Rezension vom 12.04.2015
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In "Der Untergang Barcelonas" von Albert Sanchez Pinol erhält der geschichtlich interessierte Leser eine historisch genaue Beschreibung der spanischen Erbfolgekriege des beginnenden 18. Jahrhunderts in Romanform verpackt. Erzähler ist der mittlerweile fast 100-jährige Marti Zuviria, Zuvi, der seine Erlebnisse im Rückblick seiner Haushälterin diktiert. Dabei spart er nicht mit deftigen Anmerkungen, die sich auch häufig gegen sie richten. Dies lockert den mitunter recht trockenen Stoff zwar ein wenig auf, hilft aber nicht über alle Längen hinweg.
Zuvi, eine historisch belegte Figur, wird als Jugendlicher Lehrling beim größten französischen Ingenieur seiner Zeit. Vauban revolutionierte die Belagerungstechnik und gibt sein Wissen mittels ungewöhnlicher Lehrmethoden an Zuvi weiter. Schnell entwickelt sich die Ingenieurskunst zur großen Leidenschaft für den aufsässigen und oft rotzfrechen Zuvi.
Von den bei Vauban erworbenen Kenntnissen zehrt Zuvi in vielen Schlachten, die in ihrer Beschreibung oft austauschbar erscheinen. Nach einem mehr als ermüdenden Mittelteil, springt im letzten Viertel des Buches doch noch der Funke über - falls man so lange durchhält. Pinol erzählt sehr leidenschaftlich und mitreißend von den letzten Tagen der Belagerung Barcelonas und der verzweifelten Verteidigung ihrer Bewohner, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
Mein Fazit: dieser Roman beruht auf geschichtlich belegten Fakten und Personen, ist keine leichte Lektüre und somit wohl wirklich nur für geschichtlich sehr interessierte Leser geeignet. Mir war vieles zu detailreich beschrieben und der Mittelteil hätte gut 200-300 Seiten kürzer sein können. Ohne den starken Beginn hätte ich wohl gar nicht erst weiter gelesen. Zwar hat mich das Ende ein wenig mit dem Buch und seinen Hauptfiguren versöhnt, aber insgesamt war die Lektüre eher Arbeit als Vergnügen für mich.
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