Anzeige: |
satt.org | Literatur | Comic | Film | Musik | Kunst | Gesellschaft | Freizeit | SUKULTUR |
![]() | ||||||||
![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() |
![]() | ||||||||
8. Juni 2019 | Thomas Vorwerk für satt.org | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Panini
|
![]() © Disney |
Nun folgte zum 85. Geburtstag meines persönlichen Helden die »Donald Duck Sticker Story« und wegen hohem Barks-Gehalt konnte ich da nicht vorbei. Da muss man sich dann von Kiosk-Angestellten Kommentare wie »Meine Älteste braucht das Gott sei dank nicht mehr!« anhören (irgendwie scheint da wer nicht begriffen zu haben, dass die Kunden auch jederzeit zu einem Konkurrenzbetrieb gehen können), obwohl es sich bei um keine Sucht oder Notwendigkeit handelt, sondern um ein rein wissenschaftliches Interesse.
Wer so ein Panini-Album vervollständigen will, muss mit einer Ausgabe von 50 Talern (und schnell auch mehr) rechnen, in meinem Fall ist es sogar so, dass ich die hübschen Barks-Bildchen zwar sammle, aber ungern in das schnöde Album kleben will (das habe ich seinerzeit bei den Schlümpfen auch schon so gehalten).
![]() © Disney |
Umso wichtiger ist es mir, potentielle Suchtgefährdete zu informieren, was sie hier erwartet (und ihnen den Tip zu geben, sich einfach die schönsten Sticker direkt zu bestellen).
Neben den »Normalo«-Stickern und den Sammelkarten (Seiten zum Sammeln gehören mit zum Album) gibt es drei Arten von »besonderen« Stickern, die ich kurz beschreiben will. Panini nennt die lückenmäßig in ein größeres Bild passenden Sticker aus irgendwelchen Gründen »Kiss-Cuts« (20), dann gibt es die »Folien«-Sticker (36) und die »holografischen« (24). Die beiden letztgenannten kann man als Scan nur unzureichend wiedergeben, »Folie« heißt hier, dass Teile des Bildes Sonnenlicht stärker reflektieren (meistens der Hintergrund), außerdem haben diese Sticker jeweils einen goldenen Rand.
![]() © Disney |
Die »holografischen« Sticker sind mitnichten holografisch, sie haben nur eine Art Silberfolie, die das Licht prismenartig bricht, so dass sie in den Farben des Regenbogens schillern. Im Grunde so ähnlich wie ein CD-Silberling, aber ganz sicher nicht irgendwie dreidimensional.
![]() |
Die 36 Sammelkarten (für 4 Plastik-Seiten mit Taschen, in diesem Artikel nicht abgebildet) haben drei Themen. Als erstes präsentieren sie den »Donald-Duck-Style« anhand von neun Zeichnern. Der Markenname verrät es bereits, Panini ist ein italienischer Verlag. Und so gibt es hier abgesehen von Carl Barks (dessen Bedeutung sich niemand entziehen kann) acht italienische Zeichner (u.a. Scarpa, Carpi, Cavazzano und den meines Erachtens ziemlich schrecklichen Freccero). Bedeutsame Zeichner aus Ländern wie Argentinien (Branca), Chile (Vicar), Dänemark (Milton), Holland (Jippes), Norwegen (Midthun), Spanien (Ferioli), den USA (Rosa, van Horn) oder gar Deutschland (Gulbransson, Reiche, Schröder) existieren hier quasi kaum.
![]() © Disney |
Irgendwo (bei den Stickern) wird mal »Schnurrli« zu einem von Donalds wiederkehrenden Haustieren erklärt und Dick Kinney und Al Hubbards seien die Erfinder aus dem Jahr 1964. Dass Dr. Erika Fuchs diesen Namen schon im Jahr 1953 einer Barks-Katze verlieh, wird geflissentlich übergangen. (Habe das später recherchiert, es wurde wohl nie zweifelsfrei geklärt, ob die Barks-Katze Inspiration war oder es nur um eine zufällige Mehrfachnutzung des im Englischsprachigen nicht unüblichen Katzennamen »Tabby« ging.
Ich konnte auch mit den im Sticker-Album vorgestellten Figuren »Dettmar Duck« und »Dickie Duck« eher wenig anfangen, und selbst auf Dussel Duck und Primus von Quack hätte ich im Album gerne verzichtet. Da gibt es sicher andere Figuren jenseits meines persönlichen Kanons, die es eher verdient hätten, meinetwegen sogar Gitta Gans oder Moby Duck.
