• Ein Imperativ weniger

    Mitte dieses Jahres bin ich aus allen Internetforen, an denen ich mich beteiligt hatte, ausgetreten. Der Wunsch in mir wurde immer groesser, mein Leben nach Jahren der Beschleunigung mal wieder zu entschleunigen. Also habe ich beschlossen, mein Engagement im Netz konsequenter zu minimieren. weiterlesen »

  • Offene Wir-Kulturen

    Wie oeffnet man sich fuer Abstrakteres, fuer andere? Vielleicht, indem man zunaechst ganz treudoof >bei sich< ist. In meiner Erinnerung leiteten sich gemeinsame Interessen zunaechst von koerperlichen Vollzuegen ab. Ohne die Dreck- und Schuerfspuren vom Fussball eben kein Einstieg in eine intensive Austausch- und Debattenkultur, die fuer mich letztlich das Feld der Freundschaft markiert. Erst wuergte man zusammen die Luftgitarre, dann besprach man stundenlang den mutmasslichen Sinn bestimmter aesthetischer Entscheidungen auf einem Plattencover, selbst in irrwitzigsten Details steckte eine gefuehlte Unmenge an Bedeutung. >Gemeinsam< war dabei vor allem die Intensitaet und Leidenschaft, mit der man bestimmte Plaene verfolgte und Erfahrungen teilte. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #75

    Mich interessiert weniger die Globalisierung als solche, als vielmehr der damit einhergehende politische Rekonstituie- rungsprozess der Welt, genauer: der Kampf um die Welthegemonie. In der so genannten Globalisierung, zunaechst schlicht als Weltmarkt ohne Grenzen verstanden, erkenne ich eine grundlegende kulturelle, militaerische und finanzpolitische Konkurrenz zwischen dem Neuen Europa, den USA, Eurasien (wie Jimmy Carters ehemaliger Sicherheitsberater Zbingniew Brzezinski die Einflusssphaere der ehemaligen Sowjetunion bezeichnet), sowie den aufstrebenden Staaten China und Indien. weiterlesen »

  • Nachforschungen im Schwabendschungel

    Die Schwaben in Berlin. Östlich der Elbe am Prenzlauer Berg gehören sie nicht zu den beliebtesten Lebewesen. Ein Grund weswegen Berliner Gazette-Autor Joerg Offer in der U-Bahn der Schweiß ausbricht, als er feststellt, dass er sich gerade auf dem Weg ins Auge des Orkans befindet: Ein schwäbischer 40. Geburtstag am Prenzlauer Berg. Angekommen, stellt er Nachforschungen im Schwabendschungel an, denn er will das Geheimnis der Menschen südlich vom Rhein erkunden.
    weiterlesen »

  • Das Blog als Roman

    Ich habe – fuer meine Generation – relativ frueh damit begonnen, mit Verwerfungen zu arbeiten, deren gesellschaftliche Auswirkungen im Siegeszug der Neuen Medien, den ich ueberaus bewusst miterlebt habe, unuebersehbar waren. weiterlesen »

  • Mangel als Motor

    Ich bin mir gar nicht so sicher, dass nur >abstrakte Interessen< interessant sind; ich meine, eine Gemeinschaft kann sehr wohl davon leben, dass ihre Mitglieder sehr konkrete Interessen miteinander teilen, zum Beispiel das Stillen des Hungergefuehls oder Fussball. Diese Interessen sind, wie es mir scheint, sehr konkret und sehr machtvoll, was das Zusammenhalten von Menschen angeht. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #74

    Globalisierung ist ein inflationaer gebrauchter Begriff, und nicht immer wird ganz klar, was damit gemeint ist. Wenn er in meinem Buch Ungleiche Voraussetzungen. Zur Globalisierung der Kuenste schon im Titel auftaucht, so deshalb, weil er meiner Ansicht nach genau das beschreibt, was in der Kunst seit mehr als einem Jahrhundert passiert: Unter dem Eindruck alternativer Modelle treten Kuenstler aus dem Schatten der eigenen Tradition heraus – japanische Holzschnitte, afrikanische Masken und Statuen praegen die europaeische Moderne eben so sehr, wie umgekehrt europaeische Vorlagen die japanische und die afrikanische moderne Kunst. weiterlesen »

