• Kampf gegen Angst: Ex-Tattookünstler im Alleingang

    Er besaß Tattoostudios und er besaß Hass. Bis eine Zeitungs­anzeige sein Leben änderte. Heute ist „The Scary Guy” Motiva­tions­­trai­ner und zieht durch Schulen, Unternehmen, Gefängnisse und Militär­stationen, um Menschen Liebe und Toleranz nahe­zubringen. Und man vertraut ihm – mehr als den Autoritäten. WAS BLEIBT von der Gewalt, was bleibt vom Hass? Ein Video-Protokoll. weiterlesen »

  • Kahlschlag am Theater: Die Kulturkonterrevolution ist auf dem Vormarsch

    Die radikalen Kürzungen im Kulturbereich in den Niederlanden haben auch hierzulande für Unruhe gesorgt, in Rom wird unterdessen das Teatro Valle besetzt. Brauchen wir eine „Kulturverteidigung“ (Rainald Goetz)? Oder sollten wir lieber einen neuen Kulturbegriff entwickeln? Einen Begriff vielleicht, der sich eher an Fragen der Produktion und Kooperation orientiert statt an veralteten Repräsentationsbedürfnissen? Das fragt der freie Theatermacher und Berliner Gazette-Autor Alexander Karschnia. weiterlesen »

  • Bild der Woche: Wasserschlacht

    Foto von Marielle Morawitz
    Ein Mal im Jahr bekriegen sich in Berlin zwei Stadtteile. Die Regel lautet: alles was weich ist, darf zum Kämpfen benutzt werden.

  • Penis & Kanone: Janusz Palikot und die Opposition in Polens Parlament lassen auf Wandel hoffen

    Offenbar ist Donald Tusk gestern wiederholt zum Premierminister Polens gewählt worden. Für die ARD ist das „ein Segen“. Speziell mit Blick auf die „Deutsch-Polnische Freude“. Oops: „Freundschaft“. Aber in Polen blicken große Teile auf die Opposition. Sie lässt auf Wandel hoffen. Ihr Aushängeschild: Janusz Palikot. Berliner Gazette-Autorin Karolina Golimowska bilanziert. weiterlesen »

  • Mythos Afrika: Was würde passieren, wenn wir die Entwicklungshilfe einstellen?

    “Ich hoffe du hast kein Aids oder Malaria mitgebracht!” Diesen Satz hat der Student und Berliner Gazette-Autor Anton Scholz nach seiner Rückkehr aus Afrika oft gehört. Krankheiten hat er nicht mitgebracht. Dafür aber viel Respekt für Eigeninitiativen der lokalen Bevölkerung. Er stellt das Projekt „Green Life“ vor und nimmt die sambische Ökonomin Dambisa Moyo ernst, die meint, der Westen sollte die Entwicklungshilfe (temporär) einstellen. weiterlesen »

  • Chinas Lächeln: Masse schweigt, Dichter schreibt

    Liao Yiwu war der einzige Dichter, der es wagte, das Massaker auf dem “Platz des himmlischen Friedens” in Worte zu fassen. Heute sind die Werke des Systemkritikers in China verboten. Literatur- kritikerin und Berliner Gazette-Autorin Annika Bunse ist ihm begegnet. weiterlesen »

  • WikiLeaks-Dilemma: Ist die Plattform radikal genug?

    Das aktuelle “Depeschen-Desaster” (Spiegel Online) sorgt für viel Aufregung. Die wirklich wichtigen Fragen geraten dabei in Vergessenheit. Eine davon ist: Hat WikiLeaks die Welt wirklich so sehr verändert, wie angenommen wird? Oder ist das radikale Projekt möglicherweise nicht radikal genug? Der Literaturwissenschaftler und Berliner Gazette-Autor Florian Cramer hat zehn Thesen über die Wirkungslosigkeit von WikiLeaks aufgestellt. weiterlesen »

  • Bild der Woche: Financial Crisis Luxury Architecture

    Foto von John Young (Cryptome.org)
    Am Citigroup Center: Risse in der Straßenblockade, wartende Manager, Blumenkübel und Baustellenreste. Diese Aufnahme bildet den Abschluss der Foto-Serie Financial Crisis Luxury Architecture. Mal auf drastische, mal auf subtile Weise offenbart Großstadt-Architektur die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich – ob in Peking, in Port-au-Prince, in Athen oder (siehe oben) in New York.

  • WikiLeaks-Affäre: Warum teilte Julian Assange ein kryptografisches Geheimnis mit der Presse?