![]() © Disney |
Das zweite Viertel der Sammelkarten soll die zeichnerischen Veränderungen über die Jahre verdeutlichen. Naja... ist okay! Und dann gibt es noch die gesamte zweite Hälfte, die eigentlich nur Ehapa-Produkte vorstellt (offensichtlich hat man sich hier ein wenig vom italienischen Vorbild abgesetzt, die Sammelkarten haben ja auch deutschen Text, die Sticker sind textfrei und somit weltweit einsetzbar).
![]() © Disney |
18 Sammelkarten zu unterschiedlichen Ehapa-Produkten bedeutet: die wöchentliche Micky Maus, TGDD, TGDD Spezial und »Micky Maus Taschenbuch«, keine »Micky Maus Comics«, aber 9 (in Worten: neun!) Lustige Taschenbücher (464, 479, 485, 488, 496, 499, 506, 520 und 521, vermutlich alle noch erhältlich) und fünf weitere LTB-Nebenserien wie »Enten-Edition«, »Premium +«, »Ultimate Phantomias« und immerhin die »Classic Edition«, die komplett an mir vorbeigegangen ist und offenbar tatsächlich Barks im Digest-Format publiziert (was schon irgendwie wehtut). Naja, die Kids stehen halt auf den Italo-Schrott.
Das Album beginnt mit den Film-Wurzeln Donalds, ehe man bei den frühen Barks-Comics einsteigt (Piratengold, Helden und Haie, Auf dem hohen Seil). Hier bringt man auch gleich ein dreiteiliges Bild und den vermutlich besten »Holo«-Sticker mit Barks-Motiv (mir fehlen aktuell noch ein paar Sticker - und ich hoffe mal stark, dass das Motiv nicht von den Jack-Hannah-Seiten stammt - habe aktuell nicht all meine Fachlektüre zur Hand).
© Disney
Der Großteil des Albums (und somit der Stickerauswahl) befasst sich mit der Vorstellung der wichtigsten Figuren. Donald (sehr italo-lastig), die Neffen, Daisy (hübsche Auswahl), Dagobert (hier zeigt sich der Trend, dass die Spezial-Sticker im Hochformat meist knallbunter neuer Kram sind, man sich aber schon dessen bewusst ist, wer diese Figur ersann. Man benutzt übrigens auch sehr gern den jeweils allerersten Auftritt vieler der Figuren.).
![]() © Disney |
Erstaunlich gelungen ist auch die Doppelseite mit Gustav, wobei mir aber ein Detail aufgefallen ist, das sich durch das gesamte Album zieht: alles wurde gemeinsam koloriert und die Farbgebung von beispielsweise Dagoberts Jacke wird abgesehen von ein paar aufwendig kolorierten Glitzer-Stickern konsequent durchgezogen. Das muss natürlich nichts Schlechtes sein, aber bei Gustav fand ich, dass seine Haarpracht auffällig knallgelb ist, was mich nicht ganz überzeugte.
![]() © Disney |
Weiter geht's mit Oma Duck und Franz (nur teilweise Barks), Dussel, Düsentrieb (die Barksauswahl zeugt von Geschichtsbewusstsein), Primus von Quack, Donalds Nachbarn (Zorngiebel / Jones mit zwei tollen Stickern, den Italo-Heini »Zanker« habe ich nie zuvor wahrgenommen). Dann kommen Dettmar Duck und die Haustiere (immerhin mit Bolivar aka Bernie) und als etwas seltsame »Figur« der 313 (hier muss ich immerhin zugeben, dass einige der Nicht-Barks-Motive durchaus gelungen sind).
Gundel hat wieder einen tollen »Doppel«-Sticker zum zusammenkleben (kommt aber nicht an die beiden Gustav-Dinger heran), die Panzerknacker sind auch waschechte Barks-Kreationen mit wenigen Motiv-Ausrutschern.
