• 1979

    Im Rahmen des ErsatzStadt-Projekts zu staedtischem Alltag im globalen Massstab zeigt Kabul/Teheran 1979ff ueber 60 Dokumentar- und Spielfilme aus dem Iran und Afghanistan und hat hierzu ueber zwanzig RegisseurInnen und SchauspielerInnen, Exilierte und Zurueckgekehrte eingeladen. Uns interessiert hierbei die staedtische Gesellschaft in Kabul und Teheran, die Lage der afghanischen Fluechtlinge, die Funktionalisierung der prekaeren Situation von Frauen und die Rolle des Kinos in beiden Laendern. Wir markieren den Uebergang auf das Jahr 1979 und folgende: Mit dem sowjetischen Einmarsch eskaliert der Buergerkrieg in Afghanistan, waehrend im Iran der Schah gestuerzt wird und die islamische Republik entsteht. weiterlesen »

  • Wolfsburg liegt am Gardasee

    Wer den Geist der Autostadt sucht, kann einen kleinen Huegel unweit der Stadt Salo besteigen. Dort findet der Gestaltungs-Archaeologe einen Themenpark der Fahrzeug-Technik, der unschwer als die Maquette der Selbststilisierung fuer den Volkswagen-Konzern zu erkennen ist. Von Gabriele d´Annunzio, poeta aviatore, erdacht und zusammen mit dem Architekten Giancarlo Maroni ausgefuehrt, ist das nach dem italienischen Koenig Il Vittoriale genannte Gelaende eine Keimzelle politischer Landschaftsarchitektur. Man moechte glauben, dass so etwas nur in einer Zeit entstehen kann, wenn die Luft schwirrt von den Rufen nach Neuen Menschen. weiterlesen »

  • Mathe als Prosa

    Das Buch ist eigentlich als Umweg um ein anderes Buch herum entstanden, als grotesk ausgewachsene Abschweifung: die Absicht bestand schon laenger, einen romanhaften, biographischen Versuch ueber den Physiker Paul Dirac zu schreiben, um an diesem Beispiel aufzuzeigen, inwieweit Modernisierung, Neuzeit und Gegenwart mit der Mathematisierung nicht nur der Wissenschaft, sondern auch der uebrigen Erfahrungsweisen zusammengehen, und inwieweit gerade nicht. weiterlesen »

  • Mars-Show

    Anzug, Krawatte, leicht angegraute, kurze Haare. Dem Aeusseren nach koennte Giorgio Gaviraghi als braver Beamter durchgehen. Aber eine feinsinnige Mimik, eine irgendwie vornehme Nervositaet und eine ruhige, souveraene, aber manchmal gezielt anhebende Stimme lassen den Zuhoerer aufmerken. Auf den Folien Balkendiagramme, Marketingschlagwoerter, average contacts per pipapo. Eine Neuauflage der New Economy? weiterlesen »

  • Minusvisionen

    1968 erscheinen die Bottroper Protokolle in der Edition Suhrkamp. Arbeiter, Angestellte, aber auch ein Pfarrer und ein Beat-Saenger schildern ihren von einer Zeche und deren Stillegung gepraegten Alltag. weiterlesen »

  • Das Auto in schwuler Hand

    Ein am Strassenrand stehendes Auto, ein aufgeregtes Warnblinklicht und eine ratlose, um Hilfe suchende Person lassen fuer gewoehnlich auf eine Frau schliessen. Doch die Zeiten haben sich geaendert. Wenn schon von weitem rosa Pluesch oder ein Regenbogenaufkleber das Auto ziert, muss man mit einem Schwulen rechnen. Dieser Typus des Schwulen, kann mit einem Auto soviel anfangen, wie ein Hetero mit Prossecco: weiterlesen »

  • Ikone der New Economy

    Eric Packer, der Protagonist von Don De Lillos, Cosmopolis ist ein erfolgreicher und steinreicher Vermoegensverwalter. Beispielhaft verkoerpert er den sloganhaften Titel des US-amerikanischen Managermagazins Forbes vom 27. Dezember 1999: Everyone Ought to be Rich. Als der Vorzeige-Entrepreneur an einem Tag im April 2000 seinen Arbeitstag beginnt, hat dieses eindringlichste aller Versprechen der New Economy noch nichts von seiner Strahlkraft verloren: Alle tuefteln in ihren Garagen an visionaeren Produkten, um am naechsten Tag an die Boerse zu gehen. Alle koennen in der IT-Branche ueber Nacht zum Internetmillionaer werden. weiterlesen »

  • Das ausgebliebene Ende

    Marshall McLuhan verkuendete 1964 das Ende des Autos. Der sonst treffsichere Amerikaner hatte sich beim magischen Kanal Auto verschaetzt. Das mit dem Untertitel Die mechanische Braut versehene Kapitel endet mit der Prophezeiung, dass im naechsten Jahrhundert das alte Auto vom Elektroauto abgeloest werde. Wie falsch diese Vorhersage war, verdeutlicht die Tatsache, dass zehn Jahre nach der Niederschrift seines Buches die Oelkrise Gruende genug geliefert haette zu einer umfassenden Infragestellung des PKW mit Verbrennungsmotor. Doch exakt jene Krise erschien in der Kommentierung durch die Massenmedien wie eine gesellschaftlich ubiquitaere Beziehungskrise. Sie machte deutlich, wie sehr sich Mensch und Auto mittlerweile liebten. Eine Trennung stand nicht zur Diskussion. weiterlesen »

  • Supplement.03 Editorial

    Guten Tag,
    wie jedes Jahr, gibt es auch 2003 in der Berliner Gazette den Zyklus Supplement. Das heisst: wir simmulieren Beilagen unterschiedlicher Medien. Bislang hatten wir uns Fernsehzeitschriften, Lifestyle- und Frauen-Magazine vorgenommen, stets mit der Frage im Hinterkopf, wie in diesen Zusaemmenhaengen ein elektronisches Supplement aus dem Herzen der deutschen Hauptstadt aussehen koennte. Dieses Mal haben wir uns drei Maennermagazine ausgesucht, wenn man so will. Ein Auto-, ein Wirtschafts- und ein Kulturmagazin. weiterlesen »

  • Boom in Bagdad

    18.06.2003: Die Fahrt von Amman nach Bagdad habe ich gut ueberstanden. Nur ab und zu anhalten waere auf 600 km Wuestenfahrt nicht schlecht gewesen. Aus Angst vor Ueberfaellen weigerte sich jedoch mein Fahrer. Er selbst schien keinerlei Verdauung zu haben. weiterlesen »

  • Trampen in den Sueden

    Nach zwei Jahren Daueraufenthalt in Deutschland aus notorischem Geldmangel, hatte ich die Idee Low Budget in den Sueden zu trampen. Mein bester Kumpel wollte zwar dabei sein, doch bis zur Abfahrt musste ich ihm immer wieder zureden: Ja, sagte ich zu ihm, Trampen ist ne coole Sache. weiterlesen »

  • Bella Italia?

    Als Kind kannte ich keinen einzigen Italiener. In unserer Nachbarschaft gab es keine Auslaender und meine Eltern fuhren auch nie in den Urlaub. Aus Fernsehserien und Kinderbuechern bastelte ich mir ein Italienbild, das von Klischees und Touristenattraktionen durchsetzt war: das Land quoll ueber vor Spaghetti, badete in Rotwein, ueberall glitten Gondeln ueber das Wasser und dicke Opernsaenger sangen O sole mio zu schoenenen Frauen mit ueppigen Dekolltes. weiterlesen »