Kuerzlich war ich in Israel. Seitdem frage ich mich: Warum wird der Konflikt zwischen Israel und Palaestina in westlichen, insbesondere in deutschen Medien, weitestgehend ignoriert? Sind es wirtschaftliche Interessen oder die pure Meidung in den Verdacht der Kritik an Juden zu geraten? Voelkerrechtlich gesehen gibt das 60-jaehrige Bestehen Israels keinen Grund zum Feiern, denn die sechstgroesste Militaer- und Atommacht der Welt hat sich seit 1947 zu einem religioes faschistischen Staat entwickelt. Die Menschenrechte arabischen Einwohner der West Bank, dem groessten Palaestinensergebiet in Israel, welches von einer neun Meter hohen Mauer abgetrennt ist, werden verletzt.
Taeglich werden unter nichtigen Vorwaenden und ohne Entschaedigungen Wohnhaeuser abgerissen, worauf eine Abrissrechnung folgt. Es werden Steuern erhoben, von denen nichts in die West Bank zurueckkommt; es gibt nicht mal eine Muellabfuhr. Ein Araber muss fuer eine Autofahrt das fuenffache der Zeit einrechnen, die ein Israeli fuer die gleiche Strecke braucht. Die Zahl der beschuetzenden
Militaers ist oftmals groesser, als die der Siedler. Bei palaestinensischen Demonstrationen muessen immer auslaendische Repraesentanten vor Ort sein um sicher zu gehen, dass die Demo nicht niedergeschossen wird.
Der urspruengliche Konflikt ist sicherlich sehr kompliziert und tiefgreifend, und es gibt keine offensichtliche Loesung. Jedoch rechtfertigt das nicht diese Unterdrueckerrolle Israels. Ich dachte, dass das Judentum aus seiner Geschichte, seinem Verfolgungstrauma doch gelernt haben muesste und das ihnen zugefuegte Leid nicht auch noch anderen antut. Merkel sagte bei ihrer Rede vor dem israelischen Parlament, dass die Erinnerung an den Massenmord an den Juden die Zusammenarbeit Deutschlands und Israels fuer immer praege. Beinhaltet das die Tolerierung eines Gewaltregimes?
5 Kommentare zu
"Ich dachte, dass das Judentum aus seiner Geschichte, seinem Verfolgungstrauma doch gelernt haben muesste und das ihnen zugefuegte Leid nicht auch noch anderen antut."
dann leben sie offensichtlich selbst in einer unglaublich einfachen Welt, wo die Opfer durch ihre Traumata automatisch zu guten Menschen werden müssen. Besonders aber offensichtlich die Juden. Im Grunde ist das nur eine Facette des Antisemitismus, was sie da so arglos von sich geben.
Von meiner Mutter, die 1945 als Kind aus Ostpreußen flüchtete und deren Ur-Vorfahren 1750 als verfolgte Protestanten aus Salzburg kamen, hat jedenfalls bisher noch niemand erwartet, dass sie deshalb ein besserer Mensch sein müsste.
Aus dem zitierten Teil wird meiner Meinung nach keinerlei Facette des Antisemitismus ersichtlich. Vielmehr drängt sich mir der Eindruck auf, hier wird wieder einmal Menschen, die es wagen auch das Judentum zu kritisieren, Antisemitismus unterstellt. Von diesen Schubladen sollten wir uns endlich, endlich verabschieden - man könnte meinen aus dem großen deutschen Diskurs der letzten sechzig Jahre haben wir im mindesten gelernt, dass diese ewige Drängung in einengende Positionen nichts weiter bewirkt, als sich die Freiheit des Fragens und Zweifelns zu verbauen.
Selbst wenn eine eigene Geschichte oft verständliche Emotionen aufwühlt, dürfte die Forderung nicht zu hoch gesteckt sein, sich ein wenig am Riemen zu reissen, was Schuldzuweisungen angeht (und nichts weiter ist ja der Vorwurf des Antisemitismus.. ).
Daran kann man Anstoß nehmen oder es lassen, aber warum muss hier genau wieder das passieren, wovon der Text spricht? Hauptsache wir haben einen Metadiskurs, damit niemand was dazu sagen muss, ob die Dinge in Israel jenseits jedes eigenen Verfolgungsdramas so laufen, wie unsere Öffentlichkeit sie wahrnimmt. Und ob jenes Verfolgungsdrama nicht eher hier doch schon eine gehörige Rolle spielt.
Hier geht es doch erstmal mehr um "unsere" öffentliche Meinung, sehr viel später käme erst die Frage, ob man sich nicht auch sowohl mit als auch ohne eigenem Verfolgungsdrama einfach mal so "humanitär" verhalten kann.
Möglicherweise wäre viel gewonnen, wenn man darüber einfach mal reden könnte, ohne dass anhand eines Nebensatzes, der für angreifbar erachtet wird, die ganze Sache weggewischt wird. Dann können auch ruhig die Herren Broder oder Biller (und wenn's sein muss auch Baader und Jesus) was dazu zu sagen haben, was ich dazu zu sagen habe. Aber ich sollte mich deshalb nicht gleich davor drücken.
Denn dass der ganze Komplex nicht damit aufhört, dass wir vielleicht einer selektiven Sichtweise unterliegen (wäre nicht schön, aber wäre bestimmt nicht der einzige Fall), sondern dass solche als gefärbt empfundene Berichterstattung und gefühlte Untätigkeit des Westens in Kreuzberg, Wedding und Neukölln die Meinung in den Teestuben gerne mal radikal-antisemitisch werden lässt (und die streiten sich bestimmt nicht darum, ob die Forderung nach Humität aufgrund eines eigen Verfolgungsdramas antisemitisch ist), ist mehr mein Problem als das von Maxim Biller. Ich wäre froh, wenn der oder die deutsche Presselandschaft mir mal sagen könnten, was man diesen Leuten antworten soll. Dass sie ja Recht haben, dass die Zustaände nicht okay sind, und ein eigenes Verfolgungsdrama sie auch nicht zu besseren Menschen macht, sie das also ruhig weiter erzählen sollen?