In Japan gibt es viele Aquarien. Sie kamen Schritt fuer Schritt mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ins Land. Fuer die Japaner verkoerpern sie die Erfahrung von Zeit. Die Wasseruhr namens Rohkoku kommt zwar aus China, aber in Japan wurde sie zum Inbegriff des Konzepts der Relation zwischen Wassermasse und Zeit. Das Aquarium praesentiert kompakte Mikrokosmen so wie dies zum Beispiel Miniaturgaerten tun. Ich sehe das Aquarium in enger Verbindung zu Ma
(deutsch in etwa: Negativraum), ein Konzept, welches Zeit und Raum umfasst. Dazu muss ich etwas ausholen. Aber keine Angst, ich fasse mich kurz. weiterlesen »
Als ich das Internet erstmals im Jahr 1991 benutzte – damals auf VM/CMS-Terminals und einen EARN/Bitnet-Gateway im Rechenzentrum der Universitaet Konstanz -, existierten nautische Metaphern, soweit ich mich erinnere, nicht. Die damals bestehenden Dienste E-Mail, FTP, IRC und Usenet basierten auf den Metaphern der Post, des Datentransfers, des Chats und der Diskussionsgruppen. Die erste nautische Metapher, die ich erinnere, kam im Jahr 1994 mit der ersten Version des Netscape Navigator in die Welt. weiterlesen »
Bevor ich das erste Mal bewusst vor einem Aquarium als Fischhaus stand, bueckte ich mich erst einmal Seite an Seite mit meinem Vater im Badezimmer ueber unsere Toilette. Dort sollte ich dem Familienfisch namens Fisch so etwas wie Adieu sagen. Natuerlich sagt man als Kind unter fuenf nicht Adieu, also sagte ich zu meinem Vater: “Aber der lebt doch noch!”, und mein Vater dann: “Ja. Noch.” und zutzelte den schwach mit der Schwanzflosse winkenden Fisch aus dem gruenen Fangnetz. Dann machte es Bloetsch, und wir sahen Fisch mit einem geraden Koepfer in das klare Klowasser eintauchen. “So.” sagte mein Vater dann noch, und “Krank war der. Ganz schlapp.” weiterlesen »
Im Amsterdamer Zoo Artis
stand ich zum ersten Mal vor einem Aquarium. Ja, dass muss so gewesen sein. Anfang der sechziger Jahre, als ich dort aufwuchs. Ich habe daran keine Erinnerungen, weiss aber, dass es stattfand. Es gibt Fotos von mir in diesem Zoo. Als Medientheoretiker muss ich gestehen, dass ich manchmal froh bin, dass die Welt der Objekte und die der Tiere gegen die Invasion der Mikrotechnologie verteidigt werden sollten. Heutzutage glaube ich nicht (mehr) an diesen totalisierende Tendenz der Medientheorie, und Theorie im Allgemeinen, ueber dies und jenes, ueber alles Aussagen zu machen. Ich hoffe, dass Theorie keine Lebenshilfe ist, keine Ersatzreligion also. weiterlesen »
Wasser ist das Element, oder sagen wir: Der Ort, an dem ich das erste mal schoene, junge, nackte Menschen gesehen habe. Das muss Ende der Siebziger gewesen sein. Man bewahrt sich da eine gewisse aberglaeubische Dankbarkeit. Ansonsten halte ich es nicht so sehr mit dem Elementaren und mehr mit dem Zusammengesetzten und Komplexen. weiterlesen »
Wenn ich mich in das Bild der Verfluessigung des Sozialen
hineintreiben lasse, dann trifft mich die ganze Wucht eines Strudels der Aufloesung hierarchischer Ordnungen, die ich in meinem Buch Dystopia
beschrieben habe. Die gegenwaertige Finanz- und Wirtschaftskrise macht dies noch einmal verstaerkt deutlich: Weder nationale Schutzwaelle noch andere Autoritaeten koennen die Flut der globalen Verstrickungen aufhalten. Ploetzlich sitzen alle in einem Boot, welches ohne Steuermann und scheinbar auch ohne Ruderer dahin treibt, und sie sehen sich der unbegriffenen Dynamik eines Malstroms ausgesetzt. weiterlesen »
