Jeder, der schreibt kennt das: Der Kopf brummt vor Ideen, das weisse Dokument flackert auf dem Bildschirm und man wartet auf die eine Idee, auf das eine Wortspiel… Wenn die Eingebung dann kommt, fuehlt man sich kurzzeitig wie ein Genie: einzigartig einfallsreich. Magdalena Taube sagt dazu: Vorsicht! weiterlesen »
Ein Modell, das seit zwanzig Jahren an mir haengengeblieben ist, ist das des Fanzine-Herausgebers, etwas, das ich schon als Teenager getan habe. Zur selben Zeit habe ich auch zum ersten Mal Musik geschrieben und Platten aufgenommen und vertrieben. Ein vorrangiges Thema meiner Arbeit ist die taegliche Praxis des Herstellens, eine Praxis, die auch Alltagsaktivitaeten beinhaltet, wie Korrespondenzen und persoenliche Beziehungen mit Freunden an geographisch weit verstreuten Orten aufrechtzuerhalten. Es klingt vielleicht seltsam, aber ich freue mich heute genauso, mein Postfach zu oeffnen wie ich es getan habe, als ich 16 Jahre alt war und meine Welt durch die Korrespondenz mit Punks aus der Schweiz und Arizona aus den Angeln gehoben wurde. weiterlesen »
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die so genannte Globalisierungskritik im Zentrum der Gesellschaft angelangt. In Deutschland konnte man zuletzt anlaesslich der Mobilisierungen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm beobachten, dass die Kritik an der kapitalistischen Globalisierung sogar zur Massenpraxis wurde. Selbst das Fernsehen – als Medium dafuer bekannt, seine KonsumentInnen overnewsed and underinformed
zu halten – kann sich globalisierungskritischen Ansaetzen nicht mehr voellig verschliessen. weiterlesen »
Die Problematisierung babylonischer Sprachverwirrung schien nie groesser. Mit dem unausweichlichen Aufeinanderprallen von Sprachen im Netz wird das Phantasma der unendlichen Bibliothek permanent konterkariert. Ach, wuerde man doch Englisch, Franzoesisch, Japanisch fliessend beherrschen, Chinesisch vielleicht. weiterlesen »
Wer Gemeinsamkeit herstellen will, muss Differenz erfahren haben. Nur aus dem Bewusstsein von trennenden Unterschieden entsteht der Wunsch nach Gemeinsamkeit. Ich bereite gerade eine Anthologie mit literarischen Texten vor: Signale aus der Bleecker Street3. Dort wird junge Literatur aus New York versammelt, teils auf Deutsch, teils in amerikanischem Englisch. Die Zusammenstellung und Kommentierung dieser heterogenen Texte hat bei mir einen Rueckblick auf Erfahrungen mit Differenzen und Gemeinsamkeiten ausgeloest. weiterlesen »
Ist die Bedeutung des Satzes “Das ist ja abgefuckt hier” in seiner vom Anglizismen-Index des Vereins Deutsche Sprache angebotenen Uebersetzung ins Denglischfreie “Das ist ja verwahrlost hier” auch nur annaehernd wiedergegeben? weiterlesen »
Wenn ich mein Interesse an der Globalisierung beschreiben soll, ist es vor allem diese unglaublich einflussreiche Vorstellungskraft, die mich fasziniert, die Globalisierung zu einem wahnsinnig[en] Menschheitsprojekt macht, das sich mehr und mehr verselbstaendigt, sich permanent vervielfaeltigt und einfach ueberall wuchert. Globalisierung ist etwas, was wir alle machen – durch das Nachdenken ueber dieses Phaenomen, ueber unsere Mobilitaet, den Konsum, Vernetzung usw. Dem gegenueber wird Globalisierung oft auf die Konflikte des globalen Wettbewerbs reduziert, mit denen wiederum ein Rekurs auf oekonomische Sachzwaenge gerechtfertigt wird. weiterlesen »
Dieser Anfang muss ein wenig holpern, Sprechen ueber Freundschaft laeuft nie so glatt wie die Freundschaft selbst; soll ich wirklich von einer eigenen erzaehlen, und sie auf diesem Wege zu etwas mit Ihnen Gemeinsamem machen? Oder ist sie das nicht ohnehin bereits? Die Rede von der >Hoeherwertigkeit< einer Freundschaft, die mehr will als blossen Lustgewinn – die Idealisierung einer Freundschaft, die einem der spielerischen Jugendlichkeit entwachsenen Lebensalter vorbehalten ist, ist so alt wie das Denken ueber Freundschaft selbst. Desgleichen die Frage, wie eine solche Freundschaft zu beschreiben ist; formuliert das kuehle Schlagwort der gemeinsamen abstrakten Interessen heute das, was seit Aristoteles als zweites Selbst durch all die nachlesbaren Versuche ueber Freundschaft geistert, die unsere Vorstellung von Freundschaft zwangslaeufig praegen? weiterlesen »
Es tut sich gerade was in Deutschland. Obwohl man sich die Debatte um Deutschland als Einwanderungsland bisher wie ein Perpetuum Mobile vorstellen muss: wie ein nicht enden wollendes Nicht-Verstehen eines laengst realen Zustands. Erst vor kurzem wurden Deutsche mit Migrationshintergrund in einer Studie statistisch erfasst. Nun sind alle ueber die hohe Zahl verwundert. weiterlesen »
Wohl keine andere Region der Welt uebt eine vergleichbare, ueber Jahrhunderte immer wieder auflebende Faszination auf die Bewohner Europas aus wie die Suedsee. Als die europaeischen Seefahrer im ausgehenden 18. Jahrhundert die polynesische Inselwelt entdeckten, glaubten sie, das geheimnisvolle Terra Australis gefunden zu haben, einen neuen Kontinent, den man sich als Gegengewicht zur europaeischen Landmasse vorstellte. weiterlesen »
Ein substantielles Gemeinschaftsgefuehl hatte ich zum ersten Mal auf der Tanzflaeche. 1989. Erst als ich von zu Hause ausgezogen war, mich vom Tennisverein verabschiedet hatte und sowohl Dienstag- als auch Donnerstag-, Freitag- und Samstagnacht zu >The Smiths< und >Sonic Youth< oder auch >Stone Roses< und >My Bloody Valentine< ins >Roemer< in Bremen tanzen ging, lernte ich Menschen kennen, mit denen ich Gemeinsamkeiten hatte. Das bezog sich aber nicht nur auf das Interesse an Musik: Am Rande der Tanzflaeche traf ich auch zum ersten Mal andere 17-jaehrige, die sich fuer Godard und Truffaut, aber auch fuer Marx oder Nietzsche interessierten. weiterlesen »
Treffpunkt Berlin, zufaellig. Drei Frauen – eine Japanerin, eine Koreanerin (beide Germanistikstudentinnen) und eine Ex-Arbeiterin – begegnen sich im Tiergarten vor einer Statue der Luise (Koenigin von Preussen). Sie haben sich verlaufen, und bleiben an einem Stueck Geschichte haengen. Sie reden. weiterlesen »