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Kerstin Hensel
Was sein oder wieder
Noch der heiligste Krempel taugt
Zum Verfeuern. Weg die Girlanden der Gebete,
Die postdramatischen Schnitt-
Muster! Weg die gelifteten Synapsen!
Das Kälbergold! die brillanten Provider!
Das ausgekippte Aktienpaket – auf den Müll! Alles
Herrlich, alles umsonst. Seltene Erden
Kleben an meinen Sohlen. Sie strahlen
Daß ich was bin
Aber was und warum geht mir das Herz
In die Knie
Diese Verheiß... tröstung, denn wo
Dein Herz ist dein Schatz
Matthäus Sechs Punkt Zwoeins
Et cetera ach etcetera
Sollte ich nach mir noch einmal
Zurück auf die Erde geraten
Wünschte ich zu gedeihen in Wasser und Sand
Achtfüßig, weißblütig, winzig, tauglich
Für Feuer und Frost, Zucker und Salz,
Ein total toleranter Algenfresser, der, sich häutend,
Den Tod überlebt, starr
Vor gutem Willen, weltweit beliebt: ein Bärtierchen mit dem Geist
Eines Bärtierchens.
So sei es. Wo denn
Ist mein Herz
Inhaltsverzeichnis ►
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Kerstin Hensel, geboren 1961 in Chemnitz, studierte am Literaturinstitut Leipzig und unterrichtet heute an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Zu ihren Auszeichnungen gehören der AnnaSeghers-Preis, der Leonce-und-Lena-Preis, der Lessing-Förderpreis und der Ida-Dehmel-Literaturpreis. Zuletzt erschienen der Gedichtband Alle Wetter und der Roman Lärchenau (beide Luchterhand 2008).
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