BLACK BOX EAST
Selbst Jahrzehnte nach dem offiziellen Ende des Kalten Kriegs erscheint “der Osten” als das Andere. Das fortgesetzte und verstärkte Othering des in den westlichen Medien nun als “postkommunistisch” gelabelten Raums macht ihn zu einer perfekten Black Box des ethischen Imperialismus: Während die imaginierte Opazität als ein Mangel an Transparenz und somit als Legitimation für “zivilisierende” Therapien und Impositionen dargestellt werden kann, hat die Opazität zugleich die Funktion das für die Öffentlichkeit unzugängliche Hinterzimmer als quasi-natürlichen Ort für Deals (etwa über die Privatisierung von Staatsbetrieben) zu verklären und damit der demokratischen Kontrolle zu entziehen. Um diese Doppelmoral des Post-1989er Kapitalismus für eine kritische Diskussion zu öffnen, nimmt das Berliner Gazette-Jahresthema BLACK BOX EAST die BRD als Ausgangspunkt: die Annexion der “kommunistischen” DDR bildete die Grundlage für eine kapitalistische Agenda (im Osten Europas und darüber hinaus), die längst ein kritisches Limit erreicht hat – Anzeichen dafür wären die zunehmende Prekarisierung und Radikalisierung in “den neuen Ländern”. Inwiefern geht diese Fehlentwicklung auf die Instrumentalisierung “des Ostens” durch “den Westen” zurück? Gibt es in “postkommunistischen” Laboren der Globalisierung ein Potenzial für Alternativen?