• Gegenwart in Plural

    Im Rahmen meiner Dissertation habe ich mich mit lateinamerikanischen Autoren aus den Bereichen Kultur- und Kommunikationswissenschaft, Soziologie und (Stadt-)Anthropologie beschaeftigt und ihre Analysen von Strukturen und soziokulturellen Phaenomenen des Kontinents seit den 1980er Jahren untersucht. Dabei fiel mir auf, wie nachdruecklich der Begriff Moderne im Spiel war, ein Begriff, der zur gleichen Zeit in Europa und Nordamerika immer kritischer betrachtet wurde. Laengst war die Moderne hier nicht mehr nur Synonym fuer die Befreiung der Individuen aus den starren Rollenmustern traditioneller Gemeinschaften und fuer die Chance, die Zukunft frei zu gestalten, sondern auch fuer Sinnverlust, Vereinzelung und Reduktion auf Effizienz. weiterlesen »

  • Zeitgeist Berlin

    Ich arbeite fuer die US-amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press. Daher zaehlen in meinem Leben Minuten, ja sogar Sekunden. Wegen des grossen Zeitdrucks koennen schon zwei Minuten eine halbe Ewigkeit bedeuten. weiterlesen »

  • Vergänglichkeit archivieren

    Nationalbibliotheken sammeln das schriftliche Kulturerbe ihrer Nation. Sie sammeln es, sie bewahren es fuer die Ewigkeit und sie machen es ihren Benutzern zugaenglich. Diese Aufgabe erfuellt auch die Deutsche Nationalbibliothek. Am Gruendungsort Leipzig beginnt die Sammlung schon seit 1913, in Frankfurt am Main nach Kriegsende 1947 und in Berlin wird seit 1970 im Deutschen Musikarchiv alles gesammelt, was mit Musik zu tun hat. Mit den Jahren ist viel Material zusammengekommen, denn der gesetzlich fixierte Sammelauftrag verlangt, alles zu sammeln, was in Deutschland erscheint und dazu die Literatur des Auslandes, soweit sie einen Bezug zu Deutschland hat. weiterlesen »

  • Leben mit Spreeblick

    Ich tue, was ich fuer richtig halte. Das kann gar nicht fuer eine heterogene Masse wie die der Blogger Gueltigkeit haben. Ich freue mich, wenn meine Gedanken oder Meinungen Zuspruch finden, aber ich lebe ebenso mit Widerspruch und anderen Meinungen, was auch gut ist. weiterlesen »

  • Ein Tag in Anzio

    Wittgenstein sagt! singt Tilman Rossmy, und der Philosoph hinterliess viele bekannte Saetze. Mit seinem vielleicht bekanntesten benennt er das Verhaeltnis von Sprache, Grenze und Welt – meiner Sprache, meiner Grenze, meiner Welt. Denn fuer Wittgenstein ist Sprechen immer Teil der Lebensform, das Ausueben eines versprachlichten Spiels. Sprache faellt direkt auf den individuellen Sprecher zurueck, seine Sprech-Performance und auf erprobte und bewaehrte Regeln, die dieses Spiel anleiten. Sprechen heisst dann sich nicht bewusst fuer Worte, Namen, Saetze zu entscheiden, sondern Regeln zu befolgen, Bedeutung nicht herzustellen, sondern zu imitieren. Doch funktionieren die Sprach-Gewohnheiten nicht immer. Nur in normalen, verlaesslichen Situationen, in denen wir nicht zweifeln brauchen oder zweifeln koennen. weiterlesen »