![]() © Disney |
Dann folgen die sogenannten »Magnaten der Finanzen« (klingt irgendwie bescheuert), also Dagoberts härteste Konkurrenten ... wobei man Mac Moneysac hier aus irgendwelchen Gründen mit »ck« am Ende steckt, wodurch der ohnehin nicht gerade umwerfende Wortwitz nicht unbedingt gewinnt. Falls man das im LTB schon seit Jahrzehnten so schreibt, entschuldige ich mich an dieser Stelle in aller Form, nehme die Entschuldigung aber sofort wieder zurück, denn natürlich sollte man diesen Namen nicht - aus welchen Gründen auch immer - einfach mal umändern!
Dann folgt die wohl idiotischste Doppelseite mit 75% Sonderstickern und Donald und seinen »Freunden« Micky und Goofy, die bei diversen Sportarten gemeinsam Spaß haben. Sorry, aber das ist für mich Vulgärdonaldismus der untersten Kajüte. Wenn es sich um Filmstills aus den alten gemeinsamen Filmen gehandelt hätte: jederzeit gerne. Aber so blöde Kommerz-Bildchen wie von einer Knusperflocken-Verpackung - das »brauchen« (ich benutze das Verb in vollem Bewusstsein darüber, wie die Kiosk-Tante mich damit abqualifizierte) wirklich nur Zweitklässler.
© Disney
In der Folge nutzt man unterschiedliche Comic-Geschichten (leider längst nicht alle von Barks), um verschiedene Charakteristika und Gemütszustände von Donald zu illustrieren. Er ist »ehrgeizig« im Motorsport, »geschmeichelt« als TV-Star, »empört« in der tollen Barks-Geschichte Familie Duck auf Ferienfahrt (hier vier Seiten und 20 Sticker).© Disney
Diese Geschichte möchte ich einsetzen, um anhand eines Beispiels mal zu zeigen, wie es das Kreativteam schafft, aus einer längeren Comic-Geschichte gezielt einige Momente herauszusuchen, die teilweise wirklich toll als Einzelsticker funktionieren, aber nebenbei auch diese frühe Geschichte um Naturschutz erzählen. (Ich möchte an dieser Stelle lieber nicht darüber nachdenken, inwiefern Panini-Sticker für unnötig viel Müll sorgen. Schaut euch mal die aufwendige Plastikverpackung der Vorteilspackungen an. Das kann man sicherlich auch anders lösen.)
![]() © Disney |
Aber ich schweife ab. Neben den beiden hübschen Panorama-Shots oben gibt es auch noch zwei »Kiss-Cuts« und einen tollen Doppelsticker (#195 & #196), bei dem ich erst annahm, man hätte ihn selbst entworfen und Barks nur besonders gekonnt nachempfunden. Doch bei genauer Studie entdeckte ich dann das immens dreidimensional wirkende Motiv als Original-Panel. Fast noch genialer und toll atmosphärisch ist aber Sticker #179, der eigentlich nichts verändert oder dazuerfindet, aber von einem gefestigten Empfinden für Bildästhetik zeugt. Chapeau, oder wie auch immer das auf Italienisch heißt!
![]() |
Mit Im alten Kalifornien folgt sogleich eine weitere Barks-Geschichte (diesmal nur 18 Sticker auf vier Seiten, mit einem Breitwand-Doppesticker vom Pferdefang und generell so viel Herz und Emotion, dass die Nicht-Barks-Geschichten im direkten Vergleich ziemlich lapidar dahergetrottet kommen. Kein Wunder, dass hier auch Donald selbst in seinem Gemüts-Katalog »begeistert« ist. Leider ist er dann aber »durchtrieben« bei einer »romantischen Reise« (von einem dieser Zeichner, bei denen ich froh bin, mir ihre Namen nicht merken zu können)
Auch der »Spaziergang durch Entenhausen« überzeugt mich nicht, weil hier irgendein Comiczeichner mal wieder sein eigenes Architekturempfinden mit zwei, drei Wahrzeichen der Stadt (der Geldspeicher und das Emil-Erpel-Denkmal sind für Entenhausen, was Hafen und Space Needle für Seattle sind) durchmischt hat. Und nebenbei seinen zu großen Vorrat an violetten Farbtöpfen abgebaut hat.
