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Rezension vom 27.09.2015 (4)
Nichts ist, wie es scheint, oder doch? Was tust du, wenn plötzlich alles, woran du glaubst infrage gestellt wird? Wenn Liebe und Hass eng beieinander liegen? Wenn der freie Willen, für den du kämpfst, dich vor Entscheidungen stellt, die nicht immer einfach sind, die verletzen können oder Gefahr bringen? Dies sind die entscheidenden Themen, mit denen wir uns in Evelyn Uebachs Debüt "Arbitrium - Was immer du willst" auseinandersetzen.
Themen, die nachdenklich stimmen, die manchmal polarisieren, weil das Lesen und sich damit beschäftigen immer subjektiv sind. Wenn wir Ähnlichkeiten und Paralellen erkennen, kann uns das faszinieren oder unwillig stimmen. Manchmal auch beides.
Inhalt:
Zwischen Freiheit und Verpflichtung, zwischen Gut und Böse, zwischen Liebe und Schicksal…
Als Seelenpartner sind Cel und Gray dazu bestimmt, das Königreich zu beschützen. Das war nie gefährlicher: In den Wäldern lebt Risomente, dessen Ziel es ist, den Willen seiner Gegner zu kontrollieren und den Thron zu erobern. Als ein Fremder mit höchst zweifelhaften Motiven in Cels Leben tritt, muss sie sich plötzlich über ihre Gefühle klar werden. Was sie nicht ahnt: Dabei kommt sie ihrem größten Feind gefährlich nahe.
Meinung:Man merkt diesem Auftakt einer Dilogie an, wieviel Mühe dahinter steckt und wieviel Liebe zur Geschichte hineingeflossen ist. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat berühmter Persönlichkeiten, das eine auf den Inhalt abgestimmte Aussage enthält. Das hat mir so gut gefallen, dass ich einige dieser Zitate notiert habe. Sofort wird eine Brücke zu unserer Realität geschaffen und wir fangen beim Lesen an uns damit auseinander zu setzen.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig und auch für junge Leser gut verständlich, ohne an seiner schönen Bildhaftigkeit einzubüßen. Ich bin manchmal durch die Seiten geflogen und musste mich trotzdem immer wieder bremsen. Denn hier ist es wichtig, auf Details und Aussagen zu achten, um nicht die vielen wichtigen Hinweise für die Entwicklung der Handlung und der Charaktere zu verpassen. Damit will ich andeuten, dass dieses Buch wesentlich komplexer ist, als es anfangs den Anschein hat.
Die Handlung wird aus zwei unterschiedlichen Erzählperspektiven geschildert. Einmal in der Ich-Perspektive aus der Sicht Celeynas und wunderschön ergänzend in der Dritten Person aus der Sicht des mysteriösen "R". Aus Celeynas Sicht erfahren wir also immer nur genau das, was auch Celeyna weiß und erfährt. Durch "R" bekommen wir Einblicke, die uns stutzig machen, manchmal zweifeln lassen, aufwühlen und nachdenklich stimmen. Um wen und was es sich dabei handelt, möchte ich allerdings nicht spoilern.
Der Aufbau der Handlung war damit einfach grandios durchdacht. Der Leser tappt genau wie die Figuren im Dunkeln. Wer Geschichten liebt, die nur Schritt für Schritt und Zeile für Zeile ihr Geheimnis offenbaren, wird sich hier sehr angesprochen fühlen. Es ist durchaus nicht einfach eine Handlung so aufzubauen, dass wir weder etwas ahnen, noch vorhersagen können, was als nächstes passiert. Wir haben es durchweg mit einem sehr hohen Spannungsbogen zu tun und nicht selten halten wir den Atem an.
So offenbart sich uns erst nach einiger Zeit, in welcher Welt wir uns befinden, und um welches Thema es sich handelt. Auch die Charaktere bleiben lange undurchsichtig und entfalten sehr langsam ihre Persönlichkeit.
