Öffentlich schreiben ist heute so einfach wie eine Briefmarke aufzukleben: Bisschen Spucke, bisschen Feingefühl, Batsch und raus damit. Doch was können wir von einem erfahrenen Blogger lernen? Hartmut Abendschein ist Initiator zahlreicher Netzprojekte und bloggt seit den 1990er Jahren. weiterlesen »
Die Call-Center internationaler Konzerne, die von Irland oder Indien aus die als isolierte und losgeloeste Einheiten die Illusion eines raum-zeitlichen Bezugs zum Anrufer erzeugen muessen – das ist fuer mich ein eminent theatrales Phaenomen. Illusion fuer eine bestimmte zeitliche Dauer glaubhaft und konkret werden zu lassen. Jede Theaterauffuehrung findet streng genommen nur einmal unter denselben Bedingungen statt. Sie ist fluechtig und verschwindet im Moment ihrer Entstehung. Im Bereich des Tanzes potenziert sich diese Fluechtigkeit im Hinblick auf die Bewegung, die streng genommen das Nichtidentische zum Prinzip erhoben hat. Ich kann eine Bewegung nicht zweimal ausfuehren, ich kann sie nicht wie einen Gegenstand besitzen oder irgendwohin mitnehmen. weiterlesen »
Reissverschlusssex in schmuddeligen Clubs haben, routinierten Drogenkonsum bewerkstelligen und dazu noch schlechte Musik hoeren – welchen Bloedsinn man macht, wenn man jung ist! Trotzdem schoen, an das kopflose Treiben durch die Zeit zu denken, als es noch keine Zeit gab. Als man noch sagen konnte Mit 25 will ich zwei Kinder haben
(und die Zahl 25 ungefaehr genauso viel bedeutete wie die Zahl 78). Immer war alles weit weg. weiterlesen »
Sie wundern sich sicherlich ueber den kessen Spruch, den ich fuer die Ueberschrift gewaehlt habe. “Die Berliner Gazette ist doch schon laengst im Internet!” werden Sie ausrufen. Das entspricht der Wahrheit. Seit zehn Jahren cruisen wir nun bereits auf dem Datenhighway. Wir haben schon gebloggt, als andere noch “Trendforscher” waren, wir haben E-Mails verschickt, bevor es Spam gab. weiterlesen »
In Barcelona gibt es eine Strasse namens Calle Ferran. Sie ist nichts Besonderes, sie liegt einfach nur sehr guenstig. Sie verbindet die beruehmte Ramblas mit dem Rathaus, deshalb wird sie von transnationalen Konzernen wie Starbucks, Adidas oder McDonald’s gesaeumt. Ganz zu schweigen von den Irish Pubs, Hostels, chinesischen Restaurants und Souvenirgeschaeften. Trotz dieser politischen, geografischen und historischen Bedeutung findet man hier kaum Natives
. Diese Rollen uebernehmen immer mehr die afrikanischen Sex-Arbeiterinnen, die Flyer-verteilenden Kids und Ein-Euro-Bierverkaeufer aus Pakistan. Tourismus als Morphologie, als Konstante. weiterlesen »
Seit 2006 stelle ich meine Poetry ueber Blogs ins Netz. Vorher hatte ich mich jahrelang mit den traditionellen Veroeffentlichungsmoeglichkeiten herumgequaelt, um nach grossen Muehen Arbeiten in Anthologien, Fanzines und auch in einem kleinen Verlag unterzubringen. Nunmehr betrachte ich dieses Medium als meine Form, mit der ich meine Kunst in die Oeffentlichkeit tragen kann. Und wenn ich den Statistiken der Blog-Betreiber einigermassen vertrauen darf, erreiche ich so mehr Leser als je zuvor. Da sind zunaechst eine kleine Schar von Freunden
, meine Community, die sofort von jedem Eintrag informiert werden. Aus ihren Kommentaren weiss ich, dass es regelmaessige Leser sind. Es sind nicht viele, aber als experimenteller Lyriker
entscheidet nicht die Quantitaet. weiterlesen »