![]() © Disney |
Dann folgt mal wieder eine gelungene Doppelseite mit »hundert Jobs«. Im Werk (und Leben) von Carl Barks war das Ausprobieren und Meistern unterschiedlichster Beschäftigungen eine feste Größe. Und wer erleben Donald hier unter anderem als Schlangenbeschwörer, Museumswärter und Parkanlagenbetreuer. Für einen Donaldisten (oder bloßen Barks-Freund) ist das Wiedererkennen dieser kleinen Momente so unglaublich viel erquicklicher als die bunten Bildchen auf den vier Folgeseiten, die nicht wie der fundierte Ausschnitt aus einer bedeutenden Biografie wirken, sondern wie eine Ansammlung »gespielter Witze« aus Nonstop Nonsens.
![]() © Disney |
Ich wurde dann auf Seite 50 und 51 wieder etwas versöhnt, weil man hier auf einige »federsträubende*« Abenteuer aus dem Œuvre Barksens zurückgreift, mit »Monstern und Mysterien«. Die Auswahl hätte besser ausfallen können (Prinzessin Ping statt Terror on the River), aber immerhin spiegelt die Bildauswahl eine weitere Facette der Donaldgeschichten der alten Schule.
*Kurze Zwischenbemerkung: An anderer Stelle spricht man auch von »Federbande«. Wenn man einfach irgendwelche anatomischen Begriffe mit Variationen des Wortes »Feder« austauscht, muss dies nicht zwangsläfig intelligent wirken. Haare und Feder haben noch vergleichbare Aufgaben, inwiefern die Ducks dort Federn haben, wo wir Blut im Körper benötigen, mag ich stark bezweifeln. Dann lieber mit einer »Schnabelorgel« musizieren oder einen »Bürzelvergleich« anstreben. Merke: Die Ducks sind keine Schlüpfe! (Allerdings muss ich zugeben, dass die Angewohnheit bei der D.O.N.A.L.D., den aktuellen Babo »PräsidEnte« oder auf besonderen Wunsch »PräsidErpel« zu nennen, sein Humorpotential irgendwann in der frühen 1980ern hinter sich gelassen haben muss...)
![]() © Disney |
Phantomias darf dann auch nicht fehlen, in fünfzig Jahren haben sich die Geschichten um den »Duck Avenger« ihren Platz im größtenteils superheldenfreien Anaversum verdient, nur die Abschlussseite mit dem unsäglichen Andrea Freccero, der Donalds Schnabel immer aussehen lässt wie eine Behinderung epileptischer Art, hätte man sich auch gerne sparen können.
Hier eine Auflistung der bestätigten Barks-Motive. K = Kiss-Cut; F = Folie; H = »Holo« ? = Sticker fehlt mir noch, hier gibt es eine gewisse Gefahr von Fehlinformation;
Und Doppel- und Dreifach-Sticker habe ich mit D und T (Triple) gekennzeichnet.
![]() © Disney |
![]() |
![]() |
![]() © Disney |
![]() © Disney |
© Disney
![]() © Disney |
![]() © Disney |
Ergänzungen, Korrekturen, Tauschgesuche und Geschenke bitte direkt an den Autor, Daten findet man im Impressum unter »Filmredakteur«.
Auf der Panini-Seite kann man bis zu 40 Sticker bestellen, was bei mir auf Anhieb noch nicht funktionierte (ich weiß auch ums Verrecken nicht, wofür die mein Geburtsdatum und Geschlecht benötigen). Wer einfach nur hübsche Bildchen irgenwo hinkleben will, nimmt beispielsweise die 6 (Non-Barks!), 18 (Non-Barks!), 29, 31, 40, 55, 58 (Non-Barks!), 63, 64, 73, 74, 77, 78, 104, 105, 117 (Non-Barks!) 125, 128, 129, 133, 141, 179, 180, 193, 195, 196, 201, 207, 211 oder 213, 231, 234, 237, 256, 260 oder die 266 (Non-Barks!). (Mit rechtem Mausklick kann man die Grafik-Infos abrufen, da stehen immer die Sticker-Nummern. Ich bin mir ganz sicher, für diesen Absatz werden mich einige Sammler mit Inbrunst hassen...
Hinweis:
1. Überarbeitung am 12. Juni 2019: 9 Verbesserungen (Dank an Boemund, Ernst, Hajo, Klaus, Martin und natürlich Torsten!)
2. Überarbeitung am 26. Juni 2019: 7 Verbesserungen nach Komplettierung (Dank an Kathi)
satt.org | Literatur | Comic | Film | Musik | Kunst | Gesellschaft | Freizeit | SUKULTUR |
![]() | ||||||||
![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() |
![]() | ||||||||