Hier haben wir zunächst Celeyna, oder Cel, die weibliche Hauptfigur. Eine Figur die mit Sicherheit polarisiert, weil sie nicht immer sympathisch und liebenswürdig ist. Stolz, eigensinnig und manchmal ein wenig selbstsüchtig verfolgt sie ihre Ziele (wenn auch immer dem "Guten" dienend). Nicht immer ist ihr bewusst, wenn sie andere verletzt, oder in Gefahr bringt. Oft ist sie sich ihrer eigenen Gefühle im Unklaren. Ich muss gestehen ich habe sie manchmal gemocht und mit ihr gefiebert, aber immer öfter nicht verstanden und schütteln wollen. Auch ein Gefühl des Hasses ist nicht an mir vorbei gekommen. Warum gerade so eine Hauptfigur? Manch Leser wird vielleicht das Buch zur Seite legen, aber ich kann allen nur ans Herz legen, zu bedenken, dass genau der Charakter Cels auf die Handlung abgestimmt ist. Wer sich mit der "Prophezeiung" im Buch auseinander setzt, wird verstehen, was ich meine. Dadurch wird Cel einfach authentisch, glaubwürdig und stimmig für die Geschichte.
Ihr Seelenpartner Gray ist ein liebenswürdiger Charakter. Gefestigt in seinen Handlungen und Entscheidungen, sehr hilfsbereit und empathisch. Ihm ist mein Herz sofort zugeflogen, obwohl ich mir manchmal gewünscht hätte mehr von ihm zu erfahren. Da setze ich einfach auf Band 2.
Bleibt noch der mysteriöse "R". Eine Figur, zu deren Hintergrund ich nicht spoilern möchte. Faszinierend, gefährlich, schlagfertig, rätselhaft zu Beginn. Ebenfalls eine Figur die stark polarisiert, mögen wir ihn, oder nicht? "R" macht in der Geschichte eine wahnsinnige Entwicklung durch. Er offenbart seine Gefühle dem Leser, und wir entdecken eine verletzliche und liebenswerte Seite. Eine Figur, die viel erdulden musste. Klammheimlich hat sich "R" damit zu meiner Liebliingsfigur entwickelt. Aber lest selbst.
Ich fand es grandios immer wieder überrascht zu werden. Ob von den plötzlichen Wendungen in der Geschichte, mit denen ich nie gerechnet hätte, oder von Charaktereigenschaften und Handlungen der Haupt- und Nebenpersonen, die ich so nie erwartet hätte. Gut und Böse ist plötzlich nicht mehr zu unterscheiden und fließt ineinander über. Ein Phänomen, das wir durchaus in der Realität finden und den Roman authentisch machen.
Nicht immer erfahren wir alles über die Personen und rätseln über deren Gefühle. Manch ein Leser mag denken, sie haben zuwenig Tiefe. Aber ich gebe zu bedenken, dass genau das wichtig für die Entfaltung der Geschichte ist und somit würde eine Offenbarung der Gedanken und Empfindungen zuviel vorweg nehmen. Nur so kann der Roman funktionieren.
Was mich sofort angesprochen hat, war die neue, unglaublich gut durchdachte Idee, die diesem Buch zugrunde liegt. Wir befinden uns in einer zukünftigen Welt. Die ehemals übertrieben technisierte Welt hat zu einem Zusammenbruch geführt, wie auch wir sie in unserer heutigen Zeit bald befürchten müssten. Das Verlassen auf die Leistung von Maschinen, auf Kosten der Bildung und Werte der Menschen. Hier begannen die Menschen wieder zu leben wie in früheren Zeiten, um Werte zu achten, ohne jedoch auf allen Luxus zu verzichten. Eine sehr schöne Idee, deren Mahnung an uns wir nicht unterschätzen sollten. Damit wird dieser Roman sehr aktuell, wenn man allein an die Computer- und Konsolensucht unserer jungen Generation denkt.
Das zentrale Thema, das angesprochen wird, finde ich so genial erdacht, dass ich allein hierfür 5 Sterne vergeben möchte. Was würde passieren, wenn wir für unseren freien Willen kämpfen müssten. Wie sähe es aus, wenn unser Wille durch andere gelenkt würde, die damit machen, was sie möchten. Was wären wir dann?
