Manchmal kann man beim Sinnieren über
seine Mitmenschen ja schon versucht sein, Nietzsche’s
Gedanken zu folgen, dass die ‘tumbe Masse’ trotz aller
Aufklärung immer eine solche bleiben wird und die
‘wahre’ menschliche Kultur nur von den wenigen
‘Übermenschen’ mit einem schicksalsgegebenen
‘Willen zur Macht’ gepflegt wird. Aber hinter
diesem arrogant erscheinenden Duktus steht die genaue Beobachtung
menschlicher Schwächen und Leiden, auch unbarmherzig bei sich
selbst, da ein “freier Geist” nur in ironischer Distanz
zu sich und der Welt die überlieferten Illusionen
überwinden könne. Und dass er dabei kein
‘Frauenverächter’ war, wie der Viertelgebildete
gern halluziniert, wird in seinen Aphorismen “Menschliches,
Allzumenschliches” klar von ihm selber widerlegt. Er
schätzt die Frauen eindeutig als das lebenstüchtigere,
allerdings aber deshalb auch hinterfotzigere Geschlecht ein (wenn
mir der derbe bairische Ausdruck verziehen sein mag). Das ist aber
nicht der Schwerpunkt dieser Sammlung, Nietzsche hat hier ‘ne
Menge zu sagen zum Verhältnis Künstler vs. Gesellschaft,
zu Religiosität, zur Selbstfindung und -erfindung des
Freigeistes.
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