Als Fluechtlingskind aus der DDR lebe ich seit nunmehr fast 50 Jahren in einer ehemaligen deutschen Kolonie und bin seit ungefaehr 35 Jahren als Deutschlehrer beziehungsweise Ausbilder von Deutschlehrern taetig. Meine Eltern waren damals mit meinen beiden Schwestern und mir in das suedafrikanische Mandatsgebiet Suedwestafrika ausgewandert, das sich in den 1980er Jahren den sperrigen Namen Suedwestafrika/Namibia zulegte und 1990 als Namibia in die Unabhaengigkeit entlassen wurde. Und selbst heute, 16 Jahre nach Erlangung der staatlichen Souveraenitaet, sind viele (nicht nur aeltere) deutschsprachige Namibier leider immer noch gefangen in den nachkolonialen, von Suedafrika gepraegten politischen Ansichten und Wertvorstellungen, so dass man sich als Nicht-mehr-Europaeer aber auch Noch-nicht-Afrikaner nur unter Vorbehalt mit dem neuen Staat identifizieren kann oder will und froh ist, sozusagen als Sicherheitsgarantie, neben der namibischen auch die deutsche Staatsangehoerigkeit zu besitzen. weiterlesen »
Um ehrlich zu sein: Ich denke, meine Entscheidung, nach Frankreich zu gehen, nahm ihren Anfang, als ich sechs Jahre alt war – 1978 – und erstmalig ans Westende der franzoesischen Welt, ins Finistere kam. Ich wollte dort schlichtweg nicht mehr weg und wenn ich dann angesichts meiner noch sehr beschraenkten Autonomie hinsichtlich existentieller Entscheidungen doch weg musste, wollte ich vor allem wieder hin. Auch zwischenzeitlich unternommene Versuche, pragmatische (beruflich-opportunistische) Andersorte zu waehlen, hatten nie durchschlagenden Erfolg, Entzugs- und Entzauberungsvorhaben scheiterten und die schliesslich etablierte Loesung, einen relevanten Teil des Jahres auf drei bis vier Teilstuecke verteilt am Ende der Welt zu verbringen, eigentlich
aber woanders zu leben, hat auch nicht gefruchtet. weiterlesen »
Ich habe kaum Kontakt zu Deutschen in Mexico, habe mich immer von allem spezifisch Deutschen ferngehalten. Das haengt zum Teil mit der Rolle der nach 1945 nach Mexico eingewanderten Nazis zusammen, aber auch mit der Faszination vieler Mexikaner am Faschismus. Die Deutsche Schule ist zum Beispiel waehrend der Aera Cardenas Ende der 30er Jahre mit Hakenkreuzfahne durch Mexico Stadt marschiert. Die Fotos liegen in den Archiven. Mexico ist ja so etwas wie ein naturwuechsig faschistisches Land. weiterlesen »
Wir sind vor zwei Jahren nach Manila gezogen, weil meine Frau eine DAAD-Lektorenstelle an der University of the Philippines bekommen hatte. Inzwischen bin ich selbst Prof fuer Medienwissenschaften an der dortigen Uni. Deutsch benutzte ich in diesem Job eigentlich gar nicht, ich spreche es nur zuhause in der Familie. Wenn ich gelegentlich fuer deutsche Zeitungen und Zeitschriften etwas verfasse, funktioniert das deshalb noch ohne sprachliche Probleme. weiterlesen »
Wer nach Namibia kommt, ist zuallererst erstaunt ueber die offensichtliche Praesenz der deutschen Sprache und damit der Deutschen beziehungsweise Deutsch-Namibier, die hier leben. Sie sind es, die in der Hauptstadt Windhoek in der Blumenecke
Schnittblumen anbieten oder ueber das Edelkaufhaus Wecke und Voigts
europaeisch gepraegte Waren aller Art – von der Kleidung bis zur Kaffeemaschine. Sie laden im traditionellen Cafe Schneider zum feinen deutschen Konditorkuchen ein und setzen im Thueringer Hof
sowie vielen anderen Lokalitaeten sonderbar anmutende kulinarische Kontraste zu dem, was ein Reisender in Afrika eigentlich erwarten wuerde. weiterlesen »
