NETZ-GIGANTEN
Wir träumen von Vielfalt und Vielstimmigkeit im Netz. In der Zwischenzeit übernehmen eine Handvoll Konzerne die Macht über das Internet. Google, Facebook & Co. stellen unsäglich erfolgreiche Online-Dienste. Die alle kostenlos nutzen dürfen. Die aber nicht in der öffentlichen Hand liegen sollen. Damit prägen die IT-Monopolisten längst ganze Gesellschaften: Wissen, Freundschaft, Arbeit, Kommunikation und vieles mehr. Es ist phänomenal. Doch wir haben keine Zeit zum Staunen – zu viel steht auf dem Spiel. Stattdessen wollen wir Kritik üben. Nicht als NörglerInnen und PessimistInnen. Sondern als AnalytikerInnen und aufmerksame BeobachterInnen mit einem Interesse für politische und kulturelle Zusammenhänge. Unser Dossier ist eine Art Rezensionsforum für die Produkte und Projekte der Netz-Giganten. Ein Nein im Geiste der Netzkritik.
Die Covid-19-Pandemie hat Unternehmen wie Amazon oder Deliveroo Gewinne beschert, geht aber auch mit einer Zunahme von Konflikten am Arbeitsplatz einher. Der Techniksoziologe Simon Schaupp argumentiert, dass die Pandemie Konflikte verschärft hat, die auf die Degradierung von Arbeitnehmer*innen durch digitale Technologien zurückzuführen sind – ein Prozess, der als “kybernetische Proletarisierung” beschreibbar ist. Ein Interview. weiterlesen »
Während der Corona-Krise sind ganze Bevölkerungen gezwungen, jegliche potentielle Ansteckungsgefahr zu vermeiden, indem sie isoliert und ‘online only’ leben. Das Internet und die digitale Gesellschaft erleben deshalb aktuell einen Hype. Die politische Dimension wird ob der Freude darüber gern ausgeblendet. Doch: Arbeitsbedingungen sind unsicherer denn je und digitale Werkzeuge sind auch in der Krise nicht neutral. In diesem SILENT WORKS-Essay fragen Magdalena Taube und Krystian Woznicki, was wir jetzt konkret tun und wie wir – im Zuge dessen – die Mythen des KI-Kapitalismus entlarven können. weiterlesen »
In der ‘Corona-Krise’ wird die unsichtbar gemachte Arbeit von Leuten, die die Grundversorgung sicherstellen, wieder sichtbarer. Bietet dies eine unverhoffte Chance für Arbeitskämpfe? Die Stadtforscherin Katja Schwaller geht dieser Frage nach und nimmt dabei vor allem jene gesellschaftlichen Bereiche ins Blickfeld, die durch Big Tech-Unternehmen erobert werden. Ein Interview. weiterlesen »
Das Cyber Valley in Tübingen, der feuchte Traum technikaffiner PolitikerInnen mit blinkenden Dollarzeichen in den Augen, soll so etwas wie das deutsche Silicon Valley werden. Forschung, Militär und Wirtschaft werden unter den Vorzeichen von KI zu einem intransparenten Amalgam. Doch es gibt Fragen, es gibt Kritik, es gibt Widerstände. Der Berliner Gazette-Autor und Technikforscher Christian Heck – selbst an der Initiative NoCyberValley beteiligt – setzt sich für einen aufgeklärten KI-Diskurs ein. weiterlesen »
Unternehmen aus dem Silicon Valley haben seit den 1990er Jahren eine globale Expansion realisiert, die den Kapitalismus als solchen weitreichend transformiert. Die hier dem Profitstreben untergeordnete “digitale Revolution” hat von Anfang an auch Fragen zur Transformation der Stadt aufgeworfen. Der Aktivist und Stadtforscher Jochen Becker unternimmt gemeinsam mit dem Kollektiv metroZones eine Bestandsaufnahme. Ein Interview. weiterlesen »