    Die jüngste WikiLeaks-Affäre offenbart nicht nur die Inkompetenz des Mainstream-Journalismus. Sie zeigt auch, leider nicht ganz überraschend, dass Julian Assange ganz Partei ist – nämlich seine eigene. Selbstkritik ist nicht zu hören. Dafür teilt er kräftig nach allen Seiten aus. Medienwissenschaftlerin und Berliner Gazette-Autorin Christiane Schulzki-Haddouti unterzieht seine Operationen einer kritischen Analyse. weiterlesen »

  • Pretty Good Privacy: Was der WikiLeaks-Skandal über den Mainstream-Journalismus offenbart

    Mal wieder ist WikiLeaks in aller Munde. Mal wieder ist Julian Assange auf den Titelblättern. Die Massenmedien vermelden das Ende eines revolutionären Projekts, besingen den Untergang eines Anti-Helden. Dabei zeigt die jüngste Episode um die Leaking-Plattform vor allem eins: Die Inkompetenz des Mainstream-Journalismus im Umgang mit technisch, medienethisch und sozial komplexen Vorgängen. Die Medienwissenschaftlerin und Berliner Gazette-Autorin Christiane Schulzki-Haddouti unternimmt eine kritische Bestandsaufnahme. weiterlesen »

  • Wie entsteht in Zeiten der Krise eine kritische Öffentlichkeit? Wie können wir, die Bürgerinnen und Bürger, Einfluss nehmen? Welche Rolle spielt dabei das Internet?

    Das ganztägige Symposium „Learning from Fukushima“ suchte am 29.10.2011 in Berlin nach Antworten auf diese Fragen. Mit ExpertInnen aus Atlanta, Berlin, Compiègne, Los Angeles, München, New York, Prag, Siegburg, Tokio und Wien. An dieser Stelle folgt ein Rückblick. Hier zum Programm.

    “Alle Menschen sind Sensoren”

    Jemand im Publikum sagte: “Alle Menschen sind Sensoren. Sie nehmen Daten auf – ob es nun um die Versorgungslage in einem Krisengebiet oder um Strahlenwerte geht.” Das Internet kann dabei helfen, die Daten all dieser “Sensoren” zusammenzutragen, sichtbar zu machen, zu verbreiten, zu ordnen und zu einem großen Bild zu formen. Die Mechanismen dafür sind noch unausgereift. Die Menschen müssen noch Vieles lernen.

    Eine schwere Krise kann diesen Prozess beschleunigen. Dies arbeitete Tomomi Sasaki (Foto oben) heraus, Referentin des Themenblocks “Ausnahmezustand in Japan – auch medial?”. Sasaki hat ihr Land nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 einen “Crashkurs in Social Media” absolvieren sehen. Wie auch andere Referenten beschäftigte sie die Frage: Welche Folgen hat das Offline?

    Thorsten Schilling, Leiter des Fachbereichs Multimedia bei der Bundeszentrale für politische Bildung, hatte bereits in seiner Begrüßungsrede unterstrichen: Aus einer ereignishaften Gemeinschaftserfahrung, wie der unmittelbar nach dem 11. März, kann eine soziale Bewegung nur dann entstehen, wenn ein langer Atem verfügbar ist. Ein wirklich langer Atem. Denn auf unüberschaubar vielen Ebenen haben Prozesse der Infragestellung, Bewusstwerdung und Kritik eingesetzt.

    So durchläuft die Gesellschaft Japans einen tiefgreifenden Wandel. Vergleichbare Prozesse sind auch in anderen Regionen der industrialisierten Welt zu beobachten. Aber in Japan werden sie durch die Dreifachkatastrophe in besonders starker Weise offenkundig. Fast alle Grundlagen der Gesellschaft werden gleichzeitig in Frage gestellt: “Wie nachhaltig ist unser Wirtschaftssystem? Wie stehen wir zur Umwelt? Wie versorgen wir uns mit Energie? Wie funktionieren unsere Medien?”

    Kaum eine dieser Fragen kann für sich beantwortet werden. Alles hängt miteinander zusammen. Was das konkret bedeutet, machten die Strahlenkartograhen Andreas Schneider (IIDJ) und Sean Bonner (Safecast.rog) deutlich. Für sich genommen haben Strahlenwerte selten einen Sinn. “In Los Angeles ist die Strahlung höher als in Tokio”, erklärte Bonner. “Radioaktivität gehört zum Alltag”, bekräftigte Schneider. Kurz: Strahlendaten können relativ genau erhoben werden, aber die Gefahren sind relativ. Die Post-Fukushima-Strahlung in der Millionenmetropole Tokio etwa muss im Kontext gelesen werden. Das Risiko kann nur im gesellschaftlichen Dialog eruiert werden.

    “Der erste Kontakt mit dem Leser war ein Schock.”

    Die Gesellschaft Japans ist durch die Dreifachkatastrophe und ihre Folgen stark geschwächt. Der Wandel läuft auf sehr vielen unterschiedlichen Ebenen parallel ab. Gleichzeitig breitet sich vor lauter Angst der Wunsch nach der alten Normalität aus. Daher verändert sich alles sehr langsam und kaum merklich. Umso wichtiger ist es, diesen Wandel als Ganzes sichtbar zu machen. Diese wichtige Aufgabe kommt einer kritischen Öffentlichkeit zu. Die traditionellen Massenmedien können diese Aufgabe derzeit nur bedingt erfüllen, da sie selbst Teil des Wandels sind und in vielerlei Hinsicht mit den Herausforderungen hadern.