Die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz, denn hat nicht auch sie mit unseren Entscheidungen und eigenen Gefühlen zu tun? Oder ist sie vorherbestimmt? Auch diese Frage stellt sich in dieser Geschichte, ohne zuviel zu verraten.....
Das Ende war zunächst einmal unvorhersehbar und schockierend offen (Mehr will ich dazu nicht sagen), bietet damit aber geschickt den Reiz die Fortsetzung in jedem Fall lesen zu wollen. Ich jedenfalls möchte unbedingt wissen, wie die Konflikte gelöst werden und die Fäden zusammenlaufen.
Fazit:
Mich hat die Geschichte um Cel und Gray oft fasziniert, überrascht, manchmal wütend gemacht, manchmal erschreckt, aber sehr befriedigt, einen wirklich guten Roman gelesen zu haben, zurückgelassen. Eine Geschichte, die unglaublich interessant ist, bei näherer Betrachtung sehr tiefsinnig und in der viel Liebe und Überlegungen der Autorin stecken. Wir sollten uns vor allem ihre Botschaft mit auf den Weg nehmen.
Von mir eine ganz klare Leseempfehlung und ich rechne noch mit einigem Potential nach oben, denn viele Fragen sind noch nicht beantwortet.
Rezension vom 13.09.2015 (9)
Wann bezeichnen wir ein Buch als wundervoll, als Lesehighlight?
Ich persönlich wähle diese Bezeichnungen, wenn ich mich darin so sehr verlieren kann, dass ich meinen Alltag beiseite schiebe und mich in der Handlung wiederfinde. Wenn ich anfange zu träumen, mitzufühlen, mitzufiebern und das Ende der Geschichte vor mir herschiebe, um diese Welt nicht verlassen zu müssen.
Bei Mehliqa Yigits Roman ist es mir definitiv so ergangen. Diese Geschichte um Shahiqa, der Protagonistin, ist mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich nach dem Ende wehmütig das Buch geschlossen habe und schon jetzt die Fortsetzung kaum erwarten kann.
Inhalt:
Shahiqa erwacht in einem Wüstengeröll. Alles, woran sie sich erinnern kann, ist ein Traum, der sich fortan wiederholt: eine Frau im Brautkleid, der jemand eine Nachricht überbringt. Verzweifelt versucht sie, einen Weg in die nächstgelegene Stadt zu finden. Doch wird sie bewusstlos, ehe sie dies schaffen kann. Dem Verdursten nahe, bekommt sie eine Schale Wasser gereicht. Doch glaubt sie, nur wieder geträumt zu haben. Da erscheint vor ihr ein blaues Licht. Dieses weist ihr fortan den Weg.
Der Heerführer Shaheen findet die Bewusstlose am Ufer eines Flusses und verarztet sie. Schließlich findet sie sich in einer ihr gänzlich unbekannten Gegend wieder. Die Menschen tragen seltsame Kleider, sind nur eineinhalb Meter groß und haben spitze Ohren. Shaheen erklärt ihr, dass sie durch ein Portal in die Welt der Dschinn gelangt ist und solange dort bleiben müsse, bis sie sich selbst gefunden habe. Ihr werden Prüfungen auferlegt. Die meisten dienen dazu, ihr Erinnerungsvermögen zurückzuerlangen. Zusammen mit einer Elitetruppe macht sich die junge Frau auf den gefahrvollen Weg.
Meinung:
Ich muss zunächst erklären, dass die Thematik des Buches für mich völliges Neuland war. Ich habe mich vorher weder mit den Dschinn beschäftigt ( abgesehen von Aladdin), noch mit Geschichten aus 1001 Nacht. Und so bin ich absolut unvoreingenommen an die Geschichte herangegangen.
Bereits auf den ersten Seiten hat sich für mich der WOW-Effekt eingestellt.
Was für ein wunderschöner, fast schon poetischer Schreibstil, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Ich finde keine Worte für diese wunderschönen Bilder, die in meinem Kopf entstanden sind und mich zum Träumen brachten:
"Ich schaue nach links, schräg gegenüber neigen sich Äste der gewaltig hohen Bäume, die vielleicht Zeugen der Jahrhunderte sind, unter der Last des schweren Schnees zu Boden."..."Die sich gelegentlich zeigenden Strahlen der Sonne fallen durch die dicken grauen Wolken und bringen das weiße Wunderwerk des Himmels zum Glänzen, wie tausend Edelsteine."
