Sie sind vielleicht ueberrascht, ich aber habe akzeptiert, dass unser Planet eine Kugel ist. Es macht mir nichts aus zu schlafen oder Liebe zu machen, wenn andere Menschen etwas anderes tun. Dennoch beruecksichtige ich den Zeitfaktor, wenn ich einen Kollegen in Kanada oder Indien online sehe und mit ihm ein ernsthaftes Gespraech beginnen will: Je nach Tageszeit und Biorhythmus gibt es leichte Unterschiede in der Art, wie wir uns ausdruecken. weiterlesen »
Die Proteste gegen den Gipfel haben gezeigt, dass die globalisierungskritische Bewegung auch in Deutschland in der Lage ist massenhaft und kollektiv zu protestieren. Das war eine wichtige Erfahrung. Wir als Gruppe FelS haben unsere Schwerpunkte in der Mobilisierung mit den Massenblockaden und dem antirassistischen Aktionstag, richtig ausgewaehlt. weiterlesen »
Im Prinzip, so scheint mir, ist der Beschleunigungsdiskurs ein strukturverwandtes Phaenomen zur Espressobarschwemme : Hier wie dort nimmt man sich ein bisschen Zeit (fuer ein bisschen Kaffee oder ein bisschen Theorie), um dann sogleich wieder bewegt zu sein, sei es vom Koffein oder dem Theoriehaeppchen, das jeweils inhaerent schon auf modegemaesse Dynamisierung gezuechtet ist. weiterlesen »
Heiligendamm war kein grosser Einschnitt fuer die globalisierungskritische Bewegung – haette aber einer werden koennen. Diie Proteste gegen die G8-Politik 2007 zeigten fuer die Bewegung vor allem eines: Sie lebt, sie wird wahrgenommen, und zwar vor allem dann, wenn sie auf gesetzte Themen wie auf ein Treffen der so genannten G8-Repraesentanten angemessen reagiert. Es hatte zahlreiche Abgesaenge gegeben; die Strasse war im Rahmen der Auseinandersetzung mit der globalisierungskritischen Bewegung immer wieder als eine Art romantischer oder naiver Ort
interpretiert worden. weiterlesen »
In meinem Alltag wimmelt es von Beschleunigungszwaengen. Der Druck der Zeit ist omnipraesent und er setzt ein am sehr fruehen Morgen, um kurz vor vier. Gewohnheitsmaessig stelle ich meinen Wecker auf 4.05 Uhr, doch ich scheine von der Idee absorbiert zu sein, dem Weckerklingeln zuvorzukommen: In aller Regel werde ich zehn Minuten vor der geplanten Zeit wach – und zwar hellwach! Es reisst mich foermlich aus dem Schlaf, der zwar tief und gut, aber mit knapp fuenf Stunden eher kurz ist. Jeden Morgen dasselbe: Ich kann es nicht erwarten, den Herausfoderungen des Tages zu begegnen und mich, nach hocheffizient beschleunigter Morgentoilette, an den Schreibtisch zu setzen. Der ganze lange Tag ist strikt durchgeplant, zeitstreckenweise minutioes. Auf Gaengen durch unsere Wohnung frage ich mich stets, was ich unterwegs noch erledigen koennte: vielleicht – sprichwoertlich by the way
– die in der Ecke liegende Wollmaus entfernen, der Huendin frisches Wasser in den Napf fuellen? weiterlesen »
Zwischen nationalem Kulturbesitz und internationalem Gemeingut: Welche Rolle spielt die deutsche Sprache fuer die Identitaetsbildung in der Globalisierung?
