• Migrationsgeschichten

    Mein Vater ist Schriftsteller, Dichter in erster Linie, also bin ich zu grossem Respekt vor der Sprache erzogen worden. Aber die Sprache funktioniert auf unergruendliche Weise … weiterlesen »

  • Erkämpfte Muttersprache

    Ich bin 1970 in der Tuerkei geboren und lebe seit meinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Damals habe ich nur ein paar Brocken Deutsch von Nachbarskindern aufschnappen koennen. Ich hatte nicht die Moeglichkeit, in den Kindergarten zu gehen und habe Deutsch somit erst in der Grundschule gelernt. weiterlesen »

  • Stressfaktor Sprache

    Nach Berlin kam ich zum ersten Mal auf einer dieser typischen Eurail-Touren. Zu der Zeit, 1993, war ich mit drei alten Freunden aus New Mexico unterwegs und ich muss sagen, niemand von uns hielt damals sehr viel von der Stadt. Es war nur irgendein Ort auf dem Weg zu dem, was wir fuer ein weit fantastischeres Ziel hielten: Prag. Fuenf Jahre spaeter kam ich wieder nach Berlin und dieses Mal sah ich die Stadt mit ganz anderen Augen. weiterlesen »

  • Jenseits der Fremde

    Mein Alltag, sprachlich gesehen, ist ueberwiegend von Arabisch und Deutsch gepraegt, aber Hebraeisch und Englisch gehoeren auch dazu. Zuhause, in der Naehe von Bayreuth, spreche ich mit meiner Familie Arabisch und Deutsch, ebenso bei meiner Arbeit als Dozent fuer die arabische Sprache. So spaziere ich regelmaessig auf den Bruecken beider Sprachen, ohne genau festzulegen, mit welcher Sprache ich denke, traeume oder liebe. Entscheidend ist nur die Situation, in der ich mich gerade befinde, dann schaltet sich blitzartig die eine oder andere Sprache ohne Vorwarnung ein – und das ist gut so. weiterlesen »

  • Auf innovativem Integrationskur

    Ich bin jetzt 17 Jahre alt. 1997 kam ich als juedische Migrantin aus der Ukraine nach Deutschland. Ohne ein einziges Wort Deutsch zu sprechen, ueberrollte mich die deutsche Sprache in der Grundschule regelrecht wie eine Lawine. Anfangs war es ziemlich befremdend und seltsam, da in deutschen Schulen andere Verhaltensregeln gelten als in der Ukraine. Zum Beispiel verlaeuft der Unterricht im Osten wesentlich disziplinierter und strenger. Abgesehen davon unterscheidet man nicht zwischen Haupt-, Realschule und Gymnasium. weiterlesen »

  • Produktivkraft des Fehlers

    Die deutsche Sprache war sicherlich die erste, die ich nach der Geburt – und vielleicht sogar schon vorher im Bauch meiner Mutter – gehoert habe. In Kapstadt habe ich das Deutsche als eine Sprache erlernt, die mit Familie und Eltern zu tun hatte. Die Aussenwelt redete eine ganz andere, beziehungsweise viele andere Sprachen: Englisch in den unterschiedlichsten Varianten, das im Zuge des hollaendischen Kolonialismus’ gepraegte Afrikaans und die afrikanische Sprache Xhosa. weiterlesen »

  • Hybrider Resonanzraum

    Ich bin in einer franzoesischsprachigen Kleinstadt im Suedwesten der Schweiz aufgewachsen, zweisprachig, mit Deutsch als Muttersprache. Ich bin in eine deutschsprachige Schule gegangen und jedes Mal, wenn mich der Lehrer auf dem Pausenplatz beim Franzoesischsprechen erwischte, wurde ich bestraft – vorne an der Wandtafel knien, die Arme ausgestreckt, Buecher auf den Handflaechen. Dies gab dem Franzoesischen den Reiz des Verbotenen. weiterlesen »

