Zunächst hatte ich die Idee, einen Partyservice “Spätrömische Dekadenz” zu gründen, der Trauben, Häppchen und Champagner liefern würde. Eine Fanpage war dann aber schneller eingerichtet. Nach drei Tagen gab es schon 652 Fans. Später wurden es noch ein paar mehr, die übliche Soziale-Netzwerk-Dynamik. “Der virale Effekt erhöht Ihre Reichweite exponenziell!” würden die Experten sagen. Naja, wer’s mag.
Guido Westerwelle gehört mittlerweile bekanntlich zu den meistgehassten politischen Figuren des Landes und hat auf der Beliebtheitsskala im Politbarometer gerade ein Rekordtief erreicht. Was mein eigenes Hasspotenzial angeht, kann ich da nicht ganz mithalten. Ich hege keinen Groll, wenn er in die Kameras grinst, ich kann ja umschalten. Ich habe auch nichts gegen die FDP an sich, selbst dort hört man gelegentlich von vernünftigen Leuten.
Die gern vorgebrachte Empörung, sie vertrete nur Klientelinteressen statt das Gemeinwohl, teile ich nicht. Auch Hoteliers und Besserverdienende dürfen Ihre Interessen vertreten. Es sind nur nicht meine, ich bin beides nicht. Um die Interessen dann auszutarieren, gibt es einen Ort: das Parlament.
Unschicklicher Stimmenfang
Guido Westerwelle wird wohl nie beliebt sein. Das muss er aber auch nicht. Von seinem ehemaligen Kollegen wird das Möllemann-Theorem überliefert. Es besagt: Wenn Möllemann in einen Raum mit zehn Leuten kommt und anschließend neun Leute flüchten, ist das für ihn ein gutes Ergebnis: zehn Prozent bei der nächsten Wahl.
Warum man ihm das Gerede von der Dekadenz trotzdem nicht durchgehen lassen sollte, versteht sich eigentlich von selbst. Wenn einer in den Raum kommt und Reden auf Kosten der Schwächsten schwingt, gegen die, die ohnehin schon schikaniert werden, dann sollten zehn Leute gehen. Das schickt sich nicht.
Mehr muss man dazu nicht sagen. Über alles andere diskutiere ich gerne, mit allen, und mit denen, die bei Freiheit nicht an Schneeschippen denken.
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