"In größeren Abständen sichtete sie abgestorbene Bäume, ausgeblichen von der Sonne, sodass sie weiß, wie Knochen waren. Trockene Dornenbüsche, die sich an die Felsen festgekrallt hatten, um nicht vom unaufhörlichen, heißen Wind hinfortgerissen zu werden."
( um nur einige Beispiele zu nennen)
Ich hatte während der kompletten Lektüre das Gefühl dabei zu sein. Ich habe die Landschaften, ob Wüste und Ödland, ob fruchtbare Wiesen und Wälder, ob Dörfer und Städte mit orientalischen Märkten in all ihren Details vor Augen gehabt. Jedes Erlebnis Shahiqas habe ich gefühlsmäßig und körperlich geteilt. Ich war einfach dabei.
Unterstützt wurde dieses Gefühl von den sehr liebevoll gezeichneten Charakteren, die man einfach alle in sein Herz schließt. Jede einzelne Figur ist sehr facettenreich und mit viel Tiefe gestaltet. Ich kann mich kaum für einen Lieblingscharakter entscheiden. Ob es die Hauptprotagonistin Shahiqa ist, die zu Beginn aus ihrem Leben gerissen wird und trostlos, verwirrt , ohne jegliche Erinnerung bei den Dschinn zu sich kommt. Ihre anfängliche Angst, ihr Schmerz und ihre schrecklichen Erlebnisse waren für mich so greifbar, dass ich mit ihr zitterte, litt und weinte. Ihre innere Leere teilte. Und doch macht diese junge Frau im Laufe der Geschichte eine unglaubliche Entwicklung mit. Tapfer stellt sie sich ihren Aufgaben, verliert nie den Mut und nimmt an, was auf sie zukommt, immer den Blick nach vorne gerichtet.
Oder ob es der stolze Dschinn Shaheen ist, der selbstlos Shahiqa ihren Weg ebnet, für die Reise, die sie antreten muss. Dabei stellt er die in ihm aufkommenden Gefühle zurück. Er strahlt Ruhe und Selbstsicherheit aus und kann doch aufbrausend sein. Ein sehr faszinierender Charakter. Müsste ich mich entscheiden, würde mein Herz diesen beiden Protagonisten gehören.
Ich kann nur betonen, es lohnt sich, sich mit allen Figuren sehr genau auseinander zu setzen. Denn jede hat etwas Bedeutendes zu erzählen, und gibt dem Leser wichtige Weisheiten und Erkenntnisse mit auf den Weg. Dies ist wichtig um all das zu begreifen, was uns Mehliqa Yigit mit ihrem Roman sagen will.
Gleiches gilt für die Handlung, die sofort in einem hohen Spannungsbogen ansetzt und erst einmal viele Fragen für den Leser bereithält. Diese Fragen und deren Beantwortung ziehen sich über die gesamte Handlung und halten den Leser immer wieder in Atem. Es lohnt sich wirklich sehr sorgfältig zu lesen, denn in der Geschichte steckt nicht nur eine einfache spannende Handlung, die neben ruhigen Elementen zum Genießen, auch durchaus für Atemaussetzer in manch actionreichen Szenen sorgt, sowie Schmunzler enthält. Denn wenn wir zwischen den Zeilen lesen, nehmen wir wahr, dass hinter der eigentlichen Fantasy-Geschichte etwas viel Tiefgründigeres verborgen ist.
Dieser Roman hat eine Aussage, die sich nach und nach entfaltet.
Es geht um die Verarbeitung von Schmerz und Leid. Es geht darum, sich seinem Schicksal zu stellen, es zunächst anzunehmen, um dann Gründe zu erkennen, warum manches so nicht gut für uns ist. Es geht darum, sich auf den Weg zu machen, um sein Leben zu verbessern, indem man ein Ziel findet, sich selbst findet und Liebe wieder in sein Leben lässt.
