ich danke Ihnen für Ihr Schreiben. Gewiß habe ich mich in Kitzbühel schon einigermaßen erholt und hoffe auch weiterhin Fortschritte in meiner Genesung, sofern man davon sprechen kann, zu machen!
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Meine Bemerkung, daß Lyrik "nur am Rande entsteht", dürfen Sie natürlich nur so auffassen, daß ich meine Hauptzeit für dramatische Arbeit verwende. Damit soll aber ja nicht gesagt sein, daß Lyrik für mich eine untergeordnete Kunstform darstellt. Das wäre ja lächerlich. Das eine ist mir so notwendig wie das andere. Nur ist bei mir Gefahr, daß ich bei allzu intensiver lyrischer Arbeit, wenn man es so sagen darf, ins Artistische komme. Ich könnte mich zuviel in der Form verlieren und nichts widerstrebt mir mehr als kunstvoll gebildete Formgedichte. (Der Musik kann man ja doch keine Konkurrenz machen)
Ihren Gedichtband habe ich mit großer Freude gelesen, es gibt Gedichte darin, die ich immer besitzen werde. Neidlos will ich Ihnen anerkennen, daß Sie in Ihrer Art Meisterliches geschaffen haben. Ich sage Ihnen nochmals meinen Dank und ich grüße Sie herzlichst
Ihr Raimund Berger
Ich erlaube mir als bescheidenen Versuch einer Revanche ein Gedicht beizulegen, das heute entstanden ist.
Anmerkung: Dieses beigelegte Gedicht heißt "Der kleine Flüchtling".