Wetter ist, solange ich zurueckdenken kann, ein Riesenthema. Allzu bereitwillig rede ich darueber, meistens wenn mir in der Konversation nichts anderes einfaellt oder wenn ich nicht weiss, wie ich mein Innenleben mit-teilen soll. Nun hat sich das Wetter in den letzten Jahren drastisch veraendert – im Zuge der globalen Erderwaermung.
Es gibt diesbezueglich die grossen Debatten, die engagierten Filme und die kontroversen Themenhefte, aber die Rede, die meinen Alltag begleitet und formt, hat sich im Grunde nicht veraendert. Ich rede nicht mehr und nicht weniger ueber das Wetter, auch nicht grossartig anders, hoechstens mit einem verschobenen Bewusstsein.
Hagel im Sommer, Heissluft im Winter, etc. sorgen fuer Gespraechsstoff. Aber was alles dazwischen passiert, entzieht sich meiner Aufmerksamkeit. Das Wetter allgemein dient als Projektionsflaeche, das Wetter an sich ist nicht von Belang. Lieber setzte ich Kopfhoerer auf, besorge mir dichtere Fenster, schalte die Klimaanlage an oder traeume von einem neuen PKW, als dass ich mein Sensorium gegenueber jener Komplexitaet oeffne, die das Wetter heute im zunehmenden Masse darstellt. Die unveraenderte Rede ueber das Wetter geht mit Verfeinerungen und Optimierungen dessen einher, was man die Technik der Isolation
nennen kann.
Der Zeitgeist wurde vor einigen Jahren von einem fiktiven Produkt namens Spaceman wohl am besten erfasst: Eine ueber Geruch, Temperatur und Klang generierbare Sphaere, die sich per Knopfdruck um mich herum aufbaut. Doch wozu das Chaos der Umwelt ausblenden? Und ueberhaupt: Ist die Umwelt wirklich so chaotisch? Traegt der Diskurs der Erderwaermung vielleicht nur dazu bei, dass sie so anmutet? Das komplexe Zusammenspiel von Licht, Luft und Wetter sollte mich neugierig machen, und zwar auf einer ganz sinnlichen Ebene. Es gilt die ganzen feinen Abstufungen zu geniessen. Vielleicht werde ich im Zuge dessen auch ein politischerer und sozialerer Mensch.
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