bei dieser einen Fortsetzung bleiben wird.

Zumal Mikael in diesem Teil als letzter linker Investigativjournalist seiner Art gepriesen und dafür auch angegriffen wird und als solcher durchaus viele parallelen zum verstorbenen Stieg Larsson aufweist- Dies ist mir beim Lesen immer wieder bitter aufgestoßen.

Ich muss sagen, alles in allem bietet dieses Buch eine spannende Geschichte, allerdings reicht es nicht über einen Durchschnittsthriller hinaus und die Figuren haben für mich doch an Faszination einbüßen müssen.


Autor: David Lagercrantz
Buch: Verschwörung

Ausgewählter Beitrag

Floh

vor 23 Stunden

Diese Rezension ist ein absolutes Lob wert!

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