Was haben Subcomandante Marcos und Geert Lovink über die Zukunft des Lesens zu sagen. Krystian Woznicki hat sich im Web 2.0 nach Antworten umgeschaut. weiterlesen »
Was haben Subcomandante Marcos und Geert Lovink über die Zukunft des Lesens zu sagen. Krystian Woznicki hat sich im Web 2.0 nach Antworten umgeschaut. weiterlesen »
Entschleunigung und nicht Beschleunigung lautet das Gebot der Stunde. Entgegen der haeufig geaeusserten Prognose vom Wettlauf gegen die Zeit
glaube ich das. Und das schreibe ich auch, obwohl ich menschliche Grundtechniken wie Reden, Lesen, Essen und Gehen schnell taetige und mich Menschen mit langsamen Zungenschlag in Stress versetzen. weiterlesen »
Bei der “Zeitspar-Show”, unserem juengsten experimentellen Buehnenformat im “nbi”, ging es uns darum, einen Abend zeitneutral auszugestalten. Hintergrund war unser schlechtes Gewissen. Ueber die Jahre hatten wir unserem Stammpublikum sehr viel Zeit mit unausgegorenen und schlecht vorbereiteten Shows gestohlen. Von dieser Schuld wollten wir etwas abtragen, was uns gelungen ist. Die Show sollte mehr Zeit einsparen, also mehr einbringen, als sie kostet. Am Ende stand einer Brutto-Dauer von einer Stunde und zwanzig Minuten eine Netto-Zeitersparnis von mehreren hundert Jahren gegenueber. Das Ganze wurde multipliziert mit der Zuschauerzahl. Erreicht haben wir das ueber ein knackiges “Studium generale”, sowie eine Reihe Zeitspartipps, die sich aufsummierten, wie zum Beispiel “beim Losgehen von der Tuer abstossen” oder “warten, bis der Film rauskommt.” weiterlesen »
“Digitale Kunst” koennte man so definieren, dass das Kunstwerk in seinem Vollzug und waehrend seiner Rezeption massgeblich von einem aktuell ablaufenden digitalen Computerprozess konstituiert wird. Solche Definitionen sind natuerlich immer voller selbst gestellter Fallen: wie kann man beispielsweise in Bezug auf einen Prozess ueberhaupt von einem “Werk” sprechen, oder wollen wir ein Werk stets als etwas Abgeschlossenes, Fixiertes verstehen? Aber diese Definition wuerde es uns immerhin moeglich machen, etwas praeziser mit dem Begriff der “digitalen Kunst” umzugehen, der ja auf sehr viele verschiedene Weisen benutzt wird und bei vielen Leute schon dann Anwendung findet, wenn irgendwann im kuenstlerischen Produktionsprozess mal ein Rechner zum Einsatz gekommen ist. Da wird dann jede mit Photoshop bearbeitete und ausgedruckte Fotografie zum “digitalen Werk”… Einer der Vorteile der massiven Verbreitung digitaler Technologien ist dagegen, dass das Wort “digital” selber so gut wie redundant geworden ist. Ein Nachteil ist, dass man in diesem allgemeinen Rauschen und Geplapper wiederum genauer andeuten muesste, was damit eigentlich gemeint ist.. weiterlesen »
Ich habe eine ganze Liste von Buechern, die ich schon immer lesen wollte. Leider komme ich nie dazu und die Liste wird immer laenger – die Zeit, die fuers Lesen bleibt, immer kuerzer. “À la recherche du temps perdu” von Marcel Proust hat bis jetzt eigentlich nicht dazu gezaehlt. Sieben Baende, mehr als 3000 Seiten. Nein, nicht mal in meinen wilden Lesejahren, also mit 14, 15 haette ich mich da ran gewagt. Seit einiger Zeit verfolge ich jedoch Jochen Schmidts Blog Schmidt liest Proust und muss sagen: Ich bekomme immer mehr Lust auf die “Recherche”. weiterlesen »
Erinnerung ist die kleine Schwester der Reflexion, zusammen sind sie die Hebammen jeder Literatur; an etwas anderes als die Jugend aber kann ich mich nicht erinnern, weil ich mehr noch nicht erlebt habe. Ausserdem hat der Jugendbezug in meinem Schreiben noch einen politischen Vorteil: Junge Leute sind mutiger als aeltere, im Guten wie im Boesen; sich dieser Zeit zu verpflichten heisst also, sich gegen das Erschlaffen und die Verzagtheit zu wehren, die den Boesewichtern ihr Geschaeft so leicht machen. weiterlesen »
