Literatur erleben, kein Problem. Nicht nur im stillen Kaemmerlein, sondern in Kaffees und Klubs, auf Lesebuehnen und Festivals, als unmittelbaere Begegnung mit den Autoren. Oder auf Webseiten, wo ueber Literatur geschrieben wird, ueber Literatur als Erfahrung. Je groesser das Angebot, desto groesser ein Fragezeichen, das einfach nicht raus will, aus meinem Kopf: Warum gibt es all das nicht auch fuer Philosophie?
Philosophie erleben, ein Riesenproblem. Zumindest, wenn man dieses Erlebnis als solches auch geniessen und mit anderen teilen will. Wo? Im sterilen Plenarsaal einer Uni? In trockenen Theorie-Zeitschriften?
Philosophische Texte bestehen nicht nur aus zaehen Gedanken. Hier geht es, wie Gesa Ziemer in Verletzbare Orte ausbreitet, nicht zuletzt um Formfragen: Auch der Philosoph versteht sich als Komponist und Gestalter. Deshalb kann sein Text zu einer literarischen Erfahrung werden, die natuerlich ganz anders ist, als die eines Prosatexts. Wo kann man ueber diese Erfahrungen lesen? Wo sich darueber austauschen? Verlagskulturen nennt sich eine Veranstaltungsreihe in Berlin geht es da vielleicht auch um Verlage, die Philosophie verlegen? Um Merve, Passagen, Kadmos, Turia + Kant, Philo oder Diaphanes? Natuerlich nicht.
Letzterer geht das Verlegen von vermeintlich schwerer Kost neu an und hat mit seinem Herbst-Programm wohl die einzig richtige Erneuerung vorgenommen: Es gibt jetzt auch Literatur bei Diaphanes. Literatur, die ihrerseits Anspruch erhebt philosophische Diskurse nicht nur vom Hoerensagen zu kennen. Vielleicht tut sich im Zuge dessen fuer die Philosophie eine Hintertuer in die Literatur-hungrige Oeffentlichkeit auf. Die soziale Wirkungslosigkeit der Philosophie zu beklagen, wird jedenfalls dann gestrig sein, wenn man es zulaesst Philosophie auf sich wirken zu lassen. Und wenn es einen sozialen Raum gibt und ein Vokabular, ueber diese Wirkungen zu reden.
4 Kommentare zu
philosophie als unterhaltung: was ist unterhaltung? wie lernt man das?
Philosophie muss wieder sexy werden!
Eure Desiree