  • Mehr Bollywood als Babylon

    Deutsche, die sich mal entschieden haben, ihr gewohntes Umfeld zu verlassen, machen das auf eine sehr konsequente Art und Weise. Ich lebe seit einigen Jahren als freischaffende Designerin in London und suche jedenfalls nicht nach Deutschen. Aber ich meide sie auch nicht. Genauso wenig, wie ich Spanier suche, nur um wieder Spanisch zu sprechen. Schlimmer noch: um der Sprache willen Freunde zu haben. An meinem Gegenueber mache ich individuell aus, ob ich die Person sympathisch finde oder eben nicht. weiterlesen »

  • Die Söhne Dscherrielands

    Als Fluechtlingskind aus der DDR lebe ich seit nunmehr fast 50 Jahren in einer ehemaligen deutschen Kolonie und bin seit ungefaehr 35 Jahren als Deutschlehrer beziehungsweise Ausbilder von Deutschlehrern taetig. Meine Eltern waren damals mit meinen beiden Schwestern und mir in das suedafrikanische Mandatsgebiet Suedwestafrika ausgewandert, das sich in den 1980er Jahren den sperrigen Namen Suedwestafrika/Namibia zulegte und 1990 als Namibia in die Unabhaengigkeit entlassen wurde. Und selbst heute, 16 Jahre nach Erlangung der staatlichen Souveraenitaet, sind viele (nicht nur aeltere) deutschsprachige Namibier leider immer noch gefangen in den nachkolonialen, von Suedafrika gepraegten politischen Ansichten und Wertvorstellungen, so dass man sich als Nicht-mehr-Europaeer aber auch Noch-nicht-Afrikaner nur unter Vorbehalt mit dem neuen Staat identifizieren kann oder will und froh ist, sozusagen als Sicherheitsgarantie, neben der namibischen auch die deutsche Staatsangehoerigkeit zu besitzen. weiterlesen »

  • Frankreich für Fortgeschrittene

    Um ehrlich zu sein: Ich denke, meine Entscheidung, nach Frankreich zu gehen, nahm ihren Anfang, als ich sechs Jahre alt war – 1978 – und erstmalig ans Westende der franzoesischen Welt, ins Finistere kam. Ich wollte dort schlichtweg nicht mehr weg und wenn ich dann angesichts meiner noch sehr beschraenkten Autonomie hinsichtlich existentieller Entscheidungen doch weg musste, wollte ich vor allem wieder hin. Auch zwischenzeitlich unternommene Versuche, pragmatische (beruflich-opportunistische) Andersorte zu waehlen, hatten nie durchschlagenden Erfolg, Entzugs- und Entzauberungsvorhaben scheiterten und die schliesslich etablierte Loesung, einen relevanten Teil des Jahres auf drei bis vier Teilstuecke verteilt am Ende der Welt zu verbringen, eigentlich aber woanders zu leben, hat auch nicht gefruchtet. weiterlesen »

  • Deutsch in Mexico

    Ich habe kaum Kontakt zu Deutschen in Mexico, habe mich immer von allem spezifisch Deutschen ferngehalten. Das haengt zum Teil mit der Rolle der nach 1945 nach Mexico eingewanderten Nazis zusammen, aber auch mit der Faszination vieler Mexikaner am Faschismus. Die Deutsche Schule ist zum Beispiel waehrend der Aera Cardenas Ende der 30er Jahre mit Hakenkreuzfahne durch Mexico Stadt marschiert. Die Fotos liegen in den Archiven. Mexico ist ja so etwas wie ein naturwuechsig faschistisches Land. weiterlesen »

  • Im globalen Sprachkarussel

    Wir sind vor zwei Jahren nach Manila gezogen, weil meine Frau eine DAAD-Lektorenstelle an der University of the Philippines bekommen hatte. Inzwischen bin ich selbst Prof fuer Medienwissenschaften an der dortigen Uni. Deutsch benutzte ich in diesem Job eigentlich gar nicht, ich spreche es nur zuhause in der Familie. Wenn ich gelegentlich fuer deutsche Zeitungen und Zeitschriften etwas verfasse, funktioniert das deshalb noch ohne sprachliche Probleme. weiterlesen »