• Der Autorname als URL

    Öffentlich schreiben ist heute so einfach wie eine Briefmarke aufzukleben: Bisschen Spucke, bisschen Feingefühl, Batsch und raus damit. Doch was können wir von einem erfahrenen Blogger lernen? Hartmut Abendschein ist Initiator zahlreicher Netzprojekte und bloggt seit den 1990er Jahren. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #81

    Die Call-Center internationaler Konzerne, die von Irland oder Indien aus die als isolierte und losgeloeste Einheiten die Illusion eines raum-zeitlichen Bezugs zum Anrufer erzeugen muessen – das ist fuer mich ein eminent theatrales Phaenomen. Illusion fuer eine bestimmte zeitliche Dauer glaubhaft und konkret werden zu lassen. Jede Theaterauffuehrung findet streng genommen nur einmal unter denselben Bedingungen statt. Sie ist fluechtig und verschwindet im Moment ihrer Entstehung. Im Bereich des Tanzes potenziert sich diese Fluechtigkeit im Hinblick auf die Bewegung, die streng genommen das Nichtidentische zum Prinzip erhoben hat. Ich kann eine Bewegung nicht zweimal ausfuehren, ich kann sie nicht wie einen Gegenstand besitzen oder irgendwohin mitnehmen. weiterlesen »

  • Das liegende Auge

    Das erste Mal vor einem Aquarium gestanden habe ich im Palais du Trocadero in Paris, im Alter von ungefaehr 15 Jahren. Ich habe keine Erinnerungen an bestimmte Tiere, sondern nur an die Farbe des Wassers – es war gruen und gelb, durchzogen von Luftblasen – und an das beunruhigende Gefuehl, dass diese Wassermassen die Scheiben zerbersten und sich ueber uns ergiessen koennten. Das Aquarium – wie uebrigens auch das Terrarium, wo man unterirdisch lebende Tiere wie Ameisen, Schlangen, kleine Nager haelt – leistet einer Art Voyeurismus Vorschub. weiterlesen »

  • Nachtschwimmen

    Reissverschlusssex in schmuddeligen Clubs haben, routinierten Drogenkonsum bewerkstelligen und dazu noch schlechte Musik hoeren – welchen Bloedsinn man macht, wenn man jung ist! Trotzdem schoen, an das kopflose Treiben durch die Zeit zu denken, als es noch keine Zeit gab. Als man noch sagen konnte Mit 25 will ich zwei Kinder haben (und die Zahl 25 ungefaehr genauso viel bedeutete wie die Zahl 78). Immer war alles weit weg. weiterlesen »

  • Die Berliner Gazette – jetzt auch im Internet!

    Sie wundern sich sicherlich ueber den kessen Spruch, den ich fuer die Ueberschrift gewaehlt habe. “Die Berliner Gazette ist doch schon laengst im Internet!” werden Sie ausrufen. Das entspricht der Wahrheit. Seit zehn Jahren cruisen wir nun bereits auf dem Datenhighway. Wir haben schon gebloggt, als andere noch “Trendforscher” waren, wir haben E-Mails verschickt, bevor es Spam gab. weiterlesen »

  • Die Segel setzen

    Ist das Internet ein virtueller Ozean oder wohlmoeglich doch eher ein bescheidenes Aquarium? Dies frage ich mich bisweilen durchaus. Das Bild der weiten Welt hinter Glas kommt, glaube ich, der wahren Natur des Ganzen sehr Nahe. Ein ozeanisches Aquarium vielleicht! Denn wirklich hineinlangen kann man nicht, in dieses Meer aus verflossenen, neu an Land gespuelten, oder erst mit dem naechsten Neuigkeitentsunami von Ferne grollenden Informationen. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #80