Ein fast schon psychologischer Ansatz, gut versteckt in einer schönen Geschichte.
Es steckt sehr viel Arbeit, Liebe und Herzblut in diesem Roman und das merkt man ihm auch an.
Und da wären wir beim Kern dessen, was das Buch für mich so besonders und grandios macht. Ich war beim Lesen auf einmal persönlich berührt. Ich konnte mich identifizieren und Tränen, die ich vergossen habe waren echt. Es kamen eigene Erinnerungen hoch und ich fühlte mich, als wäre ich Teil der Geschichte. Shahiqas innerer Kampf war mein eigener. Das mag sich für manchen lächerlich anhören, für mich war es ein Erlebnis.
Ich könnte noch so viel mehr schreiben, warum dieses Buch für mich ein persönliches Highlight ist, aber das sollte jeder für sich selber herausfinden.
Fazit:
Mehliqa Yigit gilt zunächst mein voller Respekt für dieses feinfühlige Werk, das eine wirklich tiefgründige Geschichte entfaltet, aus der jeder Leser etwas für sich mitnehmen kann.
Das offene Ende des ersten Teils lässt mich mit Wehmut und Herzklopfen zurück, und ich kann eigentlich nicht mehr abwarten, wieder in diese Welt einzutauchen.
Ich kann jedem diesen wunderbaren Debut-Roman nur ans Herz legen. Und ich danke für dieses Leserlebnis.
Rezension vom 28.08.2015 (10)
Ich muss mich immer wieder wundern. Da werden uns in der Regel im Buchhandel sogenannte Top-Romane von bekannten Bestseller-Garanten angepriesen, die es unbedingt zu lesen gilt. Nehme ich solche Romane in die Hand, denke ich oft: Schon wieder? Habe ich das nicht schonmal gelesen? Also habe ich in letzter Zeit zu Debut - Romanen gegriffen. Was jetzt folgte, war der unerwartete WOW-Effekt und die Erkenntnis: Ich halte gerade einen kleinen Schatz in den Händen! Emily Thomsen hat hier etwas Großartiges zu Papier gebracht.
Inhalt:
Die siebzehnjährige Naemi wünscht sich nichts mehr, als einmal die Wärme der Sonne zu spüren. Auch sechzig Jahre nach dem Ausbruch des Yellowstone Supervulkans beherrscht eine Eiszeit die Erde. Für den Scionkrieger Galad zählt dagegen nur eines – das Leben seiner Familie. Um sie zu schützen wird er zum Auftragsmörder des Despoten Tyrzon. Seine neueste Mission: Naemi, die Hüterin der Erde, töten. Sie ist jedoch seine Zwillingsseele, mit der er vor Jahrhunderten einen Liebesbund geschlossen hat. Niemals darf er Gefühle für Naemi zulassen, denn ihre Mutter ist eines seiner Opfer. Die Begegnung mit Galad zieht Naemi in einen Krieg, den nur sie allein mit ihrer Hüterinnen-Gabe entscheiden kann. Das Mädchen sieht sich mit einem Schicksal und Fähigkeiten konfrontiert, von denen sie vorher keine Ahnung hatte und die sie am Ende alles kosten werden.
Meinung:
Ich muss gestehen, um Romane, die im Sci- Fi Genre angesiedelt werden, mache ich normalerweise einen großen Bogen. Aber sowohl die Inhaltsangabe, als auch die Leseprobe haben mich sehr neugierig gemacht. Ich habe es zu keinem Zeitpunkt bereut.
Die Geschichte um Naemi, der Hüterin und Galad, der eigentlich ihr Feind sein sollte beginnt bereits im Prolog spannend. Und Emily Thomsen schafft es, diese Spannung über die gesamte Handlung zu steigern, um dann gegen Ende für den ein oder anderen Atemaussetzer zu sorgen. Immer wieder musste ich tief durchatmen, bevor ich weiterlesen konnte.
Die Idee war für mich neu, die Figuren und fantastischen Elemente hervorragend ausgearbeitet und glaubhaft in die Geschichte verwoben. Die Handlung konnte mich immer wieder mit unerwarteten Wendungen überraschen.
