Ostersonntag, Lower Eastside, Manhattan. Zwischen alter- nativen Menstruationsgeraeten, veganem Cappuccino und den aktuellen Bestsellern der queeren erotischen Literatur, hatte ich mich mit Notebook, Beamer und Buch aufgestellt und wartete auf die Besucher, die zur 6. Station der McDeutsch- Welttournee kommen sollten.
Am Ende waren es zehn Leute, die den Weg in den radikalen Buchladen Bluestockings fanden, um an dem Workshop teilzunehmen. Eine beeindruckende Zahl fuer einen Feiertag, der dazu noch der erste sonnige Tag des Jahres war, wie mir Ladenbesitzer Jeffrey versicherte. Ein kleines Publikum, dafuer ein umso interessierteres.
Nachdem ich als Starter den Videoclip Fremd im eigenen Land
von Advanced Chemistry gezeigt hatte, prasselten sofort Fragen auf mich ein, ohne dass ich auch nur einen Satz aus dem McDeutsch-Buch vorgelesen hatte. Warum fuehlen sich die Jugendlichen in dem Video fremd in ihrem eigenen Land? Hat das alles mit dem Nationalsozialismus zu tun?
wollte ein junger Mann wissen. Nach jedem Protokoll, das ich vorlas, kamen wir sofort ins Gespraech. So wurden die vorgelesenen Texte zum Material, mit dem wir arbeiteten. Eine Italo-Amerikanerin war der Meinung, dass die Berliner Gazette das McDeutsch-Projekt auch in den USA starten sollte.
Sie verwies auf die English only-Kampagnen in den USA, die Sprache und Nation immer auf dieselbe Stufe stellten. Gegen diesen Sprachfaschismus muss man etwas unternehmen!
rief sie aus. Ein junger Germanistikstudent erzaehlte davon, wie er bei seinen Recherchen zu McDeutsch auf eine Diskussion in einem englischsprachigen, rechtsradikalen Forum gestossen war. Wieder waren wir beim Thema Nationalsozialismus angelangt, das auf die Menschen in den USA eine seltsame Anziehungskraft zu haben scheint. Nach eineinhalb Stunden mussten wir aber aufhoeren zu diskutieren – weil der Buchladen schliessen wollte.
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Wie könnte man hier für Zuwachs sorgen?