“Ich lerne die ganze Zeit über. Und mein Grabstein wird mein Diplom sein.” (Eartha Kitt) Dieser Satz hört sich im Zeitalter der Zertifikate und Bescheinigungen fast bedrohlich an. Da hilft nur eins: locker machen. In unserer Umfrage zum Thema BILDUNG spricht die in Japan lebende Personalmanagerin Jacina Hin über den Unterschied zwischen lernen und studieren – und wie man mit all dem glücklich werden kann.
Von dem Tag an, an dem wir geboren werden (und noch vorher), fangen wir an zu lernen und hören niemals damit auf. Lernen geschieht auf vielen verschiedenen Ebenen, von praktischen Dingen wie dem Benutzen der neuen Kaffeemaschine, hin zu den tieferen Lektionen des Lebens. Wenn ich mich dem Lernen bewusst öffne, kann es mich verändern. Wenn ich mich ihm verschließe, wird es trotzdem passieren – aber oberflächlicher und mit begrenzten Resultaten. Vielleicht spüre ich, dass ich etwas gelernt habe, aber vermutlich werde ich damit nichts anstellen und es bald vergessen.
Was Studieren mit Lernen zu tun hat
Wenn ich mit Absicht lerne, wird das meist “Studieren” genannt. Es gibt dem Ganzen Struktur. Wirkliches Studieren erfordert Disziplin. Ich entscheide mich bewusst dafür, was ich lernen will. Dafür muss ich dann Zeit freimachen und mich verpflichten.
Lernen hat mit Sein zu tun und passiert einfach. Studieren (überlegtes Lernen) hat mit Tun zu tun und erfordert Aktivwerden. Lernen kann gemeistert werden, wenn ich ihm gegenüber eine positive, begrüßende Einstellung entwickle. Wenn ich mir mit offenem Geist das ansehe, was ich gelernt habe, kann ich auf dieser Grundlage neue Entscheidungen treffen. Je besser ich das kann, desto besser kann ich auch mein Leben managen. Ich kann also die Disziplin, die ich brauche um zu studieren benutzen, um ein besserer Lebens-Lerner zu werden.
Der Mensch ist ein richtiges Lerntier. Er kann sich bestimmte Lebensprinzipien aussuchen, wie zum Beispiel “Ehrlichkeit” und “Liebe”, und sie auf alles anwenden, was er tut. Er kann seine Sicht auf die Dinge immer wieder verändern und somit auch seine Wahrnehmung und Erfahrung.
Lernen als Gerüst
Wer wirklich lebenslang lernen will, der sollte dies nicht tun, um ein paar Lücken zu füllen auf dem Weg zu irgendeiner “Endstation”. Dann wird Lernen zu einer Anstrengung, zu einer niemals endenden Verpflichtung.
Aber wenn ich mich selbst als ganzes und komplettes Wesen sehe, und das Lernen als integralen Teil dieses geheimnisvollen Lebensflusses, eine wunderbare Fähigkeit, die in uns allen steckt, ein Werkzeug, das beim Wachsen und Wandel hilft. Dann fängt auch das Konzept des lebenslangen Lernens an, sich dynamisch und erweiternd anzufühlen.
Ich habe angefangen, das Lernen als das Gerüst wahrzunehmen, das es mir ermöglicht, mich aktiv und nützlich durch mein Leben zu bewegen. Ich versuche, durch meine Erfahrungen zu lernen. Lernen hilft mir, beweglich zu bleiben und neue Entscheidungen zu treffen. Lernen hilft mir beim Wachsen.
Die ganze Zeit über bin ich irgendwie lernaktiv, durch Tätigkeiten, die Körper, Geist und Seele ausbalancieren. Im Moment, als Beispiel, nehme ich Thai Kickbox-Stunden und windsurfe schon seit vielen Jahren: Körper. Ich lerne Chinesisch: Geist. Und ich lese Eckhart Tolles Werke und andere spirituelle Literatur, mit der Absicht, das auf mein Leben zu beziehen: Seele.
8 Kommentare zu
Es wäre schön, wenn der Begriff des "sich bildens" auch einmal wieder auf seine Grundbedeutung hin gelesen und verstanden würde, da es sich hier nämlich darum handelt, sich ein Bild zu machen. Die Welt ist voll von sog. "Kunstbanausen", die auch noch stolz auf diese Selbstbezichtigung sind, sich sonst aber als Gebildete bezeichnen würden.