  • Internet-Zeit

    Aus dem Internet heraus betrachtet erscheint es banal, sich ueber die Gefahr eines globalen Zeitregimes den Kopf zu zerbrechen. Das Internet ist fuer die Ewigkeit: wollen wir seine Architektur verstehen, muessen wir es fuer uns nutzbar machen – eher als uns ihm unterzuordnen. Ohne Wissen kann man nichts ablehnen. Der Philosoph Paul Virilio hatte Recht, als er schrieb, dass wir nicht laenger in einer lokalen Zeitrechnung leben, wie in der Vergangenheit, als wir Gefangene der Geschichte waren. Wir leben in einer globalen Zeit. Wir befinden uns in einer Epoche, die einem globalen Unfall gleich kommt, so Virilio. weiterlesen »

  • Blogger Goetz: Einsame Klage im WordPress-Wald

    Rainald Goetz gilt in der deutschsprachigen Literatur als Avantgardist. In den 1980er Jahren hat aus Punk Poesie gemacht und eine Dekade darauf den Cyberspace als Arbeitsplatz erkundet. Sein Blog “Abfall für alle” gilt als einer der ersten Web-Tagebücher überhaupt. Jetzt versucht sich Goetz wieder als Blogger. Der Publizist und DJ Sascha Kösch schaut ihm dabei über die Schulter. weiterlesen »

  • Daheim in der Gegenwart

    Schon als kleines Kind beschaeftigte mich das Phaenomen Zeit. Es ist faszinierend, weil allgegenwaertig und doch so unverstanden. Damals schon fiel mir auf, welch unterschiedliche Auffassungen Menschen von ihr haben. Und mir wurde bewusst, wie unzertrennlich die Komponenten Raum und Zeit miteinander verknuepft sein mussten… Das ging fuer mich aus rein logischen Ueberlegungen hervor. Auch wenn diese fuer einen 14-jaehrigen etwas aussergewoehnliche Gedanken gewesen sein mochten, kam mir Folgendes in den Sinn: weiterlesen »

  • Drei Minuten fuer das Prekariat

    Ausgerechnet in der Kastanienallee: Das rosafarbene Plakat >prekaeres Paradies< sticht sofort ins Auge. La précarité est partout – kann das beruhigen? In Prenzlauer Berg vielleicht schon. >Prekaer< bedeutet zunaechst einmal >unsicher<. Der Begriff gewinnt im arbeitsmarktpolitischen Diskurs zunehmend an Bedeutung. Befristete Stellen, Honorartaetigkeiten und schlechtbezahlte McJobs ohne soziale Absicherung gelten neuerdings als >prekaere Beschaeftigungsverhaeltnisse<. Klingt politisch korrekt. weiterlesen »

  • Ein Newsletter, der kein Newsletter sein wollte

    Ein Newsletter, der kein Newsletter sein wollte feiert mit der 400. Ausgabe sein Jubilaeum. Die Rede ist vom Newsletter der Berliner Gazette, der vor knapp acht Jahren erstmals erschien und seitdem einmal pro Woche an seine Abonnenten rausgeht. Krystian Woznicki zieht eine Bilanz. weiterlesen »

  • Sich selbst hoeren

    Schreiben Sie eigentlich Tagebuch? Sollten Sie diese Frage positiv beantworten und vertrauen sich regelmaessig leeren Seiten an, koennen Sie sich mitten in der Nachmoderne waehnen – trotz der Ausuebung einer Jahrhunderte alten Kulturtechnik. Der Wunsch nach einer Linie des eigenen Lebens (Max Dessoir) ist in fluessigen, polyphonen Zeiten aktueller denn je. Dabei geht es weniger um das Festhalten von Ereignissen, das Protokollieren, als um das Entdecken und Vernehmen einer eigenen Stimme. weiterlesen »

  • Fast oder Slow Food?

    Die Idee, das Essen und Trinken mit dem Thema Zeit zu verknuepfen, kam mir, als ich aus beruflichen Gruenden immer weniger Zeit fand, um in Ruhe zu essen und zu trinken. Der Eindruck, zu wenig Zeit zu haben, stellt einen gaengigen, aber wie sich bald zeigte, stark reduzierten Zugang zum Thema Zeit dar. weiterlesen »