Darum geht's:
Dorian lebt seit einigen Monaten auf der Straße. Eines Tages erwacht er nach einem Streit mit einem anderen Obdachlosen auf und liegt in dessen Blut. Er selbst kann sich an absolut nichts erinnern und nimmt nach kurzer Überlegung die Hilfe eines Fremden an, statt zur Polizei zu gehen. Dorian wird in eine große Villa gebracht, in der bereits andere Straßenkinder wohnen. Für Lernstunden und gewisse Botengänge bekommen die Jugendlichen etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf. Welcher Plan steckt dahinter fragt sich Dorian? Wie passt er in dieses System und was verbirgt sich hinter dem Zettel verteilen und den Botengängen in Wirklichkeit?
Meine Meinung:
Die österreichische Autorin Ursula Poznanski ist in der Blogger-Welt nicht mehr wegzudenken. Auch ich habe bis jetzt alle ihre Jugendbücher außer "Erebos" und ihre Thriller, mit ebenso einer Ausnahme, nämlich "Fünf", gelesen. Die beiden ungelesenen Bücher stehen allerdings in meinem SuB-Regal.
So war ich bereits sehr auf Poznanskis neuen Jugendroman/-thriller "Layers" gespannt. Unser männlicher Hauptprotagonist
Dorian ist ein sympathischer junger Mann: gutmütig, loyal und clever, aber auch etwas naiv. So kommt er in diese unbeschreibliche Situation neben einen Toten aufzuwachen, sein blutverschmiertes Taschenmesser in Händen haltend. Er kann sich jedoch an überhaupt nichts mehr erinnern und hat rasende Kopfschmerzen. Eigentlich ein Zeichen, dass auch ihm übel mitgespielt wurde bzw. er zu Beginn vom Leser als unschuldig eingestuft wird.
Man erfährt anfangs nicht sofort die Beweggründe, warum Dorian auf der Straße lebt, doch seine
Verwirrung und die Schuldgefühle, die ihn quälen, werden hervorragend dargestellt. Man fühlt seine
innere Zerissenheit in dieser Situation und die Frage, wen er Glauben schenken soll. So nimmt er das Angebot in der Villa zu wohnen an. Natürlich würden auch wir uns selbst fragen, was sich hinter diesem großzügigen Angebot verbirgt, denn jeder weiß, dass wir Menschen kaum etwas ohne Beweggründe tun. Und Dorians Zweifel sind berechtigt. Nachdem er verbotener Weise das Paket, das er überbringen sollte, geöffnet hat, erfährt er Erstaunliches und wird ab diesen Zeitpunkt verfolgt und gejagt. Und hier kommt auch der Titel des Buches "Layers" = Schichten zu tragen. Mit dem Öffnen von "Pandoras Büchse" erfährt Dorian und der Leser schichtweise Wahrheiten...denn nichts ist so, wie es scheint. Unter jeder Schicht versteckt sich wieder etwas Neues.....
Die Autorin versteht es mit ihrem mitreißenden Erzählstil wieder großartig, dass sich der Leser sofort in der Geschichte wiederfindet. Allerdings lässt diese Spannung ab dem Öffnen des Paketes nach. Für mich
war dieser geplante Höhepunkt keine so große Überraschung und erinnerte mich stark an Marc Elsberg's Roman "ZERO". Die
Verfolgungsjagd wird meiner Meinung zu lange hinausgezögert - es passiert nicht wirklich Neues. Ein
weiterer Minuspunkt war für mich die viel zu schnell gehende Liebesgeschichte zwischen Dorian und Stella. Dadurch wirkte sie unglaubwürdig. Und warum musste hier überhaupt eine Liebesgeschichte eingebaut werden?
Am Schluss des Buches steigt die Spannung wieder und es kommt zu einem finalen Ende, das mich zufrieden zurückließ.
Schreibstil und Charaktere:
Wie bereits oben erwähnt ist an Poznanskis Schreibstil überhaupt nichts auszusetzen. Sie entführt den Leser, mit ihrer
packenden und dramatischen Art zu schreiben, sofort in Dorians Welt...zuerst als Obdachloser und dann als Verfolgter durch die Straßen einer unbekannten Stadt (Wien?) Die Geschichte wird aus dem Blickwinkel von Dorian, jedoch in der 3. Person erzählt. So kann man seine Gefühle und Ängste sehr gut nachvollziehen.
Die Charaktere sind größtenteils schwarz-weiß gemalt, jedoch verbirgt oft ein Böser Gutes und ein Guter Böses hinter seiner "Schicht". Es gibt
jede Menge Nebencharaktere, doch blieben diese, bis auf Melvin, größtenteils blass.
Fazit:
Ein Jugendroman, der trotz einiger Längen und Wiederholungen im Mittelteil, mit einem packenden Schreibstil und einer nicht zu weit hergeholten Zukunftsvision, punkten kann. Ein gutes Buch mit kleinen Schwächen.....für Poznanski Fans aber ein MUSS.