    Frank Patalong, Referent des Themenblocks „Die Online-Katastrophe – business as usual?“, machte in diesem Zusammenhang einen interessanten Punkt. Patalong begann in den späten 1990er Jahren bei Spiegel Online das Ressort Netzwelt aufzubauen und war dann zehn Jahre lang dessen Leiter. Auf der Konferenz erinnerte er sich an die ersten direkten Online-Kontakte mit LeserInnen: “Es war ein Schock. Ein positiver Schock wohlgemerkt.”

    Für einen Onliner wie Patalong ist das Positive an dieser Erfahrung mit den “Sensoren” selbstverständlich. Für viele andere Journalisten nicht. Die meisten in der Branche haben den Schock bis heute nicht überwunden. Symptomatisch dafür: Die großen Medienhäuser in Deutschland scheuen sich davor, den Massen kollaborative Nachrichten-Plattformen zur Verfügung zu stellen. Noch immer hinkt man hierzulande Entwicklungen hinterher, die in England, in Südkorea oder in den USA längst zum Medien-Alltag gehören.

    Neue Kulturen der Zusammenarbeit

    Lila King, Referentin des Themenblocks “Digitale Publikumsbeteiligung – was hat Zukunft?”, stellte mit iReport ein wegweisendes Projekt vor. Menschen, die bisher dem Publikum zugerechnet wurden, sind hier Reporter. Die Plattform gibt ihnen die Möglichkeit, Beiträge in Text, Audio und Video zu veröffentlichen. So können sie sich im Falle des Falles in die Nachrichten des globalen Senders CNN einschreiben.

    King betreut mit einem kleinen Redaktionsteam (weniger als zehn Leute) fast eine Million “iReporter” aus der ganzen Welt. Gute Organisation, beherzte Mitarbeiter und Mut zum Experiment seien die Vorausetzungen, erklärte King im Publikumsgespräch. Ein ähnliches Bild lieferte Jaroslav Valuch. Mit einer Handvoll Internet-Aktivisten koordinierte er die Hilfe nach dem letzten großen Erdbeben in Haiti: Betroffene im Katastrophengebiet sowie unzählige Freiwillige aus der ganzen Welt machten Echtzeit-Daten verfügbar, die nicht zuletzt den humanitären Einsatz der United Nations ermöglichten.

    Aus der spontanen Aktion ist inzwischen eine straff organisierte Einsatz-Truppe von Freiwilligen geworden. Sie hört auf den Namen Standby Task Force und zeigt: Die BürgerInnen müssen sich in diesen krisengeschüttelten Zeiten nicht mit der Opfer-Rolle begnügen. Sie können Einfluss nehmen auf die Krisenbewältigung und das Internet kann ihnen dabei als Werkzeug dienen. Das Gebot der Stunde: Sie müssen neuartige Allianzen eingehen und mit Menschen kooperieren, mit denen sie es bislang nicht gewohnt waren zusammenzuarbeiten.

    Fazit und Ausblick

    “Learning from Fukushima” hat versucht diese neue Kultur der Zusammenarbeit zu reflektieren. Und zu praktizieren. An den Reaktionen des Publikums ist ablesbar, dass dies gelungen ist. Rund 200 TeilnehmerInnen waren über den gesamten Tag vor Ort, ungefähr 50 im Internet via Live-Stream und Twitter dabei. Ein reger Austausch, der sich fortsetzen wird: in Gesprächen und Projekten.

    Eine Ahnung für nachhaltige Werte kommt im Rauschen des Hier und Jetzt meistens nicht auf. Speziell in Krisenzeiten ist das schwierig. Doch bei “Learning from Fukushima” konnte eine solche Ahnung in Bezug auf die neuen Kulturen der Zusammenarbeit gewonnen und vermittelt werden. Diese Bewusstseinserweiterung hilft nicht nur bei der Krisenbewältigung vor der eigenen Haustür weiter – ob vis à vis der Riots in London oder in Athen. Sie kann auch nach Japan transportiert werden.

    Eine Übersetzung des Rückblicks auf “Learning from Fukushima” ins Japanische ist geplant. Ebenso diverse Veröffentlichungen, darunter auf einer neu entstehenden Webseite der japanischen Regierung.

  • Klarnamen-Debatte: Was bringt Anonymität im Netz?

    Als das soziale Netzwerk Google+ vor kurzem verkündete, dass es nur Klarnamen erlaubt, entzündete sich eine heftige Debatte um die Frage der Anonymität. Musikredakteur, Blogger und Berliner Gazette-Autor Martin Hufner kommentiert die Diskussion. Und er fragt: Welche Funktion hat Anonymität im Internet überhaupt? weiterlesen »