Über den Autor und weitere Mitwirkende
Helen Carter wurde 1965 an der englischen Ostküste geboren. Bereits mit dreizehn Jahren begann sie, erste Geschichten zu schreiben. Es dauerte allerdings noch weitere zehn Jahre, bis sie bei den erotischen Romanen ihre wahre Heimat fand. Ihre Familie war mit diesem Genre nicht besonders glücklich. Besonders ihr Vater hatte Probleme mit den sehr expliziten Texten. Doch Helen wich nicht von ihrem Weg ab. Im Gegenteil: Sie begann damit, immer intensiver eigene Erlebnisse in ihre Romane einfließen zu lassen. Und so entstand ein prickelnder Mix aus Fantasie und Realität. Nach ihrem Studium an der Universität von Oxford arbeitete Helen im PR-Bereich. Irgendwann kam der Moment, wo sie sich zwischen ihrer zeitraubenden Arbeit in der PR-Agentur und ihren immer erfolgreicheren Romanen entscheiden musste. Helen wählte den zeitweise recht steinigen Weg der Autorin. Heute lebt Helen in den ländlichen Cotswolds, wo sie ein ruhiges Cottage bewohnt, das ihr Zeit und Muße für ihre Arbeit lässt und dennoch nahe genug am aufregenden Treiben in London und den Küstenorten liegt. Sie ist nicht verheiratet und hat auch keine Kinder, denn – so betont sie – man müsse eine Sache richtig und ohne Abstriche machen. Zudem vertrage sich ihr Leben nicht mit einer gewöhnlichen Form der Ehe.
Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
Als er den Bus bestieg, war er leer. Bones war der Erste, der zurückgekommen war. Er liebte diese wenigen ruhigen Minuten, bevor das Inferno hereinbrach. Wenn seine Bandkumpels mit Anhang johlend und grölend einfielen wie der Hunnensturm. Er betrat das Bad, das mit hellem Holz verkleidet war wie das ganze Wohnmobil. Modernste Technik überall. Leise Musik erfüllte die Luft. Mit müden Griffen zog er sein schweißnasses T-Shirt über den Kopf. Solange er noch den Verband tragen musste, konnte er nicht wie gewohnt mit freiem Oberkörper auf die Bühne. Die Schlagzeilen und Spekulationen konnte er sich vorstellen. Die brauchte er weiß Gott nicht auch noch. Er öffnete seinen Gürtel und stieg aus der Jeans. Dann wickelte er vorsichtig den Verband ab und betrachtete die Wunde. Ein gelbliches Sekret überzog die Naht und er wusste nicht, ob das so sein sollte. Als er das Wasser kontrolliert hatte, wegen der richtigen Temperatur, stieg er in die Duschkabine. Unter der Dusche wurde die Taubheit in seinem Kopf, die vom Bier während des Auftritts kam, langsam vom sprudelnden Wasser aufgelöst. Er begann, sich besser zu fühlen. Für Minuten stand er starr unter dem Strahl. Sein Haar klebte wie schwarzer Lack an Schultern und Rücken. Dann stützte er sich mit beiden Händen an den Kacheln ab und ließ seinen Kopf sinken, sodass sein Nacken massiert wurde. In Wahrheit war er am Ende. In jeder Hinsicht. Die Sache mit dem Dealer hatte ihn in diesem Wissen bestätigt. Er wurde die Leere nicht los. Und auch jetzt konnte er nur an den nächsten Gig denken. Einer nach dem anderen. Keine Pause. Und nach der Tour zurück ins Studio. Und von dort auf Promo-Tour und dann wieder Auftritte. Wie ein riesiger schwarzer Berg lag das alles vor ihm. Er kletterte und kletterte und kam niemals oben an. Immer die gleichen Songs, das gleiche Geschrei. Ein schwarzes Meer aus Gesichtern zu seinen Füßen. Die leuchtenden Displays der Handys, die sich ihm entgegenreckten. Er ertrug dieses Leben nicht mehr. Vor Wochen schon hatte er Woodrow gefragt, wann er mal ein paar Tage frei machen könnte, doch dieser hatte ihm nur seinen Kalender vor die Nase gehalten und Blatt für Blatt gewendet. Jede Seite vollgekritzelt mit Terminen. »Mensch, Bones ... Im Moment läuft es saugut für euch ... Willst du das etwa kaputtmachen?« Und er hatte akzeptiert. Es gab Rechnungen zu bezahlen. Viele Rechnungen. Und jede einzelne ging ihm durch den Kopf. Geld verdienen ließ sich nur mit dem Touren. Plötzlich öffnete sich die Tür der Duschkabine. Bones blickte blinzelnd durch den Wasserstrahl hindurch. Vor ihm stand eine junge Frau. Ihr schwarz gefärbtes Haar war straff zurückgebunden und sehr weit oben auf dem Kopf zu einem langen Zopf geflochten. Sie trug ein schwarzes Lack-Korsett, das genauso aussah wie ihr Haar. Darunter einen Lederminirock, der an beiden Seiten bis zum Gürtel geschlitzt war. Er beobachtete das Duschwasser, das jetzt aus der Kabine floss und den Boden um ihre Plateaustiefel herum überschwemmte. Sie lächelte mit strahlend roten Lippen, die etwas über den Mund hinaus gemalt waren, um ihn größer wirken zu lassen. »Na?«, sagte sie gedehnt. Bones drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche, indem er sich an ihr vorbeischob. Er brauchte nichts sagen, sie folgte ihm auch so bis in seine Schlafkoje. Nackt und nass wie er war, legte er sich hin, die Füße auf dem Boden. Sie leckte ihre tiefroten Lippen und kniete sich zwischen seine Schenkel. »Ich liebe deinen Körper«, gurrte sie und der Triumph stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Dann zeig, was du kannst ...«, erwiderte Bones.