• Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #58

    Kaum ein Wortbild hat unser Leben in den letzten Jahrzehnten staerker beeinflusst als das der Globalisierung. Ob als Schreckensvision entsolidarisierter Gesellschaften – es gibt heute nichts: von der Arbeitslosigkeit ueber den Sozialabbau bis zum Hundedreck auf unseren Strassen, das nicht in irgend einer obskuren Weise mit Globalisierung in Verbindung gebacht wird – oder als Versprechen auf eine paradiesische Zukunft: immer geht es um die dramatischen Folgen einer neuen sozialraeumlichen Ordnung, die sich als Weltgesellschaft, oder global village, Geltung verschafft. weiterlesen »

  • Oekonomie des Gemeinsamen

    Ich war 1998 aus Tokio nach Berlin gezogen und wollte ein neues Projekt anfangen. Ich war damals 26 und hatte schon in Japan viel mit Menschen zu tun gehabt, die im Internet unterwegs waren. Ich kam ueber meinen Freund Klaas Glenewinkel mit der Firma Ponton ins Gespraech, die gerade einen ueberregionalen Kulturserver aufbaute. Damals haben mich Projekte wie Abfall fuer alle von Rainald Goetz beschaeftigt – hier fiel das Prozessuale sehr stark ins Gewicht. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #57

    Globalisierung und Globalgeschichte sind nicht das gleiche. Die Globalisierung aber lenkte unser Augenmerk auf die wirtschaftlichen und sozialen Interaktionen, Verflechtungen und Verdichtungen solcher Interaktionen in der Vergangenheit. Die grossen Themen der Globalgeschichte sind Handel, Migration, inter- sowie transkulturelle Kommunikation. Globalgeschichte schreibt die Geschichte jener Menschen, die Teile ihre Lebens oder ihr ganzes Leben lang unterwegs waren: aus freien Stuecken oder unter Zwang, in Gruppen oder auch alleine. Wir betonen nicht die Bodenstaendigkeit – ein Relikt des Nationalismus – sondern die Mobilitaet der Menschen. weiterlesen »

  • Wenn alle gehen, wird alles gut

    Gemeinsam I: Aristoteles unterscheidet drei Formen der Freundschaft: die geistige, die oekonomische und die koerperliche. Als erste Form existiert die Freundschaft um ihrer selbst Willen (>vollkommene Freundschaft<). Die zweite Form bezweckt einen gemeinsamen aeusseren Nutzen. Bei der dritten ist der Zweck die Lust. Entscheidend bei der Bewertung von Freundschaften scheinen mir also nicht die gemeinsamen Interessen, sondern vor allem die Zwecke zu sein. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #56

    Globalisierung? Ein Wort mit dem hoechsten Inflationswert und der groessten Unschaerfe, je oefter es benuetzt wird. Fuer mich ist die Globalisierung ein Ohnmachtsbegriff, mit dem man sich einem weltweiten Spekulantentum moderner Raubritter unterwirft. Eine Mischung aus Dummheit, Gier und moralischer Verarmung. weiterlesen »

  • Sich zu den Verhaeltnissen verhalten

    Der Schriftsteller Dietmar Dath sagt mit Blick auf die Jugend, eine Freundschaft werde erst dann richtig interessant, >wenn man gemeinsame Interessen hat, die ein bisschen abstrakter sind als Schwimmbad, Grillen mit den Eltern und Lego<. Ich denke: Das hat auch sehr mit den jeweiligen Beduerfnissen zu tun. So wuerde ich meine erste bewusste Phase von Gemeinschaft zum Beispiel als eine zwangslaeufige bezeichen, als Zusammenschluss von einzelnen die erst in einer Gruppe aufgehoben waren. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #55

    Kulturelle Geographien reduzieren das globale Zeitalter nicht auf eine deskriptive Kategorie Oekonomischer Internationalisierung, sondern verstehen Globalisierung als epistemologischen Begriff, der die Sicht frei gibt auf die Kontingenz schon immer kreuzweise verlaufender Wechselbeziehungen zwischen Hier und Dort, zwischen globalen und lokalen Alltagsentwuerfen. Was nun in den Blick geraet, ist die umfassende Neuaushandlung der raeumlichen Bezuege sozialer Beziehungen – von der Ebene einzelner Subjekte bis zur Ebene globaler Politik. Soll es heute zum Nachtisch eine oekologisch zertifizierte Ananas aus Nordghana sein oder doch selbstgepflueckte Erdbeeren vom Bauern um die Ecke? weiterlesen »