Wer es genau wissen will (und in einem Jahr, das die Berliner Gazette >Wasserwissen< nennt, will man das, aber nur zu den Bedingungen des Wassers) der wird fragen: Woher weisst Du eigentlich, dass es die Berliner Gazette am heutigen Tag seit 500 Wochen gibt? Ganz einfach: Heute erscheint Newsletter Nummer 500. weiterlesen »
Globale Vernetzung gibt es, seit es Handel gibt. Das Neue und damit Interessante an dem, was man heute so Globalisierung nennt, ist meines Erachtens – und davon gehen wohl alle engeren Definitionen aus – die Revolution der Kommunikations- technologie und des Transportwesens, was konkret heisst: jeder kann nun nahezu alles mit jedem Anderen auf der Welt (ver-)handeln. Das erhoeht den oekonomischen Wettbewerb, und stellt damit die bisherigen Sicherheiten auf den Kopf. Die neue Diskussion um Gemeinschaft ist hierzulande deutlich durch den US-amerikanischen sogenannten Kommunitarismus
ausgeloest worden. weiterlesen »
Ich halte es so: Literatur ist Text, der seine Welt enthaelt. Damit komme ich zu keinem Gespraech. Ich brauche zwei weitere Saetze: Literatur ist Ware am Literaturmarkt. Und/oder: Literatur ist eine Sportart. Man kann die Texte, die ihre Welten enthalten, verkaufen, man kann damit zu Wettbewerben antreten. In beiden Faellen vermute ich, dass die Texte dann mehr als nur sich enthalten, auch Absichten, aber das ist hier egal. Wichtiger: Literatur im Gespraech ist Literatur, die erscheint. Eben am Markt oder in der Arena. Die Frage nach der Netzautorschaft zielt auf eine Literatur, die ausserhalb dieser Spielstaetten existiert. Ich denke, es gibt sie in den Gespraechen noch nicht. weiterlesen »
Die Diskussion um Globalisierung hat mehrere Schieflagen. Zum einen wird oft so getan, als wenn es sich zuvorderst um einen oekonomischen Prozess handle. Staat und das internationale politische System sind aus dieser Perspektive dafuer zustaendig, die von der oekonomischen Globalisierung verursachten Probleme und Krisen zu bearbeiten. Das zeigt sich derzeit deutlich in den Diagnosen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Der Staat soll’s richten. Dass die Staaten und internationalen Institutionen wie die Weltbank oder ab 1995 die Welthandelsorganisation selbst Instanzen der neoliberalen und imperialen Globalisierung sind, wird damit ausgeblendet. weiterlesen »
Ich bin seit etwa acht bis zehn Jahren im Web aktiv, habe einzelne Moeglichkeiten zur Online-Veroeffentlichung, aber auch Portale von Kulturservern wie nrw-literatur-im-netz.de zur Selbstdarstellung genutzt. Seit September 2004 betreibe ich eine eigene Website, crauss.de, die ich selbstaendig und in Heimarbeit aktualisiere. Da ich kaum Programmierkenntnisse habe, bedeutet dies stetige Bastelarbeit. Demzufolge ist die Website zwar einfach strukturiert, andererseits jedoch nicht ueberfrachtet mit Popups und unnoetigem Schnickschnack. weiterlesen »
Glaubt man Disney-Filmen und den gaengigen Pubertaetshochglanzmagazinen sieht ein Vertreter der Spezies maennlicher Teenager
heute so aus: Seine feinporige, leicht gebraeunte Haut umspannt einen durchtrainierten, wohl ausgemessenen Koerper. Sein weisses Gebiss ist den Traeumen eines Zahnarztes entsprungen und er weiss immer, was er sagen und was er nicht sagen soll. Kurz, er heisst Zac Efron und ist so unschuldig wie schoen. weiterlesen »