Cote dAzur, strahlender Sonnenschein, ca. 20°C: So schoen kann das Leben sein, wenn man, wie ich, in einer franzoesischen Banda spielt! Vor ein paar Tagen war ich mit diesem lustigen Orchester mal wieder auf Tour. Diesmal beim Karneval in Nizza. Nachdem ich es aufgegeben hatte, herausfinden zu wollen, warum die Franzosen in einigen Staedten bis in den April hinein Karneval feiern, freute ich mich nur noch auf das Fest. Auf dem Programm standen mehrere Umzuege durch die Strassen von Nizza. Ich dachte, alles wuerde ablaufen wie immer, wenn wir spielen: einige Stunden schoene Musik, feiern, Leute animieren und vor allem viel Spass haben. Nur kam in Nizza alles anders.
In Rugbytrikots verkleidet – das Motto des diesjaehrigen Karnevals war die Rugby-Weltmeisterschaft 2007 in Frankreich – gingen wir los. Wir reihten uns zwischen zwei grossen Wagen mit riesigen Pappmaché-Figuren in den Karnevalsumzug ein. Schon fingen die ersten Leute an zu husten, da der Wagen vor uns unglaubliche Abgase produzierte, in die wir geradezu reinmarschieren mussten. Gut, dass ich in der ersten Reihe lief… aber wenn man Spass hat, stoeren solche Nebensaechlichkeiten nicht. Der Umzug setzte sich in Bewegung und wir begannen zu spielen. Leider lief parallel aus sehr leistungsstarken Boxen laute Musik und ein Moderator versuchte, die Stimmung anzuheizen. Was dazu fuehrte, dass wir uns selber kaum hoerten und die Leute am Strassenrand genausowenig. Tapfer spielten wir weiter, ohne sicher zu wissen, was.
Nun gehoeren zum Karneval auch Dinge wie Konfetti und Luftschlangen. Dass wir staendig mit Konfetti beworfen wurden, stoerte nicht so sehr. Aber die Luftschlangen – das waren keine harmlosen aus Papier! Nein, die Franzosen verwenden Wurfgeschosse, die sich Spruehluftschlange
nennen. Aus einer kleinen Dose, einem Deodorant aehnlich, sprueht man einen langen Strahl klebrig-feuchter Masse auf sein Opfer
. Und mit genau dieser Masse wurden wir waehrend des Umzugs geradezu attackiert. Kein Schritt ohne weitere Feucht-Luftschlangen in den Haaren, dem Gesicht, den Ohren, dem gesamten Instrument. Zeitweise hatte ich das Gefuehl, ich verbringe mehr Zeit damit, mich davon zu befreien, als zu spielen. Auf einige dieser Privilegien
als Umzugsteilnehmerin haette ich in Nizza gerne verzichtet.
1 Kommentar zu
Die Blumen stammen fast alle aus dem Umland von Nizza. Die zwei größten Blumenparaden finden am Samstagnachmittag und Mittwochnachmittag statt. Während 1876 noch einzelne Blumen verteilt wurden, werden diese heute von den Wagen tonnenweise in die Menschenmenge geworfen. Die Umzüge am Sonntagnachmittag und Dienstagnachmittag sind etwas kleiner, aber immernoch groß. Auch am Samstag- und am Mittwochabend gibt es etwas kleinere Paraden, bei denen aber trotzdem noch über 2000 Menschen teilnehmen. Die Blumenparaden am Abend sind den Umzügen vom Nachmittag relativ ähnlich.
Weitere Informationen zu einem der größten Karnevale der Welt gibt es unter http://www.nizzafreak.de/in-nizza-ist-einer-der-groessten-karnevale-der-welt/