• Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #88

    Wenn es um Globalisierung geht, ist das erste, woran ich denke De-Territorialisierung. Das haengt irgendwie mit den Umstaenden zusammen, unter denen ich aufgewachsen bin. Ich reiste und lebte seit der fruehen Kindheit in verschiedenen Laendern, was mir eine Art unbewusste Vorstellung davon vermittelte, dass verschiedene Realitaeten und generische Zustaende ein natuerlicher Teil des Lebens sind. Trotzdem ich den Begriff kannte, verstand ich die Ausmasse des Informationszeitalters in den Neunzigern erst vor zehn Jahren als einen klaren Durchbruch; ein Prozess der das Aufzwingen globaler Tendenzen vereinfacht, aber gleichzeitig die Staerkung kleinerer Einheiten und Einflusskreise ermoeglicht. Ein Prozess der auch voller Widersprueche und negativer Auswirkungen ist. weiterlesen »

  • Brief an die Nixe

    Der Sommer brachte zunaechst Kuestenwetter in die Bucht. Erhellende Winde, die als Luftschlangen die Bruecken der Stadt umgarnten, sich drehten, verwehten und leise Zunge schnalzten. Unter einem Himmel, der wie eine halbwegs flache Meeresstelle das Sonnenlicht in ein helles Blau verwandelte, liessen sich bei der Reise von einer zur anderen Rheinseite schaeumende Gedanken entwickeln ueber alles was dazu gehoert zu einem Dasein als Fisch im Aquarium: die Liebe, das Lernen, die Politik, den Pop. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #87

    Den Begriff Globalisierung verbinde ich mit dem Globus. Da kommt sofort ein raeumliches Moment hinein. Auf die Frage: Wo befinde ich mich? ist die allgemeinste Antwort: auf dem Globus. Dass ich mich immer auch in speziellen Raeumen befinde, in einem Land, in einer Stadt, in einem Zimmer, ist eine sekundaere Frage. An jedem Punkt der Erdkugel kann ich allgemein sagen: ich bin hier, naemlich auf der Erdoberflaeche. Nun hat die Technik ermoeglicht, den Erdboden zu verlassen. Der Weltraumfahrer kann sagen: Dort ist die Erde. weiterlesen »

  • XXL-Badewanne

    Das Seepferdchen, als orangefarbenes Abzeichen auf den Badeanzug genaeht, war als Kind mein ganzer Stolz. Auch konnte ich mir nichts Schoeneres vorstellen als einen Swimming-Pool: Allein das Wort war pure Verheissung – erst mit einigem Abstand gefolgt von Hollywood-Schaukel und Skateboard. Auf das Seepferdchen folgten der Freischwimmer, endlose Schulferien im staedtischen Freibad und ein Beinahe-Ertrinken. Dann bewegten sich die Interessen in andere Richtungen. Erst vor ein paar Jahren begann ich wieder, regelmaessig Schwimmen zu gehen. Es soll ja auch gut sein fuer den Ruecken. weiterlesen »

  • Tatort im Netz: Internet killed the Krimi-Star

    Der 1970 gestartete >Tatort< ist die am längsten laufende und derzeit auch beliebteste Krimireihe im deutschen Sprachraum. Seit etwa genauso langer Zeit ist das Internet in der Entwicklung begriffen und inzwischen auf dem besten Wege selbst zum Tatort zu werden. Auch und gerade, was die Aufmerksamkeitsökonomie anbetrifft. Medienwissenschaftler Caspar Clemens Mierau kommentiert. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #86

    Theoretisch und politisch interessant fuer meine Beschaeftigung mit der Globalisierung ist vermutlich das Phaenomen, das Richard Falk und andere als Globalisierung von unten beschreiben – also jene lokalen und qua informeller Vernetzungen auch globalen Formen des direkten politischen Handelns sowie der gewaltfreien (>zivilen<) und gegen soziale, oekonomische und politische Machtasymmetrien gerichteten Kooperation, die haeufig vergessen werden, wenn man ueber Globalisierung aus dem Blickwinkel des Staates spricht. weiterlesen »

