Auf der Jahreskonferenz von „netzwerk recherche“ wurde auch das Thema „Immer neue Recherchepools – neue Chancen oder plumpes Marketing?“ diskutiert. Die Süddeutsche Zeitung hat ja seit etwa zwei Jahren eine eigene Redaktion „Investigative Recherche“, ihr Leiter Hans Leyendecker hat dann auch auf dem Podium Rede und Antwort gestanden. Neben ihm sind noch Klaus Ott und Nicolaus Richter in der Redaktion angesiedelt. Die drei SZ-Redakteure arbeiteten ressortübergreifend und „bestimmen ihren Rhythmus selbst“, so Leyendecker. Im Moment würden viele Wirtschaftsthemen bearbeitet, gab aber offen zu: „Eine echte Lücke haben wir im Bereich Sicherheitspolitik. Hier haben wir keine Kontakte und betreiben auch keine wirkliche Kontaktpflege.“ Im Gegensatz zum Reporterpool von NDR Info. Reporterin Ilka Steinhausen erklärte, dass man vor allem im Bereich Terrorismus und Sicherheit mit einem Kollegen sehr gut aufgestellt sei. Genauso wie im Bereich Rechtsextremismus. Vor fünf Jahren hat dieser Reporterpool angefangen, wurde inzwischen mit dem „Leuchtturm von netzwerk recherche“ geehrt und besteht derzeit aus sechs Festangestellten und mehreren freien Mitarbeitern. Das Wichtige bei den Freien: Sie werden nicht nach Beiträgen bezahlt sondern bekommen eine Tagespauschale. So schaffe man sich die Freiheit Geschichten zu recherchieren, die nicht an einem Tag zu einem Ergebnis führten – wie das vor allem bei investigativer Recherche der Fall sei, so Steinhausen. Über die Jahre habe man vor allem gelernt die Geschichten zu verkaufen, also nicht nur eine Welle damit zu bedienen sondern gleich mehrere. Und auch mit stärker mit dem Fernsehen (NRD aktuell, Panorama etc.) sowie der Onlineredaktion zu kooperieren.
Ab 1. September soll auch die Zeitung „Welt“ einen Recherchepool erhalten. Jörg Eigendorf erklärte bei der Diskussion, dass die Notwendigkeit für so einen Pool gegeben sei weil man jahrelang auf Effizienz geachtet habe. „Jetzt ist die Zeit gekommen mehr Freiräume zu schaffen und diese Freiräume durch einen Recherchepool zu institutionalisieren.“ Demnach werden sieben Reporter ressortübergreifend zusammenarbeiten – vier Stellen sind bereits vergeben, drei werden derzeit ausgeschrieben. Das Problem: Es steht dafür kein zusätzlicher Etat zur Verfügung. Wie Eigendorf dieses Problem lösen will, hat er bei der Diskussion nicht beantwortet. Auch beim Magazin „Stern“ gibt es inzwischen einen Recherchepool. Am 1. Juni hat dieser seine Arbeit aufgenommen und besteht auf fünf Leuten. Die sind vor allem auf Datenbanken und Aktenbeschaffung spezialisiert, erklärt Oliver Schröm. Demnach gebe es vier Kategorien von Arbeitsweise. Erstens die Reporter recherchieren ihre eigene Geschichte. Zweitens die Reporter gehen auf die Ressorts zu und helfen, wenn nötig (z. B. mit Akten beschaffen). Drittens die Ressorts kommen auf die Reporter zu und bitten um Hilfe. Viertens die Fachredaktionen kommen mit ihren Recherchen in eine Sackgasse und bitten den Recherchepool um neuen Input.
Auch die WAZ will ab 1. September mit einem Recherchepool an den Start gehen. Hier sollen eigene Themen entwickelt werden. Aber der Pool soll vor allem als Dienstleister agieren. Demnach sollen auch diese Kollegen helfen Akten zu beschaffen und damit einen Mehrwert zu schaffen. Insgesamt mache dieser Pool die Mediengruppe zukunftsfähiger, erklärt Daniel Schraven von der Welt. Schließlich sei Qualität im Google-Zeitalter wichtiger als je zuvor und deshalb müsse man nun mit Recherchequalität brillieren. Interessant: Beim Reporterpool werden regelmäßig Experten zu Gast sein, wie der Träger des Wächterpreises oder David Crawford vom Wall Street Journal, die über ihre langwierigen Recherchen aus der Praxis erzählen und der Redaktion damit einen zusätzlichen Motivationsschub geben sollen.
Januar 5, 2011 um 10:23 |
[…] ist das die digitale Rückbesinnung auf journalistischen Tugenden, die gerade ihre Renaissance in immer mehr Rercherchepools findet (die manche als verkappte Sparmaßnahmen sehen). So oder so: 2011 wird ein spannendes Jahr […]
Januar 5, 2011 um 13:32 |
[…] ist das die digitale Rückbesinnung auf journalistischen Tugenden, die gerade ihre Renaissance in immer mehr Rercherchepools findet (die manche als verkappte Sparmaßnahmen sehen). So oder so: 2011 wird ein spannendes Jahr […]
Januar 5, 2011 um 21:17 |
[…] ist das die digitale Rückbesinnung auf journalistischen Tugenden, die gerade ihre Renaissance in immer mehr Rercherchepools findet (die manche als verkappte Sparmaßnahmen sehen). So oder so: 2011 wird ein spannendes Jahr […]