Aber was war ausschlaggebend dafür, dass ich das Buch als eines meiner persönlichen Lesehighlights ansehe?
Emily Thomsen hat einen wunderschönen Schreibstil. Trotzdem das Buch sehr düster ist, sind es die unglaublichen Beschreibungen und Metaphern, die Licht in die Handlung zaubern. Unwahrscheinlich schön zu lesen:
"Die sich im Wind wiegenden Blätter schimmerten und die dünnen Weidenruten fielen wie ein silbriger Wasserfall an den Ästen herab" S.19
Ich habe beim Lesen über die gesamte Zeit das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Alle Bilder erschienen vor meinem inneren Auge. Manchmal waren die Bilder schön, oft geprägt von Schrecken und Furcht. Ich habe alles miterlebt und so manchen Fingernagel weggebissen.
Das wurde unterstützt durch die Charaktere, die auf der Gefühlsebene eine unglaubliche Tiefe haben. Selten habe ich so sehr mit den Hauptfiguren gefühlt, gehofft und gelitten.
Da ist die sehr junge Naemi, die ohne Vorwarnung auf einmal eine völlig neue Rolle übernehmen muss, aus ihrer Welt gerissen wird und eine unglaubliche Last zu tragen hat. Obwohl sie Angst hat, oft verwirrt ist und mit ihrer Wut und Trauer zu kämpfen hat, ob der Verluste und schlimmen Dinge, denen sie und ihre Freunde und Familie ausgesetz sind, bewahrt sie sich immer ihre Empathie für ihre Mitmenschen. Mit einer für ihr Alter unglaublichen Stärke stellt sie sich ihrem Schicksal. Am Meisten hat mich beeindruckt, wie offen sie sich ihre jeweiligen Gefühle eingestehen kann. Das macht sie ungemein sympathisch und authentisch.
Der stärkste Charakter ist für mich Galad. Ein Protagonist, mit tiefen Gefühlen, der gezwungen wird, gegen seine Überzeugung die Hüterinnen zu töten. Ein tragischer Charakter, der tiefe Liebe empfindet und Verantwortung, aber von seinen Schuldgefühlen und seinem Selbsthass innerlich zerrissen wird. Ich möchte nicht zuviel spoilern. Das sollte jeder selbst lesen.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist so emotional, dass sie mich tief und nachhaltig berührte. Ich habe gezittert, gelitten (ich kann nicht sagen, mit wem mehr) und konnte auch die ein oder andere Träne nicht zurückhalten. Das ist mir lange nicht mehr in dem Maße passiert.
Da es sich um den ersten Teil handelt, endet die Geschichte mit einem bösen Cliffhanger, der mich am nächsten Tag noch beschäftigte.
Selten habe ich in einem Roman so gefühlt und gegrübelt.
Der Erzählstil hat dabei ganz geschickt das Gefühls-Auf-und-Ab des Lesers unterstützt und in die richtigen Bahnen gelenkt. Erzählt wird einmal aus der Ich-Perspektive Naemis, die uns wirklich nur ihre aktuellen Erfahrungen und Gefühle näherbringt und aus der Sicht von Galad in der 3. Person. Dadurch erfahren wir immer auch seine Gefühle und sein Wissen, die Naemi unbekannt sind.
Fazit:
Man merkt dem Roman an, dass die Autorin sich lange Gedanken gemacht hat und die Idee über Jahre gereift ist, bevor sie zu Papier gebracht wurde.
Es steckt sehr viel Liebe und Herzblut in der Geschichte.
Das wichtigste Kriterium, ob ein Buch für mich letztendlich nicht nur gut, sonder großartig ist, ist die Frage, was es beim Lesen mit mir selbst macht!
Und wenn ich eine solche Gefühlsachterbahn durchlaufe, dass es mich noch lange nach dem Ende mitnimmt und beschäftigt, als wäre ich selbst betroffen, kann ich es nur als großartig bewerten!
Ich werde die Geschichte um Naemi und Galad weiter verfolgen und kann nur jedem empfehlen das Gleiche zu tun.
Emily, du hast meine Hochachtung für dein Können und deine Figuren haben mein Herz !