Vor diese Frage stellte die Berliner Gazette letztes Jahr rund 50 Kulturschaffende aus dem In- und Ausland im Rahmen des durch die Kulturstiftung des Bundes gefoerderten Dialogprojekts >McDeutsch<. weiterlesen »
Als universitaeres Programm (konkret: Wahlfachschwerpunkt) an der Universitaet Graz geht es bei Global Studies
in erster Linie um die politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen und Folgen der Globalisierung. Dabei ist es das zentrale Anliegen, mit den Studierenden in eine kritische Diskussion zu den verschiedenen Formen, Prozessen und Akteuren der Globalisierung einzutreten. In diesem Sinne sind auch die Argumente und Forderungen der Anti-Globalisierungsbewegung wiederkeh- rende Themen in den einzelnen Lehrveranstaltungen. weiterlesen »
Es kostet viel Energie den Beschleunigungszwaengen
(Hartmut Rosa) nicht zu erliegen. Und offenbar schuetzt mich gelegentlich mein Unbewusstes, dann vergesse
ich ein Versprechen oder irgendwo ein- oder auszusteigen. So wie wir arbeiten/leben – entgrenzt – bedeutet das halt auch den Verlust des befreienden Gefuehls von Freitag ab eins macht jeder seins
. weiterlesen »
Ich glaube, die G-8-Proteste sind, wie erwartet, wieder verebbt, und mir kam das ohnehin so vor, als ginge es dabei mehr um so eine Art Festspielcharakter, der da von allen Seiten ausgelebt wurde. Ich bin, was die Wirkungen dieser Protestform betrifft, ehrlich gesagt skeptisch, ohne dass ich das jetzt als Haeme oder klammheimliche Freude des weltverhaeltnissefrustrierten Altlinken gelesen wissen moechte. Die Anti-Globalisierungs-Bewegung hat sich halt bewiesen, dass es ihr um gesellschaftliche Verantwortung zu tun ist – so als Haltung und Identitaetsmoment und als Verantwortung. weiterlesen »
“Ich mache jetzt nur noch Scheiße”, heißt es in einem Tagebucheintrag von Arno Schmidt; gemeint sind: journalistische Texte für Zeitungen. Dietmar Dath hat seit 1990 einen ganzen Haufen – nun: journalistische, satirische und essayistische Texte veröffentlicht und sich damit eine eigene Fangemeinde erschrieben. Diese Zeitungstexte werden nun in dem Buch “Heute keine Konferenz” gebündelt. Susanne Lederle hat es für die Berliner Gazette gelesen. weiterlesen »
Ich bin Choreograph und arbeite an einem Tanzstueck mit meinem Vater. Der erste Impuls dazu kam im letzten Jahr, als mein Vater mich fragte, ob ich ihn nicht in seinem Elternhaus besuchen moechte, um dort gemeinsam mit ihm im Garten die Kirschen zu pfluecken. Er hatte das schon oefter gefragt und ich hatte seine Einladung jedes Mal abgelehnt. Ich hatte nie Zeit – entweder war ich auf Gastspielreise oder probte gerade an einem neuen Stueck. Also ueberlegte ich, wie es moeglich waere, mehr Zeit mit meinem Vater zu verbringen, vielleicht nicht unbedingt Kirschen pflueckend, aber doch das mit Mitte 30 wiedergekehrte Beduerfnis befriedigend, meinem Vater und mir mehr Naehe zueinander zu ermoeglichen. Der praktikabelste Weg schien, meinen Vater in meinen Zeitplan zu integrieren, was nichts anderes hiess, als ein Stueck mit ihm zu machen. Als Pensionaer hat er viel Zeit, also sagte er zu. Ein Jahr lang trafen wir uns gelegentlich zur Vorbereitung und seit vier Wochen leben und arbeiten wir zusammen, um das Stueck zu kreieren. weiterlesen »
Einerseits haben die Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm nur geringe praktische Konsequenzen (z.B. ein voruebergehender Zulauf fuer einige globalisierungskritische Gruppen). Andererseits sind sie auf der symbolischen Ebene nicht unbedeutend. Es gab nur wenig Streitereien in der Vorbereitungsphase – eine Seltenheit unter den Linken; die moderaten und die staerker offensiven, zu Blockadeaktionen bereiten Gruppen haben sich nicht auseinanderdividieren lassen; die physische Abschirmung der Spitzenpolitiker hat die Exklusivitaet ihrer Zirkel bildstark vor Augen gefuehrt. weiterlesen »