Meine Beziehung zur deutschen Sprache ist, wie wohl fuer alle Juden nach dem Holocaust, zutiefst gezeichnet durch den Nationalsozialismus. Trotz allem habe ich in Buenos Aires angefangen, Deutsch zu lernen. Meine Beweggruende gehen auf zweierlei zurueck: Im Jahr 1993 erhielt ich die deutsche Staatsbuergerschaft; gleichzeitig begann ich deutschsprachige Autoren und Kuenstler zu entdecken, die fuer mich sowohl die deutsche Sprache als auch Kultur in ein positives Licht rueckten. weiterlesen »
Amman fungiert seit der kriegerischen Eskalation im Irak als Schaltzentrale, Bahnhof und Konferenzplattform fuer internationale Organisationen, die zum oder mit dem Irak arbeiten. Amman ist gleichzeitig auch jene Stadt, die von taeglich wachsenden Wellen irakischer Emigranten ueberfordert wird, die jetzt massenweise das Land verlassen und je nach finanzieller Ausstattung in den grenznahen Fluechtlingscamps, bei Verwandten oder in eigenen Wohnungen Quartier finden. In dieser Stadt betreibe ich gemeinsam mit meinem Partner Klaas Glenewinkel und einem Team von je nach Projektstand wechselnder Groesse seit Anfang 2004 verschiedene Medien- und Kulturprojekte mit irakischen Journalisten, irakischen Kulturschaffenden und irakischen Rundfunkstationen. weiterlesen »
Der Umstand, dass ich seit 1990 mehr oder weniger ununterbrochen in New York lebe, scheint meine zerebrale Sprachzentrale wenig zu beeindrucken. Ich vermute sogar, dass ich insgeheim eine Freude am Falschsprechen habe und immer traeger werde, englischsprachig zu wirken. Oft liebe ich es, stur englische Woerter wie ein Deutscher im Anfaengerkurs quasi-deutsch auszusprechen. weiterlesen »
Im Jahre 1993 lenkte ein Vortrag ueber ein Projekt zum ost-westdeutschen Briefwechsel mein Interesse auf das Thema geteiltes Deutschland
. Die Wissenschaftlerin, die diesen Vortrag gehalten hatte, suchte damals noch eine Mitstreiterin. Und fand sie in mir. Letztendlich war ich diejenige, die laenger dabeigeblieben ist und das Projekt zu Ende gebracht hat. weiterlesen »
Ich komme aus Deutschland. Wenn man es genauer betrachtet, aus der ehemaligen DDR. Geboren in einer Kleinstadt im nordwestlichen Brandenburg, genau auf halbem Weg von Berlin nach Hamburg. Doch spielt das irgendeine Rolle? Nein – bin ich jedenfalls der Meinung. Ich denke, wenn ich aus dem Westen kaeme, wuerden mich meine Freunde nicht anders behandeln. weiterlesen »
Die Idee, sich mit dem ost-westdeutschen Briefwechsel zu beschaeftigen und eine Ausstellung darueber zu machen, geht auf Erfahrungen mit dem sehr erfolgreichen Feldpostprojekt zurueck. Es war Mai vergangenen Jahres in Form einer Ausstellung im Museum fuer Kommunikation zu sehen und spuerte Geschichten rund um die Feldpost des Zweiten Weltkrieges an Hand von ausgewaehlten Briefen nach. Dabei beleuchtete es sowohl einzelne Familienerinnerungen also auch den historischen den Rahmen der Entstehung von Feldpost. Zudem wurde der Sammlungsbestand des Museums fuer Kommunikation ausgebaut. weiterlesen »
Hunderttausende Tonnen Stahl und Eisen, Millionen Tonnen Beton. Rund 1.300 Kilometer Metallgitterzaun, rund 1.200 Kilometer Grenzsignalzaun, etwa 200 Kilometer Hundelaufanlagen, 830 Kilometer Kfz-Sperrgraben, 232 Kilometer Lichtsperren, 491 Kilometer Minenfelder mit zirka 1,3 Millionen Bodenminen und 60.000 Splitterminen vom Typ SM-70. Dies war die deutsch-deutsche Grenze in nackten Zahlen ausgedrueckt. weiterlesen »