  • Im Pool mit Adorno

    Am Anfang schwebte der Geist ueber den Wassern als pralle Regenwolke – so viel zum kosmischen Kreislauf. Wir Landlebewesen sind Effekt einer Klimakatastrophe, als Mischwesen sind wir an Land, auf die Buehne gekrochen und als solche werden wir sie nach der Abschaffung der Arten (Dath) wieder verlassen: Regression zum Lurch (according to Adorno & Horkheimer) oder Degeneration der Klassen in zwei verschiedene Arten (H. G. Wells) – es zieht uns zurueck in den Tuempel: die Verwandlung vom Prinzen in die Kroete. weiterlesen »

  • Travel writing 2.0: Touristen und Blogger in Palanga

    Die ersten beiden Tage unseres Seminars “Tourismus-Komplexe” haben theoretische und praktische Fragen ins Blickfeld gerückt und dabei Globalisierung und ‘Travel Writing’ in einen Zusammenhang gestellt. Ein kurzer Foto-Essay. weiterlesen »

  • Fliegende Fische

    Erstmal ein paar spontane Assoziationen zu Wasser: Aus dem Wasser kommt alles Leben (Koran). Alles ist Wasser. Man verdurstet, bevor man verhungert. Viele Krankheiten beruhen ganz allein auf der fehlenden Fluessigkeitsaufnahme. Meine spontane Reaktion darauf? Erstaunen – ich hatte lange nicht darueber nachgedacht – ist das nicht beaengstigend, dass wir so abhaengig von Wasser sind? Wir Menschen? Aus dem Wasser kommt alles Leben, aber wir sind nichts ohne Wasser. Eine schoene Abhaengigkeit – solange es genug Wasser gibt. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #85

    Was bei Michel Foucault trotz seiner erstaunlichen Interpretation der Machtmechanismen fehlt, ist eine analoge Reflexion des Politischen in seiner gesamten Ausdehnung, also auch den Aspekt des Gemeinsamen umfassend. Was die Globalisierung angeht, so konnte er darin nicht die Dynamik wieder erkennen, welche zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 1984 noch teilweise verborgen war, auch wenn die Krise des Ostblocks schon absehbar war. Aus dieser Perspektive ist die fruehzeitige Eingebung von Marshall McLuhan – bekanntlich praegte er den Begriff Global Village – umso bemerkenswerter, speziell im Hinblick auf das von Jean-Luc Nancy und Maurice Blanchot initiierte Theoretisieren des gemeinsamen Existierens sowie der Communitas in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. weiterlesen »

  • Aussen bleibt draussen

    Dieses Gefuehl, nach drei Unterwasserpurzelbaeumen rueckwaerts die Orientierung zu verlieren und in einen Schwindelgrenzwertmodus zu geraten, in dem das Wasser die Doppelfunktion eines Traeger- und eines Haltentzugsmediums uebernimmt, ist mir bis heute vergegenwaertigbar. Kurz gesagt war es vor allem, dass der durch das Wasser erzeugte Tiefenraum, in dem das, was man seltsamerweise Unterwasser nennt, seine Ausdehnung findet, was mich faszinierte. Sobald das altersmaessig moeglich war, habe ich mit dem Tauchen begonnen – zunaechst in trueben Teichen, dann im Atlantik und in Bergseen. weiterlesen »

  • Kein Weg zurueck

    Fuer mich gab es schon immer zwei Wasser: das Wasser, das in mich dringt, und das Wasser, in das ich dringe. Zu Ersterem – Wasser als Getraenk – habe ich ein absolut positives Verhaeltnis. So es denn rein ist, betrachte ich es als den Heiligen Gral der Nahrungsmittel, den Quell des Lebens. Ein Grund, warum ich auf keinen Fall in Laender wie England oder Frankreich zoege, weil man das Wasser dort nicht aus der Leitung trinken kann. Ein Luxus, an dem ich mich hierzulande jeden Tag erfreue. weiterlesen »