Blogs sind in aller Munde. Blogs polarisieren. Sollten wir sie lieben oder hassen? Krystian Woznicki meint, dass es um etwas anderes geht. weiterlesen »
11. April 2088, Talahassee, Florida. Trotz seiner Uneinigkeit bestaetigte das Oberlandesgericht Floridas heute die Verurteilung des zweijaehrigen Jake Fritter wegen Mordes. Dieses Urteil erlaubt dem Staat Florida nun, mit den Plaenen fuer seine Exekution am 1. Mai um 12:01 fortzufahren. weiterlesen »
Manchmal fragen mich die Leute nach Vortraegen, ob mein Interesse fuer Beschleunigung mit meinem hohen Redetempo zusammenhaengt. Ich antworte dann meistens, dass ich da eher eine Verbindung zu meinem langsamen Essenstempo sehe: Da ich sehr langsam esse, bin ich am Tisch meistens der Letzte, was dazu fuehrt, dass die anderen unruhig auf den Tisch trommeln und mich unter Beschleunigungsdruck setzen. Aber wirklich angefangen, mich fuer Beschleunigung zu interessieren, habe ich, als ich ueber ein Oedoen von Horvath zugeschriebenes Bonmot nachdachte, das da lautet: “Eigentlich bin ich ganz anders, nur komm’ ich so selten dazu”. Das traf irgendwie genau meine Lebenserfahrung: Man hetzt von Termin zu Termin, mal privat, mal beruflich, und hat dabei das Gefuehl, nie zu den Dingen zu kommen, die einem wirklich wichtig sind. Und da wollte ich eben wissen, ob das an mir selbst liegt, ob ich also etwas falsch mache, oder ob man auf diese Weise einem Strukturproblem moderner Gesellschaften auf die Spur kommt. Und siehe da – je laenger ich darueber nachgruebelte und nachforschte, um so klarer zeigte sich: Das Problem ist sozusagen in die Wurzeln der Moderne eingelassen. weiterlesen »
Zivilisationsmuedigkeit – ein Begriff, der vor allem im 18. und 19. Jahrhundert breiten Teilen der europaeischen Bevoelkerung etwas bedeutete. Damals war es die anbrechende Industrialisierung; Maschinisierung der Arbeit; Entstehung von Fabriken; Urbanisierung, Konzentration allen Lebens in der Stadt und subsequente Ueberbevoelkerung staedtischer Raeume; Vereinzelung bei gleichzeitiger Vermassung der Gesellschaft; Entfremdung. Damals reagierten nicht wenige mit der “Zivilisationsflucht”. Paul Gaugin erschuf mit seinen Bildern die Ikonen einer Generation, die ihr Glueck in Uebersee suchte: Trostspendende Nacktheiten, selige Natur, wallendes Meer. Diese Bilder einer Gegenwelt zeigten alles, was der zivilisationsmuede Staedter nicht hatte. Sie waren erotische Entladungen eines gewaltigen Mangels. Aber was fehlt uns heute? weiterlesen »
Auch wenn ich als Kind mit dem Wissen aufwuchs, dass es die deutsche Sprache gibt, so wurde diese doch erst waehrend meiner College-Zeit greifbare Realitaet fuer mich. Es war das Kino, das mir eine folgenreiche Begegnung mit dem Deutschen einbrachte. In den fruehen 1980er Jahren wuchs meine Faszination fuer das Neue Deutsche Kino und fuer Regisseure wie Werner Herzog, Alexander Kluge, Werner Schroeter, Rosa von Praunheim und Margaretha von Trotta. Neben meiner Begeisterung fuer das Visuelle im deutschen Film musste ich mich mit der Materialitaet der Sprache als gesprochenes Wort versoehnen, denn Deutsch war eine merkwuerdige Sprache fuer mich. Es war ein Hindernis nicht nur fuer mein Verstaendnis, sondern auch in meiner Wuerdigung der deutschen Filme, die ich mir anschaute. weiterlesen »
Eigentlich komme ich aus Otsu Stadt in der Shiga Praefektur. Das ist in der Naehe von Kioto. Im Jahr 2002 bin ich nach Tokio gezogen und habe dort zunaechst vier Jahre lang in Hachioji gelebt, einer Universitaets- und Schlafstadt am westlichen Rand der Agglomeration Tokio. Neulich bin nach Fuchu Stadt gezogen, eine andere Vorstadt von Tokio, etwa 30 Minuten entfernt von der Innenstadt. Alles ist ganz neu fuer mich, nur langsam gewoehne ich mich an die unvertraute Umgebung. Ganz anders als im Zentrum ist es hier sehr ruhig. Das gefaellt mir sehr. weiterlesen »