Das erste Aquarium, mit dem ich etwas anfangen konnte, war wahrscheinlich der Bauch meiner Mutter, in dem ich an der Leine schwamm. Spaeter habe ich Aquarien im Zoo gesehen und in Restaurants. Ein Schulfreund hatte eins. So mit 18. Punk. Oder wollte er gern sein. Letzte Woche war ich mit meinem Sohn bei Karstadt in der Tierabteilung, wo Aquarienkaesten uebereinander stehen. Man kann den Fischen zugucken (ihre Farben leuchten) und weggehen. Zurueck in meiner Wohnung haben wir aus Matratze, Pappkarton und Rollkoffer ein Schiff gebaut, das auch mal Flugzeug und Eisenbahn war, und abends in der Badewanne kleine Plastikboote und Trichter fahren lassen. weiterlesen »
Ich stand zum ersten Mal als kleiner Junge, ich war vielleicht vier oder fuenf Jahre alt, bei Verwandten vor einem kleinen Zimmeraquarium. Ich weiss noch oder stelle es mir jetzt so vor, dass ich sofort die Frage hatte, was wohl die Fische von der Welt ausserhalb des Aquariums wahrnehmen. Wenn wir so schoen hineinschauen koennen, koennen die Fische dann auch genauso gut herausschauen? Ich musste auf den Film Findet Nemo
warten, um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten. weiterlesen »
Meinen ersten Blick in ein Aquarium bringe ich mit schweren Polstermoebeln, likorgefuellten Minibars, abgestandenem Zigarettenqualm und toedliche Langeweile verbreitenden Gesellschaftsspielen in Verbindung. An die Fische habe ich nur wenige Erinnerungen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Aquarium freilich schon mehr als hundert Jahre seinen Zenit ueberschritten. Die ersten Aquarien, um die Mitte des 19. Jahrhunderts von religioesen Eiferern wie Philip Henry Gosse entworfen, hatten eine voellig andere Funktion: Sie sollten die bis dahin weitgehend unbekannte und nicht so leicht zugaengliche Unterwasserwelt anschaulich machen. weiterlesen »
Liest man Marguerite Duras, ist man sogleich aufs Meer verwiesen, ueberall bewegt sie sich an den Ufern irgendeines Wassers. Mal ist es das Wasser des Mekongs, mal ist es der Indische Ozean, dann der Atlantik. Zuletzt spielt das keine Rolle. Was zaehlt ist, dass Duras sich der Erfahrung des Wassers oeffnet, wie man sich der Erfahrung irgendeiner Wueste oeffnet. Diese Erfahrung ist ebenso fundamental wie bedrohlich. Auf dem Meer, in der Wueste kreuzen sich die Erfahrungen von Endlichkeit und Unendlichkeit, immer handelt es sich um eine extreme Situation. weiterlesen »
Ich erinnere mich an die Aquarien meiner Kindheit: Einerseits an die langweiligen und etwas trostlosen Aquarien in den Innenhoefen der Restaurants. Bloede Forellen in dumpfen Containern mit Sauerstoffstrom. Ich fuerchtete mich immer ein wenig vor diesen gefuellten Glaskisten aber vor allem machten sie mich traurig. Andererseits hatte ich meine eigenen Aquarien, eigentlich Terrarien, die ich selbst mit Pflanzen und Steinen ausstattete. Darin setzte ich Kammmolche aus und beobachtete gespannt die Entwicklung vom Ei zum voll gewachsenen Molch. Dann setzte ich die Tiere wieder im Weiher im Wald aus, wo ich sie gefangen hatte. weiterlesen »
Das erste Mal vor einem Aquarium gestanden habe ich im Palais du Trocadero in Paris, im Alter von ungefaehr 15 Jahren. Ich habe keine Erinnerungen an bestimmte Tiere, sondern nur an die Farbe des Wassers – es war gruen und gelb, durchzogen von Luftblasen – und an das beunruhigende Gefuehl, dass diese Wassermassen die Scheiben zerbersten und sich ueber uns ergiessen koennten. Das Aquarium – wie uebrigens auch das Terrarium, wo man unterirdisch lebende Tiere wie Ameisen, Schlangen, kleine Nager haelt – leistet einer Art Voyeurismus Vorschub. weiterlesen »