Gemeinsinn, Demokratisierung und Freiheit – nicht weniger versprach der Siegeszug des Internet. Doch für die Arbeiter*innen der Plattformökonomie könnte die Wirklichkeit nicht weiter entfernt sein: Sie gelten zwar als Selbständige, müssen sich aber dem Diktat der Automatisierung und der Algorithmen beugen, in dem alles darauf getrimmt ist, die Maschinerie am Laufen zu halten. Trotz dieser inakzeptablen Bedingungen gilt die Plattformarbeit in der Cloud als Zukunft der Arbeitswelt. Zukunftsforscherin und Berliner Gazette-Autorin Nora S. Stampfl unterzieht das Heilsversprechen einer kritischen Analyse. weiterlesen »
Es fehlt uns derzeit nicht nur an genauen Definitionen, es fehlt uns an Worten, es fehlt eine gemeinsame Sprache, die es uns ermöglicht, kulturelle, politische und soziale Konsequenzen von KI-Technologien und Algorithmic Decision Making (ADM) zu denken. Der Medienkünstler und Technikforscher Christian Heck berichtet von den Protesten gegen das Cyber Valley – einem staatlich gefördertem KI-Labor in Süddeutschland. weiterlesen »
Eine neue EU-Verordnung sorgt für Unruhe, vor allem im Netz. Es geht um das Löschen von “terroristischen Inhalten”. Menschenrechtsaktivist und Tech-Spezialist Dia Kayyali erklärt, warum die Verordnung auf keinen Fall durchkommen sollte: Unternehmen würden noch stärker auf das automatisierte Löschen setzen und dafür opake KI-Algorithmen verwenden; autokratische Regierungen könnten die Verordnung kopieren, etc. Ein Appell. weiterlesen »
Menschliche Handlungsfähigkeit verändert sich in Zeiten der Digitalität grundlegend. Der Transformationsprozess ist mehrdimensional und widersprüchlich – eben das zeichnet Handlungsfähigkeit in technologisierten Umgebungen heute aus. Im zweiten Teil seines Essays geht der Medientheoretiker und Berliner Gazette-Autor Felix Stalder auf die Macht der Protokolle ein. weiterlesen »
Die Angst, für einen Post peinlich wenige Likes zu bekommen, den falschen Filter bei Instagram zu wählen oder keine Rückmeldung zu einer Freundschaftsanfrage zu bekommen: Das Leben der Digital Natives, der ersten Generation, die mit Social Media aufwuchs, ist geprägt von diesen Sorgen. Die Autorin Victoria Martínez nutzt Facebook seit ihrer frühesten Jugend in Mexiko, das Netzwerk hat ihr Leben geprägt – bis es an der Zeit war, aufzuräumen und aufzuhören. Ein Plädoyer für digitale Selbstbestimmung. weiterlesen »
Der Camebridge-Analytica-Skandal hat den Facebook-Widerstand weltweit beflügelt. Eine Antwort lautet Aussteigen, der Hashtag ist #deletefacebook. Die virale Initiative hat nun eine Debatte entfacht, die vom Entweder-oder-Denken der sozialen Netzwerke geprägt ist: Daumen rauf, Daumen runter. Dieses Drama der Extreme nivelliert nicht nur feine Unterschiede, sondern auch Widerstand und Widerspruch. Die WissenschaftlerInnen Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski zeigen, wie dabei auch wichtige (daten)politische Fragestellungen verglühen. weiterlesen »
In der digitalen Welt geht es immer wieder um Nachhaltigkeit und Autonomie. Zu Recht. Doch die Diskussion wird den wichtigen gesellschaftspolitischen Problemen nicht gerecht, wenn Ethik dabei zum Etikett verkommt. Berliner Gazette-Herausgeber Krystian Woznicki fordert stattdessen, Ethik als eine fortlaufende Suche nach dem Richtigen zu begreifen, die alle Annahmen in Zweifel zieht und auf schnelle Lösungen verzichtet. weiterlesen »