"Sensenmann" ist mein erstes Buch von Claudia Puhlfürst. Eine Leseprobe machte mich so neugierig, dass ich den Rest der Geschichte unbedingt lesen wollte. Nach der Lektüre bin ich recht begeistert, auch wenn ich nicht alles positiv bewerten kann.
Zunächst packt einen das Schicksal Matthias Hases. Lange verdrängte Erinnerungen des mittlerweile Vierzigjährigen kommen bei einem TV-Bericht über Verbrechen in einem Kinderheim auf Jersey wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins. Auch er wuchs im Heim auf und wurde wie viele seiner Leidensgenossen von den dort tätigen Erziehern gequält und missbraucht. In ihm wächst der Wunsch nach Rache, dem er auf grausame Weise nachgibt. Seine Beweggründe sind aufgrund der Erinnerungsfetzen sehr gut nachvollziehbar, wenngleich seine Vorgehensweise natürlich nicht gutzuheißen ist. Doch aufgrund seiner Erlebnisse ist man durchaus auf seiner Seite und wünscht seinen einstigen Peinigern zumindest eine klare Vorstellung von den Qualen, die sie selbst bereiteten, wenn auch nicht unbedingt den Tod. Durch das Wissen, dass solche Dinge tatsächlich passiert sind und wahrscheinlich immer noch passieren, liest sich alles natürlich noch intensiver.
Neben Matthias begleitet man in einem gleichwertigen Handlungsstrang die Journalisten Lara Birkenfeld, die hier nach "Ungeheuer" bereits ihren zweiten Einsatz hat. Nachdem ihr Kollege Tom ihr den aktuellen Fall der Plattenbauleiche vor der Nase weggeschnappt hat, ermittelt sie heimlich auf eigene Faust, unterstützt von ihrem Freund, dem Psychologen Mark Grüntal. Wie schon in "Ungeheuer" hat sie plötzlich wieder Visionen und hört Stimmen, kann diese aber nicht zuordnen. Mich haben diese "Gesichte" nicht gestört, aber sie kamen mir auf Dauer einfach überflüssig vor. Wirklich weitergebracht haben sie Lara nicht und oft las man dieselben Passagen dann noch einmal aus der Sicht Matthias'. Ohne diese Passagen wäre es auch gegangen, denn weder zeichnen sie Laras Charakter besonders aus, noch kann sie damit umgehen.
Lara selbst war mir durchaus sympathisch. Sie ist eine nette, zielstrebige Person mit einer ordentlichen Portion Sturheit. Dazu passt ihre partielle Naivität allerdings nicht so ganz. Besonders im letzten Drittel des Buches habe ich einige Male ungläubig den Kopf geschüttelt. Nach allem was schon passiert war, gab sie sich dort doch ziemlich blauäugig. Das fand ich unglaubwürdig und konnte es auch nicht mit ihren hochgekochten Emotionen entschuldigen.
Auch über Mark Grüntal habe ich mich zwischendurch ziemlich gewundert. Schon früh war mir klar, an was seine Patientin Maria Sandmann leiden muss, doch er kommt einfach nicht drauf. Dabei ist er der Profi und müsste doch zumindest mal die Möglichkeit einer multiplen Persönlichkeit in Betracht ziehen, die Anzeichen waren mehr als deutlich.
Trotz dieser Unstimmigkeiten war die Spannung doch ab der ersten Seite gegeben, auch wenn manches vorhersehbar wurde. Am Ende konnte mich die Autorin dennoch überraschen, denn soweit hatte ich nicht gedacht. Ihr Schreibstil liegt mir und so las sich das Buch sehr flüssig und fast in einem Rutsch. So bin ich am Ende zwar nicht vollkommen begeistert, aber durchaus so angetan, dass ich weitere Bücher von Frau Puhlfürst mit Interesse entgegen sehe.
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