• Fremd im eigenen Land

    Linguist, das bin ich. Sprache ist meine Leidenschaft, mein Daseinszweck. Meine Begegnung mit Hip Hop fand ueber Sprache statt. Meine Arbeit als Sprachwissenschaftler und Autor ist ganz stark durch meine Erfahrung als Wortkuenstler gepraegt. In meiner Arbeit als Menschenrechtsaktivist fuehre ich das Wort als Waffe. In Verhandlungen mit stoerrischen Regierungsbeamten, schmierigen Weltbankvertretern oder boesartigen Landbesitzern, die mittellosen Bauern das Land wegnehmen. weiterlesen »

  • Aus dem Leben eines Anpassschuelers

    Ich bin als Sohn iranischer beziehungsweise persischer Eltern in Berlin geboren. Meinen ersten direkten Kontakt mit der deutschen Sprache hatte ich im Alter von zweieinhalb Jahren als ich zum ersten Mal in den Kindergarten gegangen bin. Wie ich Deutsch gelernt habe, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Zuhause wurde Persisch, Farsi, gesprochen und im Kindergarten und spaeter in der Schule Deutsch. Also bin ich gewissermassen ohne irgendwelche Probleme zweisprachig aufgewachsen. Von einem Integrationsprozess in der Kindheit kann nicht die Rede sein. In welcher Sprache ich mich heute an meine Kindheit erinnere, kann ich nicht genau sagen aber ich glaube, dass es beide Sprachen sind. weiterlesen »

  • Hände hoch!

    Die deutsche Sprache gehoerte immer zu unseren Familienwerten. Mein Grossvater las Werke von Heine und Goethe im Original; meine Mutter arbeitete ein paar Jahre lang als Deutschlehrerin. Meine ersten Worte auf Deutsch waren leider – wie bei Tausenden russischer Kinder meiner Generation – Haende hoch! Wir spielten sehr haeufig Krieg, der Zweite Weltkrieg war unser Spielthema. weiterlesen »

  • Die Stunde des Auto-Examens

    Es war Zufall, dass ich nach Deutschland kam. Ich wollte einen Erasmus-Austausch ueber meine Kunstakademie in Helsinki machen und eine neue Sprache erlernen. Zu den nicht englischsprachigen Austauschmoeglichkeiten zaehlten Paris und Frankfurt. Mit 21 Jahren habe ich noch ganz anders gearbeitet – ich malte damals und hatte eine ganz eigenwillige Vorstellung von der Kunst in Deutschland und Frankreich. Aus irgendeinem Grunde dachte ich damals, dass man in Frankreich sehr konzeptuell mit der Arbeit umgehe und Deutschland daher besser fuer mich sei, weil die Kunst hier mehr Gefuehl habe. weiterlesen »

  • Migrationsgeschichten

    Mein Vater ist Schriftsteller, Dichter in erster Linie, also bin ich zu grossem Respekt vor der Sprache erzogen worden. Aber die Sprache funktioniert auf unergruendliche Weise … weiterlesen »

  • Erkämpfte Muttersprache

    Ich bin 1970 in der Tuerkei geboren und lebe seit meinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Damals habe ich nur ein paar Brocken Deutsch von Nachbarskindern aufschnappen koennen. Ich hatte nicht die Moeglichkeit, in den Kindergarten zu gehen und habe Deutsch somit erst in der Grundschule gelernt. weiterlesen »

  • Stressfaktor Sprache

    Nach Berlin kam ich zum ersten Mal auf einer dieser typischen Eurail-Touren. Zu der Zeit, 1993, war ich mit drei alten Freunden aus New Mexico unterwegs und ich muss sagen, niemand von uns hielt damals sehr viel von der Stadt. Es war nur irgendein Ort auf dem Weg zu dem, was wir fuer ein weit fantastischeres Ziel hielten: Prag. Fuenf Jahre spaeter kam ich wieder nach Berlin und dieses Mal sah ich die Stadt mit ganz anderen Augen. weiterlesen »

  • Jenseits der Fremde

    Mein Alltag, sprachlich gesehen, ist ueberwiegend von Arabisch und Deutsch gepraegt, aber Hebraeisch und Englisch gehoeren auch dazu. Zuhause, in der Naehe von Bayreuth, spreche ich mit meiner Familie Arabisch und Deutsch, ebenso bei meiner Arbeit als Dozent fuer die arabische Sprache. So spaziere ich regelmaessig auf den Bruecken beider Sprachen, ohne genau festzulegen, mit welcher Sprache ich denke, traeume oder liebe. Entscheidend ist nur die Situation, in der ich mich gerade befinde, dann schaltet sich blitzartig die eine oder andere Sprache ohne Vorwarnung ein – und das ist gut so. weiterlesen »

  • Auf innovativem Integrationskur

    Ich bin jetzt 17 Jahre alt. 1997 kam ich als juedische Migrantin aus der Ukraine nach Deutschland. Ohne ein einziges Wort Deutsch zu sprechen, ueberrollte mich die deutsche Sprache in der Grundschule regelrecht wie eine Lawine. Anfangs war es ziemlich befremdend und seltsam, da in deutschen Schulen andere Verhaltensregeln gelten als in der Ukraine. Zum Beispiel verlaeuft der Unterricht im Osten wesentlich disziplinierter und strenger. Abgesehen davon unterscheidet man nicht zwischen Haupt-, Realschule und Gymnasium. weiterlesen »

  • Produktivkraft des Fehlers

    Die deutsche Sprache war sicherlich die erste, die ich nach der Geburt – und vielleicht sogar schon vorher im Bauch meiner Mutter – gehoert habe. In Kapstadt habe ich das Deutsche als eine Sprache erlernt, die mit Familie und Eltern zu tun hatte. Die Aussenwelt redete eine ganz andere, beziehungsweise viele andere Sprachen: Englisch in den unterschiedlichsten Varianten, das im Zuge des hollaendischen Kolonialismus’ gepraegte Afrikaans und die afrikanische Sprache Xhosa. weiterlesen »

  • Hybrider Resonanzraum

    Ich bin in einer franzoesischsprachigen Kleinstadt im Suedwesten der Schweiz aufgewachsen, zweisprachig, mit Deutsch als Muttersprache. Ich bin in eine deutschsprachige Schule gegangen und jedes Mal, wenn mich der Lehrer auf dem Pausenplatz beim Franzoesischsprechen erwischte, wurde ich bestraft – vorne an der Wandtafel knien, die Arme ausgestreckt, Buecher auf den Handflaechen. Dies gab dem Franzoesischen den Reiz des Verbotenen. weiterlesen »

  • Mehr Bollywood als Babylon

    Deutsche, die sich mal entschieden haben, ihr gewohntes Umfeld zu verlassen, machen das auf eine sehr konsequente Art und Weise. Ich lebe seit einigen Jahren als freischaffende Designerin in London und suche jedenfalls nicht nach Deutschen. Aber ich meide sie auch nicht. Genauso wenig, wie ich Spanier suche, nur um wieder Spanisch zu sprechen. Schlimmer noch: um der Sprache willen Freunde zu haben. An meinem Gegenueber mache ich individuell aus, ob ich die Person sympathisch finde oder eben nicht. weiterlesen »