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Bahnwärter Thiel

Word Dokument, ca. 3.651 Wörter

Themen: übersicht Kategorie: Unterrichtsmaterial Lehrer

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Veröffentlicht:Dezember 2011
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    Textauszug aus diesem Dokument

    Die Novelle lässt sich in drei Teile unterteilen. Im ersten wird die Figur Thiels vorgestellt. Der Leser erhält einerseits eine detaillierte Auskunft über Thiels Ver gangenheit, zum anderen Informationen über die gegenwärtige Situation des Bahnwärters. Diese Informationen umfassen eine Zeitspanne von zehn Tagen. Ergänzend zur Figur Thiels werden andere Figuren vorgestellt. Der Leser erfährt über Thiels Sohn Tobias, seine verstorbene Frau Minna, seine zweite Frau Lene, deren gemeinsamen neugeborenen Sohn, die anderen Koloniebewohner und auch über den Pastor. Die Geschehnisse des ersten Thiels der Novelle spielen sich an zwei verschiedenen Handlungs orten ab einerseits in der kleinen Kolonie SchönSchornstein, andererseits in Thiels Bahnwärterhäuschen an den Schienen.
    Ferner erfährt der Leser im ersten Teil Einblick in das Doppelleben des Bahn wärters. Darüber hinaus legt der Schriftsteller den Konflikt zwischen Thiel und seiner neuen Frau Lene an. Durch die Misshandlung von Tobias durch Lene wird dieser Konflikt verursacht. Der ursprünglich so gewissenhafte Thiel wird phleg matisch; er erhebt keine Einwände mehr gegen die harte Arbeit, die sein Sohn für Lene zu tun hat.
    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der erste Teil der Novelle den Leser in die Lebensumstände Thiels einführt und eine Exposition darstellt. Gerhard Hauptmann skizziert in seiner 1888 publizierten Novelle Bahn wärter Thiel das Doppelleben des Bahnwärters Thiel. Thiel, zu Beginn ein gewissenhafter, ordentlicher Mensch, besucht regelmäßig den Gottesdienst der Kolonie SchönSchornstein und versieht täglich mit der gleichen Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit seine Pflicht in einem kleinen Häuschen nahe den Bahnschienen.
    Nachdem seine zarte, dünne und kränkliche Frau Minna verstorben ist, sind Thiel und sein Sohn Tobias zunächst alleine. Schon nach kurzer Zeit tritt Bahnwärter Thiel jedoch erneut vor den Traualtar und geht die Ehe mit Lene ein. Doch sie ist das völlige Gegenteil zu Minna und außerdem ein bisschen füllig. Sie ist herrschsüchtig, ja sogar tyrannisch und streitet sich gern mit den Leuten; doch Thiel ist ihr verfallen, denn sie ist sexuell recht leidenschaftlich. Doch den kleinen Tobias behandelt sie auf grausame Weise, da sie ihn nicht mag, sie lässt den Jungen, obwohl er von seiner Statur her schmächtig ist, hart arbeiten.
    Als Lene selber ein Kind gebiert, scheint das Maß voll zu sein; sie zeigt ihre Abneigung gegen Tobias mehr oder weniger offen.
    Thiel kann seine verstorbene Frau nicht vergessen und ist ihr auf seltsame Art und Weise sogar nach dem Tode noch innerlich verbunden. Dies zeigt sich darin, dass er zu ihr wie zu einer katho lischen Heiligen betet Wortspiel Manen = Totenseelen Minna. Er pflegt in seinem Wärterhäuschen selbst für die Tote zu singen und gerät dabei in eine Art Trance. Hie und da glaubt er, sie leibhaftig vor sich zu sehen. Hier kommt also das merkwürdige Doppelleben des Bahnwärters zum Ausdruck. Einerseits hat er ein Verhältnis mit der toten Gemahlin Minna, andererseits ist er mit seiner zweiten Ehefrau Lene verheiratet, der er auch ob ihrer Leidenschaftlichkeit irgendwie erotisch? verfallen ist, andererseits unter dieser seiner Unterwürfigkeit leidet. Es ist also so eine Art Hassliebe.
    Thiel ist in seiner beruflichen Tätigkeit ordentlich und gewissenhaft umso gravierender wirkt sich dieses Doppelleben je länger je mehr auf seinen normalen Alltag aus. So muss es schließlich zur Katastrophe kommen, da Thiel, in der geschilderten Weise abhängig, abgelenkt und unkonzentriert, nicht genügend auf sein Kind achtet, das oft in der Nähe der Schienen spielt. Bei einem Zugunglück kommt es zu Tode. Thiel macht Lene für das Unglück verantwortlich und bringt sie schließlich zusammen mit dem gemeinsamen Kind um.
    Da Thiel von den Behörden als unberechenbar und geisteskrank ein gestuft wird, wird er in die Psychiatrie \"Irrenanstalt der Berliner Charité eingeliefert. [...]
    Hauptmanns Novelle wird von nur wenigen Akteuren bevölkert. Diese Begrenztheit ist typisch für die Gattung. Alle Beschreibungs und Reflexionsmomente sind auf die Hauptfigur des Bahn wärters projiziert. Dennoch gibt die Novelle eine Einteilung der Personen in unterschiedlichen Gruppen her: Kolonisten familien und Pfarrer als wichtige Nebenfiguren, Minna, Lene und Tobias als Hauptfiguren. Thiel, mehrere Personengruppen; Thiel ist die dominante Hauptfigur, die Zentralgestalt, die zwischen allen steht: Minna, obwohl verstorben, ist in Thiels Leben dennoch höchst lebendig, ohne dass er sie freilich real je wieder erreichen kann. Zu ihr bildet Lene einen deutlichen Kontrapunkt, eine naturalistische Version der femme fatale . Im kleinen Tobias lebt ein Stückchen glückli cher, aber doch belasteter Vergangenheit weiter; der Junge stellt aber auch eine Art Brücke zur Jenseitigkeit dar. Alle Personen sind durch einen Kreislauf der Unentrinnbarkeiten untrennbar aneinander...
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