30 hoch, 24 breit, 3,5 Zentimeter dick. Ein fetter Wälzer, ein Werk, eine Bibel. In 20 Minuten fertig. Es ist ja nur ein Bildband. Nur ein Bildband? Auf Seite 20 liegt Hündin Annie mit ihrem Herrchen im Bett, Kopf an Kopf. Das Zimmer ist klein und voller Bücher, der Aschenbecher voller Kippen. Er war einmal Bibliothekar. Heute braucht er viele Medikamente, gegen die Schmerzen. “Dann liegt Annie ganz ruhig neben mir. Sie gibt mir viel Kraft und Liebe.” weiterlesen »
Unter Globalismus versteht man gemeinhin jenes Cluster von Ideen, dem besonders an Konnektivität, globalem Austausch und der Förderung kultureller Vielfalt gelegen ist. Als ideologische Dimension der prozesshaften Veränderungen, die unter dem Begriff Globalisierung zusammengefasst werden, betont der Globalismus die aktive, gestalterische und partizipatorische Kraft in Bezug auf die häufig als schicksalhaft erfahrene Verhärtung weltweiter Machtstrukturen.
Strategisch wird Globalismus mithin gerne gegen Nationalismus und jegliche Form von Regionalismus in Stellung gebracht. Seiner Operationalität nach ist er eher im kulturellen Feld angesiedelt, wiewohl seine Entstehung auf den Kontext des politischen Diskurses zurückgeht. weiterlesen »
“Axolotl Roadkill” ist in aller Munde. Aus dem Hype um diesen Roman gehen Fragen hervor, die die junge Generation betreffen. Nämlich: Wie werden Jugendliche durch die Schnelllebigkeit und Vernetzung unserer globalen Gesellschaft geprägt? Was sind die Folgen von offenen Familienverbänden, Großstadtsozialisation und Wohlstand? Diese Fragen und die daraus folgenden Diskussionen werden derzeit auf tiefgründige Weise im klassischen Feuilleton behandelt. Für Anton Scholz Grund genug, um die “Axolotl Roadkill”-Debatte zum Anlass zu nehmen, über das Feuilleton an sich nachzudenken. weiterlesen »
Als wenig disziplinierter, autoritätskritisch eingestellter Schüler eines Mannheimer Gymnasiums hatte ich seit der Mittelstufe ein Abonnement auf Klassenbucheinträge und Nachsitzen. Lediglich mein Deutschlehrer konnte hinter meiner schulfeindlichen Attitüde ein verborgen gebliebenes Interesse an “Wissen und Bildung” aufspüren; und eine Neigung zu Büchern und kritischem Denken fördern: So kam ich mit einem der prägenden Bücher meiner Schulzeit in Kontakt und wusste durch den außerschulischen Austausch mit meinem Lehrer immerhin schon, dass Identität zuallererst negativ aufzufassen ist: “Ich bin nicht Stiller.” (Und wer wollte das schon sein, der seinen Stiller gelesen hatte?) weiterlesen »
Wer in der Großstadt überleben will, rüstet sich mit Gore-Tex, jener wasserundurchlässigen aber dampfdiffusionsoffenen Membran, die zur Herstellung von Funktionstextilien verwendet wird. Der Schriftsteller, Video-Regisseur und Berliner Gazette-Autor Joerg Offer ist dem Trend nachgegangen und hat dabei einige erstaunliche Entdeckungen gemacht: Konturen von verschworenen Gemeinschaften, die dem Goretex-Maoismus frönen. weiterlesen »
Der Begriff Globalisierung ist für mich gleichbedeutend mit Vernetzung. Ich lebe und arbeite als Journalist, als Medienaktivist und als Medienbeobachter schon lange in globalen Netzwerken zwischen Lateinamerika, West- und Osteuropa. Genau deshalb finde ich den Begriff der Globalisierung immer hohler und schiefer. weiterlesen »