  • Hoehlen fuer alle

    Eines der ersten Kinoerlebnisse meiner Kindheit war Spielbergs E.T. In einer Szene des Films spielen die Freunde, die den Ausserirdischen wieder zurueck nach Hause bringen wollen, ein Spiel namens >Kerker und Drachen<, das ganz auf Sprache und Visualsierungsleistungen der Gruppe und der einzelnen Spieler basiert. Mir klappte die Kinnlade herunter. Was machten die da bloss? Von Rollenspielen hatte man zu dieser Zeit in unserer kleinen sueddeutschen Stadt ja noch nicht gehoert. Als dann einer der Spieler – wenn ich mich richtig erinnere – angesichts einer schwierigen Situation sagte, er wuerde sich einfach in seiner tragbaren Hoehle verstecken, fiel ich endgueltig vom Kinosessel. Ein Raum im Raum. Was fuer ein Traum. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #73

    Mein groesstes Interesse gilt den Netzwerken der transnationalen Migration. Internationale Migrationsbewegungen hat es in allen gesellschaftlichen Schichten immer gegeben und es wird sie immer geben. Aber die neue Globalisierung seit Ende der 1970er Jahre hat auch eine neue globale Arbeitsteilung und damit eine, wenn man sie so nennen moechte, transnationale Klasse von ArbeiterInnen hervorgebracht: Die so genannten Pendel- oder TransmigrantInnen – hochmobil, schlecht bezahlt und zumeist mit prekaerem rechtlichen Status. Dahinter steht, dass es sich eine wachsende Anzahl von Menschen nicht mehr leisten kann, ihre soziale, kulturelle und oekonomische Reproduktion an einem Ort stattfinden zu lassen. weiterlesen »

  • Gedichte als Antiware

    Ich bin sowohl Netzautor, als auch Buchautor. Alle Gedichte, die in meinen Gedichtband skzzn aufgenommen wurden, habe ich zuvor auf meinem Blog publiziert. Mir gefiel die Idee einer chronologischen Anordnung lyrischer Skizzen, einer Auswahl, bei welcher der Leser, wie in einem Blog, einen laengeren Arbeits-Zeitraum (im Fall von skzzn mehr als ein Jahr) mitverfolgen kann. weiterlesen »

  • Spannungen aushalten

    Aristoteles sagte: >Der Mensch ist ein Gesellschaftstier.< Jede Biographie, und gibt sie sich noch so intellektualistisch, ist ganz besonders durch Freundschaften gepraegt. Die Entscheidung fuer den Aufbau, die Fortsetzung und wohl mehr noch fuer den Bruch mit einer Freundschaft konturiert unsere Lebenswege – in der wechselseitigen Zuneigung ebenso wie im Streit. Ich weiss nicht, ob Freundschaften, die auf gemeinsamen Abstraktionen basieren, besser oder interessanter sind. Sie sind nur anders. In meiner Kindheit in Hamburg-St. Pauli und in Altona habe ich mich oft mit meinen besten Freundinnen gehauen. Das war unter den Maedchen bei uns normal – und hoechst ritualisiert. Ich fuehlte mich dabei meistens unwohl. Aber sicher habe ich dabei nicht weniger gelernt als spaeter im Beruf – das Studieren der Anderen; das Antizipieren der naechsten Bewegung; schliesslich die Faehigkeit, von mir und meiner Lage und meinen Unzulaenglichkeiten zu abstrahieren. In der Anthropologie sind das alte Themen. Pierre Bourdieu nannte die solcherlei intuitiv erlernten Wissensformen >sens pratique< – den brauchte ich spaeter waehrend meiner Ausbildung zur Industriemechanikerin und heute noch genauso in der Wissenschaft. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #72

    Globalisierung ist kein Phaenomen, das in den letzten Jahren begonnen haette. Die gesamte Geschichte des Kolonialismus ist eine globale Gewaltgeschichte. Aus einer postkolonialen Perspektive geht es um eine Auseinandersetzung mit Globalisierung und neokolonialen Verhaeltnissen, die oekonomische mit historischen und wahrheitstechnologischen Dimensionen verknuepft. Ich interessiere mich in diesem Zusammenhang vor allem fuer historische und gegenwaertige Kaempfe. weiterlesen »