    In Barcelona gibt es eine Strasse namens Calle Ferran. Sie ist nichts Besonderes, sie liegt einfach nur sehr guenstig. Sie verbindet die beruehmte Ramblas mit dem Rathaus, deshalb wird sie von transnationalen Konzernen wie Starbucks, Adidas oder McDonald’s gesaeumt. Ganz zu schweigen von den Irish Pubs, Hostels, chinesischen Restaurants und Souvenirgeschaeften. Trotz dieser politischen, geografischen und historischen Bedeutung findet man hier kaum Natives. Diese Rollen uebernehmen immer mehr die afrikanischen Sex-Arbeiterinnen, die Flyer-verteilenden Kids und Ein-Euro-Bierverkaeufer aus Pakistan. Tourismus als Morphologie, als Konstante. weiterlesen »

  • Auf die Tube druecken

    Seit 2006 stelle ich meine Poetry ueber Blogs ins Netz. Vorher hatte ich mich jahrelang mit den traditionellen Veroeffentlichungsmoeglichkeiten herumgequaelt, um nach grossen Muehen Arbeiten in Anthologien, Fanzines und auch in einem kleinen Verlag unterzubringen. Nunmehr betrachte ich dieses Medium als meine Form, mit der ich meine Kunst in die Oeffentlichkeit tragen kann. Und wenn ich den Statistiken der Blog-Betreiber einigermassen vertrauen darf, erreiche ich so mehr Leser als je zuvor. Da sind zunaechst eine kleine Schar von Freunden, meine Community, die sofort von jedem Eintrag informiert werden. Aus ihren Kommentaren weiss ich, dass es regelmaessige Leser sind. Es sind nicht viele, aber als experimenteller Lyriker entscheidet nicht die Quantitaet. weiterlesen »

  • Entdecker-Spirit

    Die erste Begegnung mit einem Aquarium geht auf meine Kindheit zurueck. Ich war in einem Schweizer Zoo und sah dort ein sehr grosses Aquarium. Eines dieser Aquarien, die man meterlang durch den Raum abschreiten kann. Fuer mich war das pure Immersion. Auf ganz andere Weise taucht das Aquarium in meinem Lebensabschnitt als Kurator und Kunsthistoriker wieder auf. weiterlesen »

  • 500 Wochen: Zahlen und Zeit in der Berliner Gazette

    Wer es genau wissen will (und in einem Jahr, das die Berliner Gazette >Wasserwissen< nennt, will man das, aber nur zu den Bedingungen des Wassers) der wird fragen: Woher weisst Du eigentlich, dass es die Berliner Gazette am heutigen Tag seit 500 Wochen gibt? Ganz einfach: Heute erscheint Newsletter Nummer 500. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #79

    Globale Vernetzung gibt es, seit es Handel gibt. Das Neue und damit Interessante an dem, was man heute so Globalisierung nennt, ist meines Erachtens – und davon gehen wohl alle engeren Definitionen aus – die Revolution der Kommunikations- technologie und des Transportwesens, was konkret heisst: jeder kann nun nahezu alles mit jedem Anderen auf der Welt (ver-)handeln. Das erhoeht den oekonomischen Wettbewerb, und stellt damit die bisherigen Sicherheiten auf den Kopf. Die neue Diskussion um Gemeinschaft ist hierzulande deutlich durch den US-amerikanischen sogenannten Kommunitarismus ausgeloest worden. weiterlesen »

  • Literatur ist wie Sex

    Ich halte es so: Literatur ist Text, der seine Welt enthaelt. Damit komme ich zu keinem Gespraech. Ich brauche zwei weitere Saetze: Literatur ist Ware am Literaturmarkt. Und/oder: Literatur ist eine Sportart. Man kann die Texte, die ihre Welten enthalten, verkaufen, man kann damit zu Wettbewerben antreten. In beiden Faellen vermute ich, dass die Texte dann mehr als nur sich enthalten, auch Absichten, aber das ist hier egal. Wichtiger: Literatur im Gespraech ist Literatur, die erscheint. Eben am Markt oder in der Arena. Die Frage nach der Netzautorschaft zielt auf eine Literatur, die ausserhalb dieser Spielstaetten existiert. Ich denke, es gibt sie in den Gespraechen noch nicht. weiterlesen »