Ich bin Vorsitzender und Gründer eines kleinen Instituts in London mit dem Namen The School of Life. Ich glaube leidenschaftlich an das Ziel, Lernen wieder relevant zu machen – und daher bietet die Schule Kurse zu den wichtigen Fragen des Alltags an. Während die meisten Hochschulen und Universitäten das Lernen in abstrakte Kategorien zerhacken (“Die Geschichte der Landwirtschaft”, “Der englische Roman des 18. Jahrhunderts”), beschäftigen sich die Kurse der School of Life mit Dingen, die uns alle angehen: Karriere, Beziehungen, Politik, Reisen, Familie. weiterlesen »
Noch lange nicht Frühling. Bei uns trotzdem schon alles neu. Bis auf das gute alte Pixellogo, das bleibt natürlich. Die Webseite berlinergazette.de sieht nun mehr denn je nach Zeitung aus und markiert zugleich deutlicher denn je eine wichtige Weiterentwicklung der Zeitung – ein Anliegen, das uns seit 1999 antreibt. Lediglich ein Buch aus der klassischen Zeitung bleibt in der Berliner Gazette erhalten: Feuilleton. Wirtschaft, Politik, Sport – all das fließt in unseren offenen Kulturbegriff. Stattdessen gibt es Symposium, Initiative, Anthologie und Seminar. Kategorien, welche für die Öffnung der Zeitung stehen: Die Öffnung gegenüber nicht-digitalen Bereichen der sozialen Interaktion. Und die Öffnung Ihnen gegenüber: der Leserin, dem Leser. weiterlesen »
Ich bin Juniorprofessor am Brooklyn College Conservatory of Music, einem Teil der City University von New York und auch Direktor des Graduiertenprogramms “Performance and Interactive Media Arts”, eine Zusammenarbeit fuenf verschiedener Abteilungen: Theater, Kunst, Funk und Fernsehen, Informatik und dem Musikkonservatorium. Ausserdem bin ich Dichter und Komponist. weiterlesen »
Wenn ich mir Gedanken mache zum Thema Lernen, dann faellt mir als erstes ein Halbsatz ein, dessen Herkunft ich gar nicht zuordnen kann: You better learn
. Die zweite Haelfte, die Fortsetzung, das, was man doch besser mal lernen moege, fehlt dabei. Das, was ich lernen moechte, wird nicht von konkreter Anwendbarkeit bestimmt und bezieht sich damit wohl genau auf diesen Halbsatz.
weiterlesen »
… it’s better when it’s free. Diese Worte von Linus Torvalds, Gruender des freien Linux-Projektes, werden gern zitiert. So eingaengig das Zitat ist, so kompliziert ist dessen Hintergrund: free
, das meint hier nicht einfach kostenlos
. Es bezieht sich ganz angelsaechsisch auf free speech
statt free beer
. Die Frage also bleibt: Wann ist Software eigentlich frei? Richard Stallmann, Gruender der Free Software Foundation, hat hierfuer vier Kriterien festgelegt: Software ist frei, wenn sie erstens unabhaengig vom Zweck genutzt, zweitens untersucht und veraendert werden, drittens weitergegeben und viertens jede Veraenderung veroeffentlicht werden darf. weiterlesen »
Auf der Suche nach dem Glueck, nach Liebe, nach Freiheit oder nach dem wahren Land begegnet der Mensch immer anderen Menschen. Manche sind ebenfalls auf der Suche, manche sind schon verzweifelt, weil sie die Wahrheit um den Verstand gebracht hat und manche brauchen Luegen um den naechsten Schritt zu wagen. In Maxim Gorkis Stueck Nachtasyl
treffen diese Menschen in einem Keller, wie einer Hoehle
aufeinander. Sie stehen am Rande der Gesellschaft, trinken oder beschaeftigen sich mit niederen Arbeiten. Ueber 100 Jahre nach der Urauffuehrung in Moskau unter der Regie von Konstantin Stanislawski, verlor das Stueck bis heute nicht an Bedeutung. Noch immer funktioniert es als ein Spiegelbild unserer Zeit, das sich in den immer gleichen Wuenschen, Hoffnungen und Schicksalen der menschlichen Seele aeussert. weiterlesen »