  • Gemeinsam schwingen

    Als Kind einer Mutter, die seit ihrer fruehen Kindheit wusste, dass sie Schauspielerin werden wollte, wuchs ich mit dem Komplex auf, dieses eine, alles ueberragende Interesse, nicht zu haben. Stattdessen oszillierten meine Berufswuensche zwischen Juristin, Punk und Kunsthistorikerin. Das ich mich der Anthropologie zuwandte, verdanke ich Stephan, meinem Mann, der mir als Neunzehnjaehrige begeistert von dem Ethnologen Laszlo Vajda erzaehlte. Bei dem besuchte ich fortan Vorlesungen ueber Hexerei und Schamanismus – wobei mich die Details der Seelenreise sibirischer Schamanen an sich weniger interessierten, als Vajdas bohrender Geist und Enthusiasmus. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #54

    Um mein Interesse an der Globalisierung in einigen wenigen Saetzen zusammenzufassen, wuerde ich gerne ein Phaenomen zur Beschreibung anfuehren, das vorzufuehren vermag, wie unterschiedlich die Globalisierung gefasst werden kann. Ein solches Phaenomen waere das Swarming, ein Modell, das inzwischen von Militaers und Oekonomen, Philosophen und Kybernetikern verwendet wird. Ein globaler Schwarm besteht aus einer Menge von Knoten und Verbindungsmoeglichkeiten, die weltweit verteilt sind und sich ad hoc zu bestimmten Anlaessen verknuepfen – etwa zu einem Terrorangriff, wenn man Al Qaeda als Schwarm ansieht, oder zu einem transnationalen Netzwerk von oekonomischen Akteuren. weiterlesen »

  • Kultur und Kaeuflichkeit

    Als Jugendlicher war ich an konkreten Dingen – wie Sport, Action und Vergnuegen – interessiert und weniger an abstrakten. Dieses Interesse kam erst im Uebergang zum Erwachsen werden. Ich fing an Buecher und Zeitschriften zu lesen, die meine Freunde nicht wirklich interessierten und mithin wurde es zunaechst einsamer um mich. Anders wurde dies erst, als ich nach Berlin ging. Hier traf ich Leute mit denen ich ueber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft reden konnte. Hier gab es unzaehlige Moeglichkeiten sich zu engagieren und Gleichgesinnte zu finden. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #53

    Wir haben am Wochenende einen Ausflug ins Windsor Hotel gemacht, in dem diesen Sommer der G 8 Gipfel stattfindet. Es liegt auf einem hohen Berg, nahe dem See Toya und es guckt auf der einen Seite auf den See und auf der anderen aufs Meer. Von weitem wie ein Schloss an der Loire, aber von der Form eher wie ein gestrandetes Luxus Kreuzfahrtschiff, direkt von der Meierwerft nach Hokkaido. Wenn man sich dann im Auto naehert, muss man erstmal an einer Ecke direkt an einem Ferienbauernhof abbiegen, auf dem Familien im Garten Milch trinken und eine grosse selbstgemalte ostfriesische Kuh macht Werbung dafuer. Also hoch den Berg, immer dem Windsor Schild nach, und die Aussicht geniessen. weiterlesen »

  • Der kommunikationale Imperativ

    Relevant ueber eine regressive Identitaetsarbeit hinaus wird die Rueckschau auf die eigene Jugend wohl nur, wenn diese nicht zur Ursuppe der Eigentlichkeit verklaert, sondern als eine Etappe von Kaempfen und Widerspruechen begriffen wird. Diese Phase ist eher von Mangel denn von idyllischer Fuelle gepraegt. In meinem Falle gehoerte dazu auch, dass ich mich alleine, historisch zu spaet dran und am falschen Ort waehnte. Ich hoerte, damals in Stuttgart 1982, gerne >Das war vor Jahren< von den Fehlfarben und imaginierte mich ins Duesseldorf des Jahres 1978. weiterlesen »