Reiterlied
Wohlauf,
Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
Ins Feld, in die Freiheit gezogen!
Im Felde, da ist der Mann noch was werth,
Da wird das Herz noch gewogen,
Da tritt kein Anderer für ihn ein,
Auf
sich selber steht er da ganz allein.
Aus
der Welt die Freiheit verschwunden ist,
Man sieht nur Herren und Knechte;
Die Falschheit herrschet, die Hinterlist
Bei dem feigen Menschengeschlechte.
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
Der Soldat allein ist der freie Mann!
Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,
Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen;
Er reitet dem Schicksal entgegen keck,
Trifft's heute nicht, trifft es
doch morgen,
Und trifft es morgen, so lasset uns heut
Noch schlürfen die
Neige der köstlichen Zeit.
Von
dem Himmel fällt ihm sein lustig Loos,
Braucht's nicht mit Müh' zu erstreben.
Der Fröhner, der sucht in der Erde Schooß,
Da meint er den Schatz zu erheben.
Er gräbt und schaufelt, so lang er lebt,
Und gräbt, bis er endlich sein Grab
sich gräbt.
Der Reiter
und sein geschwindes Roß,
Sie sind gefürchtete Gäste.
Es flimmern die
Lampen im Hochzeitschloß,
Ungeladen kommt er zum Feste,
Er wirbt nicht
lange, er zeiget nicht Gold,
Im Sturm erringt er den Minnesold.
Warum weint die Dirn' und zergrämt sich schier?
Laß fahren dahin, laß fahren!
Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
Kann treue Lieb nicht bewahren.
Das rasche Schicksal, es treibt
ihn fort,
Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.
Drum frisch, Kameraden, den Rappen
gezäumt,
Die Brust im Gefechte gelüftet!
Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
Frisch auf, eh der Geist noch verdüftet!
Und setzet
ihr nicht das Leben ein,
Nie wird euch das Leben gewonnen sein.
(Friedrich Schiller)